Fußball:Ter Stegen, Tollpatsch im DFB-Trikot

Germany v Slovakia - International Friendly

Durchgeflutscht: Marc-André ter Stegen sieht beim 1:3 gar nicht gut aus.

(Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Schon das Debüt des Torwarts in der A-Nationalelf vor vier Jahren verlief kurios - nun muss er die Mutter aller Torwartfehler verkraften. Doch es gibt mildernde Umstände.

Von Christof Kneer

Natürlich wurden unmittelbar nach Abpfiff des Spiels gegen die Slowakei schlechte Witze gemacht. Zwar hat sich Joachim Löw bereits auf seine drei Turniertorhüter festgelegt, aber unter dem Eindruck des Treffers zum 1:3 schien es plötzlich nicht mehr ausgeschlossen zu sein, dass der Bundestrainer vielleicht doch noch Marc-André ter Stegen streichen und statt dessen den bekannt vielseitigen Joshua Kimmich als dritten Torwart nominieren würde.

Defensiv sei man "nicht so gut organisiert" gewesen, meinte Löw später in der Pressekonferenz und verwickelte sein Publikum in eine kleine Fachdebatte, in der es vereinfacht gesagt darum ging, dass die Taktik mit einer Dreier-Abwehrkette nicht so richtig praktisch war, weil sie auf Kosten des Mittelfeldes gegangen war. Neben dem alleinigen Sechser Sami Khedira sei "zu viel Platz" gewesen, in dem es sich die Slowaken bequem machen konnten, sagte Löw mit dem professionellen Eifer eines an Taktik interessierten Menschen.

Was Löw eindeutig weniger interessiert, sind Fragen, die sich einer strengen fachlichen Expertise entziehen. Fragen zum Beispiel wie jene, warum der spektakulär veranlagte Torwart Marc-André ter Stegen immer dann defensiv nicht gut organisiert ist, wenn er das DFB-Trikot trägt.

Ein DFB-Fluch?

Schon ter Stegens Debüt in der A-Nationalmannschaft war vor vier Jahren einigermaßen kurios verlaufen, beim 3:5 gegen die Schweiz hielt er seiner Begabung nicht angemessen, ein Jahr später haute er sich beim 3:4 gegen die USA den Ball gleich selber rein. Und nun also gegen die Slowakei diese Mutter aller Torwartfehler: Nichts sieht für einen Torwart erniedrigender aus, als wenn ihm der Ball zwischen den Beinen durchrutscht.

Ein DFB-Fluch? Löw zieht die Augenbrauen zusammen bei solchen Fragen, er kann mit ihnen nichts anfangen. "Natürlich weiß ich, dass er so einen Ball normalerweise hält", sagte der Bundestrainer also, "das wird jetzt unser Vertrauen in ihn nicht beeinträchtigen."

In der Tat kann ter Stegen auf mildernde Umstände plädieren, er sehe "den Ball gar nicht mehr vor lauter Wasser", meinte er, "aber das ist natürlich trotzdem mein Fehler". Ob ter Stegen nun im internen Ranking von der Position 2a auf die Position 2b zurückgefallen ist, weil dem Kollegen Bernd Leno, der in der ersten Hälfte spielte, kein Ball durchrutschte? Solange Manuel Neuer gesund und nicht gesperrt ist, sind sie beim DFB gerne bereit, solche akademischen Spitzfindigkeiten auszuhalten.

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