Fußball - Stuttgart:Zwei Jahre nach Relegations-Drama: VfB kehrt zurück

Baden-Württemberg
Unions Sebastian Andersson (m), Stuttgarts Holger Badstuber (l) und Ozan Kabak (r) kämpfen um den Ball. Foto: Andreas Gora/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Stuttgart (dpa) - Mit dem VfB Stuttgart von damals hat der von heute nicht mehr viel gemeinsam. Knapp zwei Jahre nachdem sie dort durch ein 0:0 im Relegations-Rückspiel beim 1. FC Union Berlin abgestiegen sind, kehren die Schwaben am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der Fußball-Bundesliga an die Alte Försterei zurück. In neuem Gewand. Mit einem spannenden Trainer, einer begeisterungsfähigen Mannschaft - und satten 13 Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze.

"Personell hat sich einiges verändert. Die Mannschaft ist insgesamt deutlich verjüngt worden. Nach dem Abstieg ging der Umbruch so richtig los", sagt Berlins Mittelfeldspieler Christian Gentner. Der Routinier muss es wissen. Beim Relegations-Drama vor zwei Jahren hatte Gentner den VfB noch als Kapitän angeführt. Nun sieht er die Schwaben deutlich besser aufgestellt. "Es macht Spaß, dem VfB zuzuschauen. Sie treten mutig auf und relativ unbekümmert. Sie spielen für einen Aufsteiger eine stabile Saison. Das verdient großen Respekt."

Der inzwischen 35-Jährige hatte bei dem folgenschweren Remis am 27. Mai 2019 seinen letzten Einsatz für den VfB, ehe er ausgerechnet zu Union wechselte. Stürmer Nicolas Gonzalez ist der einzige Profi aus dem aktuellen Erstliga-Kader der Schwaben, der damals an Gentners Seite in der Startelf stand - und durch eine Abseitsposition das möglicherweise rettende Tor von Dennis Aogo verhinderte. Daniel Didavi und Gonzalo Castro wurden eingewechselt. Ansonsten ist von jener Mannschaft, die den zweiten Abstieg des VfB innerhalb von drei Jahren zu verantworten hatte, bis heute nicht viel übrig geblieben.

Sportdirektor Sven Mislintat war damals im Stadion - und noch ganz frisch beim fünfmaligen deutschen Meister. Das Team, das in jener Saison 70 Liga-Gegentore kassierte und von insgesamt drei Trainern (Tayfun Korkut, Markus Weinzierl, Nico Willig) betreut wurde, hat er seitdem mehr oder weniger komplett verändert.

Abgänge wie die von Benjamin Pavard, Timo Baumgartl oder Ozan Kabak brachten dem VfB direkt nach dem Abstieg gutes Geld ein, Teile davon wurden für Top-Talente wie Silas Wamangituka, Sasa Kalajdzic oder Mateo Klimowicz reinvestiert. Als Trainer wurde erst der bis dahin noch recht unbekannte Tim Walter verpflichtet und dann durch den noch unbekannteren Pellegrino Matarazzo ersetzt. Und das mit Erfolg.

In den knapp 700 Tagen seit seinem Abstieg von Berlin hat der VfB eine beachtliche Wandlung vollzogen. Der Traditionsclub lag am Boden, die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit wirkte größer als je zuvor. Inzwischen ist die einstige Überheblichkeit einer gewissen Bodenständigkeit gewichen - und in Bad Cannstatt wieder so etwas wie Aufbruchstimmung und Identifikation zu spüren.

Coach Matarazzo lässt attraktiven Offensivfußball spielen, Sturm-Juwel Kalajdzic ist nicht nur wegen seiner 14 Saisontore eine Art neuer Publikumsliebling und zwischen Spielern und Fans - trotz deren coronabedingter Abwesenheit - wieder eine Verbindung erkennbar. Mit dem Abstieg hat dieser VfB vorerst nichts mehr zu tun. Und mit dem VfB von 2019 auch nicht.

© dpa-infocom, dpa:210415-99-213025/2

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