Geld im Fußball:Wie man als Spitzenklub heute reich wird

BESTPIX - Real Madrid v Club Atletico de Madrid - UEFA Champions League Final

Milliardenbusiness Fußball: Real Madrid hat erstmals die 700-Millionen-Euro Marke geknackt und setzte in der vergangenen Saison 750,9 Millionen Euro um.

(Foto: Getty Images/Fotolia, Montage: SZ.de)
  • Real Madrid ist der reichste Klub Europas. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Studie der Prüfungsgesellschaft Deloitte. Der FC Bayern nimmt in diesem Umsatzranking den vierten Platz ein.
  • Spitzenklubs kommen auf sehr unterschiedlichem Weg an ihr Geld. In England spielt der TV-Vertrag eine Hauptrolle, der FC Bayern verlässt sich dagegen hauptsächlich auf seine Sponsoren.
  • Für alle Klubs gewinnt die Champions League immer mehr an Bedeutung.

Von Thomas Hürner und Benedict Witzenberger

Das jährliche Ranking der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte lässt für den europäischen Spitzenfußball einen wenig überraschenden Schluss zu: Geld schießt eben doch Tore. Zumindest immer dann, wenn das Geld auch sportlich und strategisch sinnvoll investiert wird. Bereits zum 22. Mal hat Deloitte im Rahmen des "Football Money League"-Reports die Umsätze im Klubfußball analysiert. Gegliedert sind die Erlöse dabei in drei Bereiche:

  • Zuschauereinnahmen (nationale und internationale Wettbewerbe)
  • Fernsehrechte (nationale und internationale Wettbewerbe)
  • Kommerzielle Einnahmen (Sponsoring, Merchandise und Uefa-Preisgelder)

Doch wie wirken sich die Bereiche nun auf den Umsatz aus? Gibt es Muster, die für bestimmte Klubs oder Ligen gelten?

Zunächst das Grundsätzliche: Neuer Spitzenreiter ist der Champions-League-Sieger der vergangenen drei Jahre. Real Madrid hat erstmals die 700-Millionen-Euro Marke geknackt und setzte in der vergangenen Saison 750,9 Millionen Euro um. Dahinter folgen Reals Erzrivale FC Barcelona (690,4 Millionen Euro) und Manchester United (666), der Finanzkrösus Europas in den vergangenen beiden Jahren. Der beste deutsche Klub folgt auf Rang vier: Der FC Bayern setzte 629,2 Millionen Euro um.

Was ebenso wenig verwundern dürfte, ist die Tatsache, dass immer mehr Geld im Milliardenbusiness Spitzenfußball im Umlauf ist. Die 20 umsatzstärksten Klubs setzten in der vergangenen Saison 8,3 Milliarden Euro um - fast siebenmal so viel wie bei der Premiere des Football Money League Reports im Jahr 1997 (1,2 Milliarden Euro). Die Erlös-Kurve geht kontinuierlich nach oben, eine Rezession ist nicht in Sicht.

Wie wichtig die Champions League für den Umsatz ist

Einen wichtigen Anteil am Umsatz der Top-Klubs machen die Einnahmen aus der Champions League aus, seit 2018 befindet sich die Rekordsumme von 3,2 Milliarden Euro im Topf. An diesem neuen Reichtum partizipieren jedoch nur wenige, weshalb die Königsklasse immer mehr zu einer geschlossenen Veranstaltung wird.

In der aktuellen Spielzeit waren in der Champions League nur drei Klubs dabei, die nicht im Jahr zuvor mitgekickt hatten - so wenige wie seit Jahren nicht. Im Jahr 2017 waren noch zwölf Neulinge dabei, 2016 waren es neun, 2015 elf. Die Champions League stärkt durch die Verteilung der hohen Einnahmen einige wenige große Klubs in jedem Land und bringt diese in den nationalen Ligen in eine zunehmend konkurrenzlose Position. Ihr finanzieller Vorsprung wird dadurch Jahr für Jahr größer. Von den 16 umsatzstärksten Vereinen starteten nur der FC Chelsea und der FC Arsenal in der aktuellen Spielzeit nicht in der Königsklasse, was bei den beiden Londonern Klubs aber einer ungewöhnlich schwachen Vorsaison in der heimischen Liga geschuldet war.

Für Klubs aus kleineren Ligen dürfte es zudem immer schwieriger werden, mit den größten Vereinen zu konkurrieren: Seit der jüngsten Champions-League-Reform kommen 16 von 32 Klubs aus den vier Top-Ligen (je vier direkt qualifizierte Mannschaften aus England, Spanien, Italien, Deutschland).

Wie sich eine erfolgreiche Champions-League-Saison oder eben auch das Fehlen in der Königsklasse auswirken kann, zeigen die Beispiele des FC Arsenal und der AS Roma. Während Rom durch die Halbfinalteilnahme in der vergangenen Spielzeit einen neuen Rekordumsatz vorweisen kann und in der Liste neun Plätze nach oben auf Rang 15 klettern konnte, hatte die einjährige Königsklassen-Absenz beim FC Arsenal zur Folge, dass die Londoner die höchsten Umsatzeinbußen vorzuweisen haben (48,4 Millionen Euro) - es sind zugleich die ersten nach mehr als 20 Jahren Wachstum am Stück.

Die Einnahmen aus der Champions League sind für alle drei eingangs erwähnten Bereiche von Bedeutung. Wer lange dabei ist und auf attraktive Gegner trifft, hat höhere Zuschauereinnahmen und nimmt mehr Fernsehgelder ein. Die Preisgelder fallen in die Rubrik der kommerziellen Einnahmen. Für die Roma war das Erreichen des Halbfinals daher ein wahrer Geldsegen. Insgesamt stieg der Umsatz um 46 Prozent von 172 auf 250 Millionen Euro, alleine 83,8 Millionen kamen von den Fernsehgeldern aus der Königsklasse. Der Anteil der TV-Erlöse ist bei der Roma daher deutlich höher als bei der nationalen und internationalen Konkurrenz. Sie sind aber zugleich eine kalkulatorische Herausforderung: Nicht in jeder Saison ist bei den Römern mit einer Halbfinalteilnahme in der Champions League zu rechnen, die Spielergehälter und Transferausgaben sollten also nicht im selben Maße wie der Umsatz steigen.

Der englische TV-Vertrag: Ein uneinholbarer Wettbewerbsvorteil?

Die englischen Fernsehgelder sind in Deutschland immer wieder Anlass für Debatten. Fakt ist: Der Vertrag bringt den Premier-League-Klubs insgesamt rund 6,9 Milliarden Euro für die Spielzeiten von 2016/17 bis 2018/19 ein, deutlich mehr als im Vergleich zur Bundesliga. Das wiederum hat zur Folge, dass es englische Mittelklasse-Klubs wie der FC Everton oder Newcastle United und West Ham United in die Top 20 der umsatzstärksten Vereine schaffen. Beim Vergleich zwischen dem FC Schalke 04 und Newcastle United - zwei Klubs, die in der Saison 17/18 nicht international spielten und deren TV-Einnahmen sich deshalb nur aus dem nationalen Vertrag zusammensetzen - zeigen sich die Unterschiede zwischen England und Deutschland deutlich.

Sponsoring wird immer wichtiger

Der TV-Vertrag ist zweifelsohne ein Wettbewerbsvorteil. Doch ab einem bestimmten Einnahmelevel fällt er gar nicht mehr so stark ins Gewicht. Das zeigt sich am Beispiel des finanziell starken FC Bayern. Von den Verantwortlichen wird gerne und nicht zu Unrecht auf die gute Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten verwiesen, aber wenn englische Klubs einen grundsätzlichen Standortvorteil haben, dann gilt das auch für die Münchner. Sie haben nach Real Madrid die zweithöchsten kommerziellen Einnahmen (Bayern: 348,7 Millionen Euro; Real: 356,2 Millionen Euro).

Diese kommerziellen Einnahmen setzen sich bei den Münchnern vornehmlich aus lukrativen Sponsorendeals zusammen, und bei einem Blick auf die Unternehmen wird deutlich: Der FC Bayern nutzt hier seine Monopolstellung in der wirtschaftsstärksten Region im wirtschaftsstärksten Land in Europa. Bayerische Unternehmen wie Adidas, Audi oder Allianz sind nicht nur Anteilseigner, sie pumpen gemeinsam mit Trikotsponsor Telekom auch im europäischen Vergleich massig Geld in den Klub.

Wie stark die Bayern im Bereich der kommerziellen Einnahmen sind, wird im Vergleich mit dem FC Liverpool (insgesamt Platz sieben im Deloitte-Report) und Juventus Turin (Platz elf) deutlich. Trotz Finalteilnahme in der Champions League und Mehreinnahmen durch Uefa-Preisgelder waren diese beim Klub aus der englischen Arbeiterstadt gerade einmal halb so hoch wie beim FC Bayern. Juventus erwartet sich von der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo im Sommer daher nicht nur einen sportlichen Mehrwert: Die italienische Konjunktur lahmt, und der Portugiese soll die Turiner für internationale Sponsoren attraktiver machen, damit das Spitzenfeld nicht noch weiter enteilt.

Nur bei Paris Saint-Germain, begünstigt durch die Finanzspritzen seiner katarischen Eigentümer, machen die kommerziellen Einnahmen einen höheren prozentualen Anteil am Gesamtumsatz aus als bei den Münchnern (Bayern: 55 Prozent; PSG: 58 Prozent). Hier zeigt sich zugleich eine weitere Möglichkeit, um eher niedrige Fernsehgelder zu kompensieren: Über ein Investoren-Modell. Für Klubs aus kleineren Ligen würde es wohl keinen anderen Weg zu finanzieller Wettbewerbsfähigkeit mit den absoluten Top-Vereinen geben. PSG steht allerdings aufgrund des katarischen Sponsorings im Verdacht, gegen das Uefa-Regulierungsinstrument Financial Fairplay zu verstoßen und erhält dafür auch von der internationalen Konkurrenz massive Kritik.

Die Zuschauereinnahmen

Auch bei den Zuschauereinnahmen sind die beiden umsatzstärksten Klubs Real Madrid und FC Barcelona vorne, sie profitieren von ihren großen Stadien (das Madrider Santiago Bernabéu hat eine Kapazität von 81 044 Plätzen; das Camp Nou in Barcelona von 99 354), und ihrem Status als Touristenattraktion, weshalb die Spanier überdurchschnittlich hohe Eintrittspreise verlangen können. Auch der FC Bayern bewegt sich mit Zuschauereinnahmen in Höhe von 103,8 Millionen Euro im Spitzenfeld.

Anders ist die Lage hingegen bei den italienischen Klubs, die mit einer vergleichsweise schwachen Konjunktur und Problemen bei den Stadien zu kämpfen haben. Italiens Serienmeister Juventus Turin kann gerade einmal Zuschauereinnahmen in Höhe von 51,2 Millionen Euro vorweisen - nur etwas mehr als ein Drittel im Vergleich zu Krösus Real Madrid. Die Turiner haben zwar eine moderne, aber für europäische Verhältnisse kleine Arena (Kapazität: 41.507 Plätze). Die anderen Italiener unter den Top 20 - Inter und AC Mailand sowie der AS Rom - haben große (Mailand: 80.018 Plätze; Rom: 72.698), dafür aber baufällige Stadien. Die durchschnittliche Auslastung und die Eintrittspreise sind niedrig, die Zuschauereinnahmen daher weit von denen der Spitzenteams entfernt.

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