Fußball: Sex-Affäre in Frankreich:Ribéry und die Orgie am Flughafen

Was geschah in einem Münchner Hotel zwischen Franck Ribéry und der minderjährigen Prostituierten Zahia Dehar? Frankreich spekuliert über neue Erkenntnisse im Pariser Verfahren. Dehar soll mit ihrem Honorar nicht zufrieden gewesen sein.

Michael Kläsgen

Hat das Ermittlungsverfahren gegen Franck Ribéry wegen "Kontaktanbahnung zu einer minderjährigen Prostituierten" am Ende etwas mit dem frühen Ausscheiden der französischen Elf bei der WM in Südafrika zu tun? Oder übt möglicherweise gar die Politik Druck auf die Justiz aus? Die Anwältin des Mittelfeldspielers vom FC Bayern, Sophie Bottai, deutet dies zumindest an.

Sex-Affäre: Ribéry erneut vernommen

Die Sex-Affäre um Franck Ribéry geht in Frankreich vor Gericht. Spielt das Flugticket der Prostituierten eine entscheidende Rolle?

(Foto: dpa)

"Ich stelle mir zumindest die Frage", sagte sie am Mittwoch der SZ: "Vielleicht ist der ermittelnde Untersuchungsrichter ein enttäuschter Fan?", fragte sie rhetorisch. Der Ruf des Untersuchungsrichters André Dando allerdings ist ein anderer. Er gilt in Paris als ausgesprochen sorgfältig arbeitender Ermittler. Laut der französischen Sportzeitung L'Equipe habe Dando sogar zugunsten des Spielers gehandelt und die Fußball-WM in Südafrika abgewartet, bevor er Ribéry am Dienstagvormittag kurz und vorübergehend in Polizeigewahrsam hatte nehmen lassen.

L'Equipe zitierte am Mittwoch eine Justizquelle, der zufolge es neue Erkenntnisse in dem Fall gebe, ohne die der Richter kein Ermittlungsverfahren gegen Ribéry und Real Madrids Stürmer Karim Benzema hätte einleiten können. Anwältin Bottai bestreitet hingegen, dass es eine neue Entwicklung gebe und will einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens stellen.

"Und wie alt bist Du?"

Sie beharrt darauf, dass die Prostituierte Zahia Dehar den Fußballprofi über ihr wahres Alter belogen habe. Dies geht auch aus dem Vernehmungsprotokoll hervor, aus dem die Boulevard-Zeitung Le Parisien zitiert. Danach bestätigte Dehar gegenüber der Polizei, dass sie gelogen habe. Als sie in München angekommen sei und mit Ribéry zu Abend gegessen habe, habe er sie gefragt: "Und wie alt bist Du?" Sie habe geantwortet: "Ich bin 18." In Wahrheit war sie 17.

Ribéry wird daher der Kontaktaufnahme mit einer Minderjährigen verdächtigt. Eine Straftat, auf die in Frankreich bis zu drei Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 45.000 Euro steht. Die Ermittlungen der Behörden richten sich gegen einen Zuhälterring, der im Nachtclub "Zaman Cafe" an den Champs-Élysées in Paris Callgirls unter anderem an Fußball-Profis vermittelt haben soll. Gegen vier Verdächtige, darunter den Clubbesitzer, wurde bereits Anklage erhoben.

Doch was sind die angeblich neuen Erkenntnisse des Untersuchungsrichters? Am Mittwoch gab es darüber nur Spekulationen. Für die Pariser Presse spielt möglicherweise der Kauf des Flugtickets eine Rolle. Schließlich müsse man beim Kauf des Tickets das Alter der Passagiere angeben.

"Und alle hatten Sex"

Bottai sagte dazu, ein Freund von Ribéry habe Dehar das Geld vorgestreckt. "Sie hat anschließend das im Voraus bezahlte Ticket abgeholt und erst in dem Moment der Fluglinie ihren Personalausweis gezeigt. Selbst der Freund von Ribéry kannte das Alter des Mädchens nicht." Die Prostituierte selber soll vor der Polizei gesagt haben: "Mein Flugticket und auch das Hotel Kempinski waren schon bezahlt. Ich weiß aber nicht, wer bezahlt hat."

Bleibt die Frage, ob nicht der angebliche Bekannte von Dehar, Kamel R., gegen den die Justiz seit April ermittelt und der sie nach München begleitete, über ihre Minderjährigkeit Bescheid wusste. Kamel R. wiederum soll dem Revolver-Blatt France Soir zufolge Ribéry vor der Polizei in Schutz genommen haben. Ribéry habe ihr Alter nicht kennen können, er selbst habe sich um alles gekümmert.

Kamel R. hätte allerdings auffallen müssen, dass Ribéry im Kempinski-Hotel am Münchner Flughafen vor seinen Augen eine Straftat begeht. Denn nach den Aussagen der Prostituierten vor der Polizei spielte sich laut France Soir in dem Hotel eine Orgie ab. "Da war Kamel und ein anderes Mädchen", soll Dehar zu Protokoll gegeben haben: "Und alle hatten Sex."

2000 Euro pro Nacht

Das Ganze soll sich an einem Wochenende im April 2009 abgespielt haben, um Ribérys 26.Geburtstag am 7. April zu feiern. Kamel R. wird mit den Worten zitiert, er habe mit Ribéry den Sonntag "bei den Bayern" verbracht und hinterher "die jungen Frauen im Restaurant getroffen". "Das Restaurant haben wir durch die Hintertür verlassen, weil mindestens 40 Leute vor dem Restaurant standen, um Fotos zu machen."

Zahia Dehar gefiel ihr München-Aufenthalt nicht. "Er (Ribéry) hat mir 700Euro in bar da gelassen. Ich sah, dass das nicht viel war. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und das ist auch der Grund, warum ich nicht nach München zurückgekehrt bin, als Kamel mich wieder anrief und mir vorschlug, Ribéry nochmals zu treffen. Das war eine oder zwei Wochen nach der ersten Reise."

Der Illustrierten Paris Match hatte die Prostituierte im April gesagt, ihr Tarif für die Nacht liege bei 2000 Euro; über Ribéry meinte sie damals: "Er war weder besonders zuvorkommend noch galant und auch nicht sehr sympathisch." Ribérys Anwältin sagte, für dessen Ehefrau sei die Situation "heikel". "Sie ist aber eine tolle Frau und hat die Situation verstanden."

Länderspiel-Nominierung offen

Neben dem juristischen und persönlichen Scherereien, die die Rotlicht-Affäre mit sich bringt, hat Ribéry auch sportlichen Ärger in Frankreich zu erwarten. Sportministerin Roselyne Bachelot hatte sich im Fernsehen dagegen ausgesprochen, dass ein Spieler, gegen den die Justiz ermittelt, in der Nationalmannschaft spielt. Ähnlich äußerte sich der potentielle neue Fußball-Verbandschef Fernand Duchaussoy: "Ich sehe nicht, wie ein Spieler, gegen den ein Anklageverfahren eingeleitet wurde, für das Team Frankreichs nominiert werden kann."

Die Staatssekretärin für Städteentwicklung, Fadela Amara, sagte nach Eröffnung des Ermittlungsverfahrens: "Das ist kein schönes Bild, das er der Jugend Frankreichs zeigt." Anwältin Bottai gegenüber der SZ: "Ich erwarte, dass die Politiker die Unschuldsvermutung für Ribéry gelten lassen, die sie für sich selber einklagen." In einer Umfrage des Portals le10sport.com sprachen sich knapp 90 Prozent dafür aus, Ribéry und Benzema nicht mehr für die Nationalelf zu berufen.

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