Fußball:Selbst beim Adieu gibt es Poldi nur mit Schweini

Lesezeit: 2 min

  • Schlüssiger hat sich jedenfalls selten ein Kreis geschlossen: Kurz bevor Lukas Podolski sich aus dem DFB-Team verabschiedet, gibt Bastian Schweinsteiger seinen Wechsel bekannt.
  • Die beiden Fußballer haben mit den Jahren etwas geschafft, was nur wenigen gelingt: sich auseinanderzuleben ohne sich auseinanderzuleben.
  • Schweinsteiger und Podolski sind Vertreter einer Generation, die ihre Karriere in der Zeitenwende verbracht hat.

Von Claudio Catuogno

Der Poldi und der Schweini: Sie kommen nicht voneinander los. Da verkündet der eine, Bastian Schweinsteiger, dass er seine finalen Tage als Berufsfußballer bald drüben in Amerika verbringen wird - und keine zwei Stunden später sitzt der andere, Lukas Podolski, zusammen mit dem Bundestrainer auf einem Pressepodium und soll was dazu sagen. Dabei sollte es in diesen Tagen doch um seinen eigenen Abschied gehen: ein letztes Länderspiel, ein letztes Servus, ehe Podolski wiederum seine finalen Tage als Berufsfußballer drüben in Japan verbringen wird. Aber da mag sich der eine achteinhalb Flugstunden in den Westen absetzen und der andere elfeinhalb in den Osten: Selbst beim Adieu gibt es den Poldi nicht ohne den Schweini und umgekehrt.

Auf die Frage, ob er das seinem alten Kumpel krummnehme, dass der ihm beim Abschied die Show stiehlt, hat Lukas Podolski am Dienstag einen dieser ebenso schlichten wie prägnanten Podolski-Hauptsätze gesagt, mit denen er schon einige Debatten wegmoderiert hat in seiner Karriere: "Ich muss nicht alle Titelseiten belagern." Punkt. Nein, der Poldi nimmt dem Schweini generell wenig krumm, und Platz für beide war ja tatsächlich immer genug. Auf den Titelseiten und im deutschen Fußball.

SZ.de-App
:Die wichtigsten Sport-News - direkt auf Ihrem Smartphone

Neu in der SZ.de-App: Analysen und Ergebnisse im Fußball und bei wichtigen Sportereignissen direkt als Push-Mitteilung auf Ihrem Smartphone.

Einst waren sie die Comedy-Zwillinge des deutschen Fußballs

Schlüssiger hat sich jedenfalls selten ein Kreis geschlossen. Als 19-Jährige debütierten Poldi und Schweini im selben Länderspiel: am 6. Juni 2004 in Kaiserslautern, ein 0:2 im Jubiläumskick gegen Ungarn, "50 Jahre Wunder von Bern". Beide wurden eingewechselt. Dass sie als historische Figuren Lebewohl sagen würden, fast 13 Jahre später, ahnte noch niemand. Eher waren sie damals die Comedy-Zwillinge des deutschen Fußballs, wobei dem Kölner Podolski die Sprüche immer noch etwas leichter über die Lippen kamen.

Mit den Jahren haben sie dann etwas geschafft, was nur wenigen gelingt: sich auseinanderzuleben ohne sich auseinanderzuleben. Der Schweini machte sich rar wie eine geheimnisvolle Diva, sein Boygroup-Gesicht wich kantigen Bergführerzügen, sein Fußballspiel rückte derweil vom rechten Flügel in die Zentrale. Der Poldi blieb der Poldi. Vor allem aber blieb der Poldi - während andere nach ihm kamen und vor ihm wieder gingen. Und dann waren sie irgendwann Weltmeister, Schweini und Poldi, als Vertreter einer Generation, die ihre Karriere in der Zeitenwende verbracht hat. Die die dunklen Jahre noch mitgemacht hat, die Rumpel-EM 2004 - aber dann den Schritt geschafft hat in die durchakademisierte Fußball-Gegenwart.

Kobe. Chicago. Keine schlechten Orte für ein würdiges Karriereende. Bloß halt so weit weg voneinander.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bastian Schweinsteiger
:Mourinho hat sich mit dem Falschen angelegt

Der ManUnited-Trainer hat Schweinsteigers Status offenbar unterschätzt - und ihn so ungewollt in den Heiligenstand erhoben. Kein Zweifel: In Chicago wird der Weltmeister alles daran setzen, "Großartiges zu schaffen".

Kommentar von Thomas Hummel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: