Russland-Frage:Der Blick geht zur Fifa

Russland-Frage: Noch eine starke Geste: Die Spieler von Manchester City tragen T-Shirts mit der ukrainischen Flagge und der Aufschrift "No War".

Noch eine starke Geste: Die Spieler von Manchester City tragen T-Shirts mit der ukrainischen Flagge und der Aufschrift "No War".

(Foto: Peter Byrne/dpa)

Fans und Spieler bekunden ihre Solidarität mit der Ukraine, aber die Fifa schweigt und gerät durch die Beschlüsse dreier Nationalmannschaften unter Druck. Präsident Infantino muss sich entscheiden.

Kommentar von Martin Schneider

In Europa ist Krieg und der Sport geht weiter. Er tut dabei aber nicht so, als sei nichts, er reagiert. Die Frage ist allerdings immer: Reagiert er richtig? Und reagiert er genug? Da gab es zum Beispiel den ukrainische Fußballer Oleksandr Zinchenko, der für Manchester City spielt. Vor dem Spiel gegen Everton umarmte er Vitali Mykolenko, seinen Landsmann im anderen Trikot. Seine Mitspieler trugen T-Shirts mit der ukrainischen Flagge, das Stadion nahm Anteil, Zinchenko war zu Tränen gerührt.

Eine starke Geste - zu deren Bild aber auch gehört, dass Manchester City einflussreichen Scheichs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört. Ein Staat, der sich wiederum bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat, als es darum ging, die russische Invasion zu verurteilen, enthielt. Wenn Krieg ist, muss man auch immer hinter die Botschaften schauen.

Russland-Frage: Auch auf den Tribünen der Premier League gibt es Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine, hier in Everton.

Auch auf den Tribünen der Premier League gibt es Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine, hier in Everton.

(Foto: Peter Byrne/dpa)

Fest steht, dass einige Dinge im internationalen Sport gerade in Bewegung sind. Die polnische Nationalmannschaft verkündete am Samstag, im WM-Qualifikationsplayoff-Spiel nicht gegen Russland anzutreten. Auch die beiden anderen möglichen Gegner, Schweden und Tschechien, erklärten ihre Weigerung. Robert Lewandowski, Weltfußballer, Bayern-Stürmer, Kapitän der polnischen Auswahl und normalerweise nicht dafür bekannt, politische Statements zu setzen, nannte das die "richtige Entscheidung". Er lief im Spiel gegen Frankfurt mit der ukrainischen Flagge am Arm auf. Die Aussagen der drei Länder setzen den Weltfußballverband Fifa, der bisher als einziger großer Sportverband absolut überhaupt keine Konsequenzen aus der russischen Invasion gezogen hat, unter Druck. Präsident Infantino muss sich entscheiden: Entweder Polen, Schweden und Tschechien rauswerfen - oder Russland.

Schwer vorstellbar, dass bei den Paralympics russische und ukrainische Sportler aufeinander treffen

Womit man bei einem anderen Thema wäre. Der komplette Ausschluss Russlands aus dem Weltsport ist der Elefant im Raum, bislang wurden dem Staat nur Veranstaltungen entzogen, das Champions-League-Finale etwa, auch das Formel-1-Rennen. Das IOC empfahl, alle Wettbewerbe in Russland und Belarus abzusagen. Aber Russland vor die Tür zu setzen, das hat bisher noch keiner getan. Der Blick geht darum zur Fifa - und auch zum IPC, dem Internationalen Paralympischen Komitee. Ab dem 4. März sollen in Peking die Paralympics stattfinden. Schwer vorstellbar, wie dort russische auf ukrainische Sportler treffen sollen.

Roman Abramowitsch, Oligarch und Besitzer des FC Chelsea, zog am Samstag seine eigene Art von Konsequenz. Er übergab die "Verwaltung" des Klubs an Treuhänder einer klubeigenen Stiftung. Allerdings hatte von ihm gar niemand verlangt, sich aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen - sondern es stand zur Debatte, seine Besitztümer, also auch den Klub, zu beschlagnahmen.

Wie gesagt, es ist gerade in diesen Zeiten bei manchen Botschaften notwendig, zweimal hinzusehen. Da ist es natürlich schön, wenn Klubs wie Eintracht Frankfurt klar Stellung beziehen und "Stop it, Putin!" in die Welt hinaussenden. Es ist nicht viel. Aber immerhin etwas.

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