Fußball-Regionalliga:Türkgücü flirtet mit Burghausen

v li Miha Tetickovic SV Wacker Burghausen Steffen Krautschneider 1 FC Schweinfurt 05 erzielt

Hauptspielstätte, zumindest auf dem Papier: Türkgücü München könnte in der dritten Liga womöglich auch in Burghausen spielen.

(Foto: Frank Scheuring/imago/foto2press)

Der Klub hat am Montag die Lizenzunterlagen für die dritte Liga eingereicht und hofft dank eines Winkelzugs auf einen positiven Bescheid.

Von Christoph Leischwitz

Max Kothny hatte es nicht leicht in den vergangenen Tagen. Bis zuletzt hat der Geschäftsführer von Türkgücü München daran gearbeitet, wasserdichte Bewerbungsunterlagen abzugeben, dabei hatte er doppelte bis dreifache Arbeit. Unermüdlich war er unterwegs, um dem Verein so viele Optionen wie möglich offenzuhalten. Am Montag um 17 Uhr übermittelte er an den DFB online jene Unterlagen, die darüber entscheiden werden, ob der Klub in die dritte Liga aufsteigt.

"Ich hoffe, dass der DFB meine zusammengeschusterten Stadionlösungen akzeptiert und die Lizenz erteilt", sagte Kothny am Montagabend. Anstrengend war es für Kothny geworden, weil die Stadionlösung der Stadt München für Türkgücü keine ausreichende Sicherheit bot, die Lizenz zu erhalten. Deshalb war er nach SZ-Informationen vergangene Woche auch mit Wacker Burghausen in Kontakt getreten, um eine weitere Option für eine Spielstätte zu haben - obwohl oder weil die Verhandlungen mit der Stadt München noch liefen.

Am Freitag meldete das Sportreferat, dass Türkgücü zwölf Spiele im Grünwalder Stadion erlaubt seien, der Rest könne im Olympiastadion ausgetragen werden. Das Problem für den Verein: Laut Drittliga-Statut des DFB muss eine Hauptspielstätte "uneingeschränkt zur Verfügung" stehen. Das trifft für beide Stadien nicht zu. Denn die Olympiapark GmbH hatte klargemacht, dass Fußballspiele nur außerhalb der Open-Air-Saison möglich sind. Nun sagt Kothny: Solch eine uneingeschränkte Verfügbarkeit konnte er bei seiner Meldung auch nicht vorweisen.

Dass Türkgücü zwischen drei Stadien hin- und herwechseln darf, ist sehr unwahrscheinlich

Die Stadionfrage schwelt seit Monaten. Weil die U23 des FC Bayern und die Profis von 1860 München partout nicht weichen wollten, bekam Türkgücü keinen uneingeschränkten Nutzungsvertrag vorgelegt. In der Zwischenzeit hatte sich der designierte Aufsteiger auch schon außerhalb Münchens umgehört, nach SZ-Informationen sogar bei den 300 Kilometer entfernten Würzburger Kickers. Dann erinnerte man sich an ein Monate altes Angebot aus Burghausen. Das Burghauser Bürgermeisterbüro bestätigte auf Anfrage am Montag die Verhandlungen mit Türkgücü. Am Abend bestätigte auch Kothny, dass er die Wacker-Arena angegeben habe - allerdings wohl nicht mit allen nötigen Dokumenten. Dafür fehlte die Zeit. Wie viele Stadien er insgesamt angegeben hat, wollte der Geschäftsführer nicht verraten. Offenbar waren es noch mehr als die beiden Münchner und das Burghauser Stadion.

Nach SZ-Informationen hofft Türkgücü jetzt darauf, das Olympiastadion oder die Burghauser Arena als Hauptspielstätte genehmigt zu bekommen. Diese soll sich zwar laut Statut am Vereinssitz befinden. Hier aber könnte der Ausschuss Dritte Liga über eine Ausnahme beraten, falls es mit dem Olympiastadion auf Basis von einigen Termin-Verbiegungen nicht klappt.

Dass der DFB nun die Lizenz erteilt, ist noch lange nicht gesichert. Zunächst muss geklärt werden, ob fehlende Dokumente möglicherweise noch nachgereicht werden können. In Frankfurt würde man es nicht gerne sehen, wenn eine Mannschaft ihre Heimspiele auf zwei Stadien verteilt. Noch unwahrscheinlicher ist, dass Türkgücü zwischen drei Stadien hin- und herwechseln darf. Das Olympiastadion kostet nach SZ-Informationen den Verein zwar nicht mehr Miete als das Grünwalder, allerdings fallen höhere Betriebskosten an. Darüber hinaus wird der DFB mit Interesse lesen, dass der Vertrag mit der Stadt München für Türkgücü nur eine Kann-Bestimmung darstellt: Der Verein muss also keine zwölf Spiele im Grünwalder austragen, er muss auch nicht im Olympiastadion antreten. Wenn Burghausen als Hauptspielstätte fungieren sollte, wird der DFB darauf pochen, dort so viele Spiele wie möglich abzuhalten. Für Türkgücü wäre das allerdings eine absolute Notlösung, der Verein würde nach wie vor gerne in München bleiben.

Am Montag verkündeten Türkgücü und auch der DFB, dass der Bayerische Fußball-Verband den Klub als Aufsteiger an den Dachverband gemeldet habe. Das ist formal aber nur die halbe Wahrheit. So wurde "hilfsweise" auch der FC Schweinfurt gemeldet, wie es im Juristendeutsch heißt. Das bietet dem Tabellenzweiten der Regionalliga eine Chance - für den Fall, dass Türkgücü die Lizenz doch nicht erhält. Die Mainpost berichtete jedenfalls hilfsweise schon mal, dass beim FC Schweinfurt noch Hoffnung bestehe, nachrücken zu dürfen.

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