Regionalliga Bayern:Turbulenzen am Lech

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"Nicht hinnehmbar": Trainer Martin Weng verlässt den TSV Rain mit sofortiger Wirkung. (Foto: Sven Leifer/foto2press/Imago)

Irritationen in der höchsten Fußball-Amateurliga: Der TSV Rain kündigt seinen Rückzug aus der Regionalliga an - und rudert dann wieder zurück. Das Trainerteam und der Kapitän verlassen den Verein vorzeitig.

Von Stefan Galler

Eine gute Woche vor dem Neustart der Fußball-Regionalliga Bayern ist der Tabellendreizehnte TSV Rain am Lech in schwere Turbulenzen geraten: Wie mehrere lokale Medien berichteten, wurden vor einigen Tagen Funktionäre und Mannschaft in einer extra einberufenen Zusammenkunft darüber informiert, dass sich die Klubleitung dazu entschieden hat, am Ende der Saison ganz unabhängig von der Tabellensituation den freiwilligen Rückzug in die Landesliga anzutreten. Die Gründe dafür lägen einerseits in der Ankündigung des Hauptsponsors Dehner, sein finanzielles Engagement deutlich zurückzufahren. Und da auch Geschäftsführer Alexander Schroder, ohne dessen Engagement das Vordringen des Klubs bis in die höchste Amateurliga kaum machbar gewesen wäre, offenbar fest vorhat, zur Jahresmitte seinen Posten zu räumen, stand die Zukunft des TSV erst recht in den Sternen.

Auf SZ-Nachfrage dementierte Schroder allerdings am Freitagnachmittag, dass der Rückzug aus der Regionalliga definitiv feststehe: "Ein Antrag auf Lizenzerteilung wird gestellt. Wie es dann in der nächsten Saison weitergeht, werden die kommenden Wochen zeigen."

Zumindest aber hatte die ominöse Zusammenkunft die Konsequenz, dass Cheftrainer Martin Weng, Athletiktrainer Raphael Boger und der noch aktiv spielende Co-Trainer Johannes Müller ihren sofortigen Rücktritt erklärten. Und auch dessen Bruder Stefan Müller, Kapitän der Regionalligamannschaft, will nicht mehr für den TSV spielen. Vor allem die Tatsache, dass die Vereinsleitung bis nach dem Ende des Wintertransferfensters gewartet hat, ehe die Mannschaft über den - vermeintlichen - Schritt zurück informiert wurde, hat den Betroffenen offenbar sauer aufgestoßen. In einer gemeinsamen Erklärung machten Weng und die Müller-Brüder dies deutlich: "Die Art und Weise der Kommunikation, sowie der Zeitpunkt nach Ende der Wechselperiode war für uns nicht hinnehmbar", teilten die Abwanderungswilligen mit. "Der Mannschaft und uns wurden bewusst Informationen vorenthalten und dann die Aussicht auf das gemeinsame Ziel Klassenerhalt genommen."

Ein freiwilliger Rückzug sei für das Trio jedenfalls nicht hinnehmbar, wie in der Erklärung deutlich wird: "Wir stehen für leistungsorientierten Amateurfußball auf gehobenem Niveau. Diese Ausrichtung ist für uns nicht mehr erkennbar. Wir bedauern unseren Schritt sehr, sehen aufgrund des massiven Vertrauensverlustes und der entstandenen Dynamik jedoch keine Chance mehr auf sportlichen Erfolg."

Geschäftsführer Schroder nimmt die Schuld an der Entwicklung auf sich

"Ich muss als verantwortlicher Gesellschafter die Verantwortung auf mich nehmen", sagte Schroder am Freitag. Gegenüber dem Internet-Portal fupa.net hatte er sich noch ein paar Tage zuvor schwer getroffen gezeigt, vor allem, weil er "den richtigen Zeitpunkt verpasst" habe, die Pläne der Klubleitung zu kommunizieren: "Je mehr Zeit ich verstreichen ließ, desto schwieriger wurde es. Ich habe das einfach unterschätzt, weil mich die Angst packte, die Spieler könnten uns dann von Bord gehen."

Davon scheint nun keine Rede mehr zu sein: Nach einem weiteren Treffen am Donnerstag steht zumindest fest, dass die Mannschaft und die verbliebenen Betreuer weiter zusammenarbeiten wollen. Man könne "Entwarnung" geben, sagte Schroder der SZ. "Die Spieler bereiten sich nach einer kleinen Pause auf die noch ausstehenden Punktspiele vor." Wie man die "schwierige Situation" meistern werde, zeige sich dann in der Zukunft. "Die Mannschaft möchte, dass wieder Ruhe einkehrt", so Schroder. Denn eines wolle er auf jeden Fall vermeiden: "Dass durch uns die Tabelle verfälscht wird."

Sollte Rain nämlich den Spielbetrieb vorzeitig einstellen, würden die Lechstädter analog zu Türkgücü München in der vergangenen Drittligaspielzeit auf den letzten Tabellenplatz gesetzt werden, sämtliche Ergebnisse der bereits absolvierten Partien würden gelöscht und aus der Rangliste herausgerechnet werden.

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