Geschichten aus der Regionalliga:Auf dem Sprung

Geschichten aus der Regionalliga: Blick nach vorn: Andreas Pummer, hier noch als Co-Trainer bei Türkgücü München, wird den FC Pipinsried im Sommer verlassen und zum FC Deisenhofen wechseln.

Blick nach vorn: Andreas Pummer, hier noch als Co-Trainer bei Türkgücü München, wird den FC Pipinsried im Sommer verlassen und zum FC Deisenhofen wechseln.

(Foto: Susanne Hübner/Imago)

Der ehemalige Türkgücü-Coach Andreas Pummer wechselt im Sommer zum Bayernligisten FC Deisenhofen. Vorher jedoch will er dem FC Pipinsried noch zum Regionalliga-Verbleib verhelfen.

Von Stefan Galler

Mit Wehmut blickt Andreas Pummer auf das, was gerade bei einem seiner ehemaligen Vereine passiert: "Es ist schlimm und tut mir richtig weh", sagt der 39 Jahre alte Fußballtrainer über die Insolvenz und das drohende vorzeitige Saison-Aus von Türkgücü München in der dritten Liga. "Nicht nur ich habe so viel Herzblut und Arbeit in dieses Projekt gesteckt." Pummer war es, unter dessen Regie der Klub den Durchmarsch von der Landes- bis in die Regionalliga schaffte, später rückte er ins zweite Glied zurück, war Co-Trainer unter Reiner Maurer, Alexander Schmidt und Serdar Dayat - sowie zweimal Interimstrainer in der dritten Liga. Die fehlenden Lizenzen verhinderten eine länger andauernde Chefrolle im Profifußball.

Und so emanzipierte er sich und heuerte im vergangenen November beim Regionalligisten FC Pipinsried an, als dieser sich gerade nach sieben Niederlagen in acht Spielen von Andreas Thomas getrennt hatte. Der Auftakt war vielversprechend, unter dem neuen Coach sammelte der Klub aus dem Dachauer Hinterland in den restlichen vier Partien vor Weihnachten sieben Punkte ein. Dennoch hat Pummer den Klub schon vor Beginn der Restrunde darüber informiert, dass er Pipinsried am Saisonende wieder verlassen wird. Vor allem der immense zeitliche Aufwand sei es, der die sportlich reizvolle Aufgabe trübe, sagt er: "Über eine Stunde brauche ich von meinem Wohnort Taufkirchen nach Pipinsried immer, egal welche Strecke ich nehme." Und zur Reisedauer kämen auch noch die gerade derzeit enormen Spritkosten.

"Er wird alles tun, um seinen Ruf nicht durch einen Abstieg anzukratzen."

Und weil auch noch ein paar Rahmenbedingungen, darunter die im Winter eher spärliche Trainingsbeteiligung, aus seiner Sicht nicht optimal seien, hat sich Pummer dazu entschieden, die Klubführung des FCP frühzeitig von seinem Abschied in Kenntnis zu setzen. Dementsprechend gibt es auch kein böses Blut, wie Pipinsrieds Sportlicher Leiter Tarik Sarisakal unterstreicht: "Er hat es offen und ehrlich kommuniziert, die Entscheidung ist zu akzeptieren und zu respektieren." Er finde es "schade", dass Pummer über den Sommer hinaus nicht weitermache: "Andi ist ein guter Trainer, klar im Kopf und mit einem klaren Matchplan, dazu zwischenmenschlich absolut top", sagt Sarisakal, der komplett davon überzeugt ist, dass der Coach alles in die Waagschale werfen wird, um mit Pipinsried die Klasse zu halten: "Wer ihn kennt, der weiß, wie akribisch Andi arbeitet. Er wird alles tun, um seinen Ruf nicht durch einen Abstieg anzukratzen."

Das erste Spiel nach der langen Pause lief dann jedoch nicht nach dem Geschmack der Pipinsrieder: Beim FV Illertissen kassierten sie nach ausgeglichenen ersten 60 Minuten zunächst eine gelb-rote Karte gegen Dominik Wolfsteiner (63.) und schließlich das entscheidende 0:1 durch Max Zeller (83.). "Wir hätten uns einen Punkt verdient gehabt. So bringen wir uns durch eine Undiszipliniertheit wieder um Punkte", sagte Pummer.

"Das ist ein Paradebeispiel für einen gut geführten Verein ohne Querelen", sagt Pummer über seinen künftigen Klub

Wie nicht anders zu erwarten war, hat die Meldung, dass ein renommierter Münchner Amateurfußballtrainer im Sommer zu haben sein wird, Aufsehen erregt in der Szene. Und so hat sich Pummers Dienste schnell der Bayernligist FC Deisenhofen gesichert, der seinerseits am Ende der Saison seinen bisherigen Chefcoach verliert: Der frühere isländische Nationalspieler Hannes Sigurdsson, 38, hört nach vier Jahren auf, er peilt ein Engagement in einer höheren Liga an. "Schon beim ersten Treffen hat sich gezeigt, dass man hier meine Sprache spricht", sagt Pummer über seinen künftigen Klub aus der Münchner Landkreisgemeinde Oberhaching: "Das ist ein Paradebeispiel für einen gut geführten Verein ohne Querelen, aber mit einer guten Infrastruktur und einheimischen Spielern, die dort weiterentwickelt werden."

Komplimente, die Franz Perneker, Deisenhofens Sportlicher Leiter, nur zu gerne zurückgibt: "Wir wollen nach dem Weggang von Hannes Sigurdsson unseren Weg nicht verlassen. Und in Andi, den ich seit über 20 Jahren kenne, bekommen wir wieder einen Trainer, der gerne mit jungen Burschen arbeitet." Da beim FCD wegen einiger älterer Spieler ein Umbruch anstehe, sei Pummer dafür "genau der richtige Mann", glaubt Perneker. Und womöglich ja auch für den Sprung in die Regionalliga, den hat er nämlich nicht nur mit Türkgücü, sondern auch schon 2017 mit dem FC Unterföhring geschafft. Man wolle zwar nicht "auf Gedeih und Verderb" aufsteigen, "aber Zehnter wollen wir auch nicht werden", sagt Perneker. Die abgebrochene Bayernligasaison 2019-21 hatte der Klub auf dem zweiten Platz hinter Pipinsried beendet, Aufstiegsrunden wurden jedoch durch das Ergebnis einer entsprechenden Umfrage des Verbandes unter den Klubs abgelehnt. In der aktuellen Spielzeit dürfte der Zug angesichts von neun Punkten Rückstand auf Rang zwei nach drei Unentschieden in den ersten drei Partien 2022 bereits ohne Deisenhofen abgefahren sein.

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