Jemand hatte sogar ein kleines Transparent an der Werbebande aufgehängt: "Good Luck Peuker Frank" war darauf zu lesen. Der Angesprochene stand nur wenige Meter entfernt, neben der Bank des FC Pipinsried. Doch Frank Peuker hatte gar nicht erst die Möglichkeit, Glück zu haben mit dem neuen Verein, und das hatte wenig damit zu tun, dass die "Kleeblätter" von Greuther Fürth II am vergangenen Samstag zu Gast waren beim Fußball-Regionalligisten im Dachauer Hinterland. Es lag vielmehr daran, dass Teile seiner neuen Mannschaft gar keine Lust hatten, gut zu spielen, zumindest setzten sie die Anweisungen des gerade verpflichteten Trainers nicht um. Im Umfeld des Vereins erzählt man sich, Peuker habe bei der Halbzeitansprache teilweise keine Antworten bekommen, auch sollen ihn Spieler nicht gegrüßt haben, als er erstmals das Training leitete. Und so entschloss sich der erfahrene Fußballtrainer, gleich nach seinem Debüt wieder hinzuwerfen. Die Pressekonferenz nach dem 0:2 ließ er noch über sich ergehen, dann teilte er dem Klub seinen Entschluss mit. Good luck, Pipinsried.
Der FC Pipinsried bot schon immer einen fruchtbaren Boden für kuriose Geschichten. Die Vorkommnisse der vergangenen Tage ragen da aber noch einmal heraus. Alles begann mit der Beurlaubung des Spielertrainers Nikola Jelisic am Sonntag vor zehn Tagen, aus sportlichen Gründen. So weit, so normal. Bald aber warf auch Pablo Pigl hin, der Co-Trainer und zugleich einer der wichtigsten Stürmer. Ihm folgte Torwarttrainer György Szekely. Peukers Intermezzo machte dann vor allem deutlich, dass die Sache damit noch nicht vorbei ist, im Gegenteil. Denn die Mannschaft, das ist ein offenes Geheimnis, ist gespalten. Und es ist fraglich, ob der arbeitswillige Teil des Tabellen-19. groß genug ist, um noch einmal wettbewerbsfähig zu werden.

Einige im Team waren sauer, weil Jelisic gehen musste, das hat dann der Drei-Tage-Trainer Peuker abbekommen. Dazu äußern will sich der 50-Jährige auf Nachfrage nicht mehr. Dass er unter diesen Umständen nicht konstruktiv arbeiten könne, hatte er bereits erklärt.
"Wichtig ist, dass Ruhe einkehrt", findet Sportchef Sarisakal - und leitet vorerst selbst das Training
"Ich kann die Entscheidung von Frank nachvollziehen", sagt Tarik Sarisakal, der als Pipinsrieder Sportchef verantwortlich ist für die Kaderzusammenstellung - und nach der Trennung von Jelisic überraschend schnell dessen Nachfolger gefunden hatte. Peuker tue ihm nun zwar leid, unmittelbare Konsequenzen für die Spieler gebe es aber erst einmal nicht, sagt er: "Wir werden in den nächsten Wochen alles genau beobachten. Wichtig ist, dass Ruhe einkehrt." Dabei ist Sarisakal gleich doppelt gefragt. Denn nun hat genau derjenige, der den mürrischen Kader zusammengestellt hat, es sich zur Aufgabe gemacht, aus diesem auf dem Platz eine Einheit zu formen. Er hat am Montag erst einmal selbst das Training übernommen, zusammen mit dem ehemaligen Spieler Atdhedon Lushi und dem Profi Herbert Paul. Letzterer ist seit einem Kreuzbandriss im vergangenen Winter vereinslos und wollte eigentlich zusammen mit seinem alten Freund Lushi unter Peuker wieder fit werden und ein bisschen mithelfen - jetzt sind beide offizielle Co-Trainer. Der einstige Aufstiegsheld Lushi könnte sich dabei als Glücksfall erweisen, denn "er ist ein Sympathieträger", sagt Sarisakal. Einer, der womöglich mit allen Spielern im aktuellen Kader gut auskommt.
Der Aichacher Zeitung hatte Sarisakal noch gesagt: "Achtzig Prozent der Jungs haben einen einwandfreien Charakter. Aber es gibt einige, die Stunk machen." Trotzdem plant der Sportliche Leiter erst einmal keine Rauswürfe, bestenfalls Transfers mit Ablöse, alles andere kann und will sich der FC Pipinsried offenbar nicht leisten. Und ganz nebenbei will der Verein in der Winterpause noch einen neuen Trainer finden, auch wenn Sarisakal theoretisch bis 30. Juni übernehmen könnte. Es ist halt jetzt die Frage, welcher Trainer sich diesen Streit antun will.