Fußball-Regionalliga Bayern:Zaudernd im Sandkasten

Fußball Regionalliga Bayern 17. Spieltag im Hans-Walter-Wild-Stadion in Bayreuth Saison 2021-2022 SpVgg Bayreuth gegen

Genervt in der Herbstsonne: SpVgg-Coach Timo Rost.

(Foto: Peter Kolb/imago)

Die SpVgg Bayreuth versäumt beim 0:3 gegen den FC Schweinfurt die Gelegenheit, sich eines Konkurrenten im Aufstiegskampf zu entledigen. Trainer Timo Rost beklagt mangelnden Mut.

Von Christoph Leischwitz

Sebastian Kolbe ließ als Erster dem Frust freien Lauf. Als der unscheinbare Torschuss von Daniel Adlung vom Innenpfosten zum 0:2 ins Netz segelte, da trat der Torwart der SpVgg Bayreuth mit den Stollen gegen eben jenen Pfosten; wenig später tat es ihm Tim Danhof nach, als er vom Platz geholt wurde und die Stange der Auswechselbank malträtierte. Trainer Timo Rost zog da schon seit geraumer Zeit eine nachdenkliche Schnute. "Eine Mannschaft, die aufsteigen will, muss zu Hause vor so einer tollen Kulisse viel, viel mutiger auftreten", sagte er wenig später. Knapp 2000 Zuschauer waren diesmal ins Hans-Walter-Wild-Stadion gekommen.

Die Oberfranken hätten sich am Samstag im Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga Bayern gegen den FC Schweinfurt 05 eines Mitkonkurrenten entledigen können. Die Schnüdel lagen vor diesem Spiel schon acht Punkte zurück, selbst Schweinfurts Trainer Tobias Strobl sprach vor dem Anpfiff von einem möglichen "Todesstoß" im Falle einer Niederlage. Doch nach 15 eigenen Toren in den drei vorigen Partien setzte es diesmal für Bayreuth eine verdiente 0:3-Niederlage. Damit wird das Rennen um die Meisterschaft und ergo den direkten Aufstieg erst einmal wieder auf vier Spuren ausgetragen - Spitzenreiter FC Bayern II und Wacker Burghausen fahren noch mit.

Es ist erst viereinhalb Monate her, da hatte Rost über die Schweinfurter gesagt, dass sie den Bayreuthern vieles voraus hätten. Im Rückspiel der Aufstiegs-Playoffs zur dritten Liga war die Heimniederlage sogar ein Tor höher ausgefallen. Während Schweinfurt letztlich knapp am TSV Havelse scheiterte, verstärkte sich Bayreuth im Sommer in allen Mannschaftsteilen und holte in Felix Weber, Benedikt Kirsch und Daniel Steininger gleich mehrere Spieler, die schon über reichlich Drittliga-Erfahrung verfügen. Bislang waren die Bayreuther auch souveräner durch die Hinrunde marschiert als die unterfränkische Konkurrenz.

Mehr als 20 Tonnen Sand sind auf dem Platz gelandet - keiner weiß so genau warum

Am Samstag nun war die "Oldschdod" aber mal wieder unterlegen, zumindest ein bisschen erinnerte die Partie an jene von Ende Mai. Vor allem in der ersten Spielhälfte habe die "Überzeugung" gefehlt, fand Rost. In manchen Situationen ließen sich seine Spieler sogar den Schneid abkaufen. "Steh' auf jetzt", herrschte er in der 28. Minute seinen eigenen Spieler Tobias Weber an, als der nach einem Zweikampf mit Adam Jabiri mit schmerzverzerrtem Gesicht liegenblieb. In solchen Situationen wurde deutlich, dass man das etwas diffuse Wort Überzeugung durch Aggressivität ersetzen könnte.

Schweinfurt hatte von Beginn an deutlich mehr fürs Spiel getan und kam deshalb auch zu mehr Abschlüssen als die Gastgeber. Die Führung fiel aber dann durch einen unhaltbaren Distanzschuss von Kevin Fery, der nach einem Eckball-Abpraller eher zufällig zustande kam (10.). Abgesehen von der einen Großchance durch Ivan Knezevic (58.), die Schweinfurts Torwart Luis Zwick bravourös entschärfte (58.), war der Auswärtssieg aber auch nie ernsthaft in Gefahr. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Amar Suljic nach einem Sololauf (84.). "Der Sieg ist zu hoch ausgefallen, er war meiner Meinung nach aber verdient", sagte Schweinfurts Strobl.

Blieb noch die Frage, ob sich die Bayreuther diesmal nicht auch in anderer Hinsicht ein bisschen selbst gebremst hatten. Das Spielfeld wies nämlich ungewöhnlich viel Sand auf. Der Geschäftsführer der Bayreuther Spielbetriebs-GmbH, Wolfgang Gruber, sprach im BR von einer "peinlichen Sache": Mehr als 20 Tonnen Sand seien auf dem Platz gelandet, keiner wisse so genau warum. Die Rasenpflege im Stadion wird in Bayreuth von der Stadt übernommen.

Grubers Aussage, er habe den Eindruck, sich gerade "in einem Sandkasten" zu befinden, konnte man dann auch leicht missverstehen: Er meinte damit den bubenhaften Auftritt der Mannschaft in der ersten Hälfte. "Wir brauchen Männer, die keinen Schülerfußball spielen", sagte er. Dass die Mannschaft schon reif genug ist für den Aufstieg, kann sie schon bald noch einmal zeigen: Am Dienstag in einer Woche tritt die SpVgg Bayreuth bei den erfolgreichen Buben des FC Bayern München II an.

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