Fußball-Regionalliga Bayern:Trennung unter Freunden

Trainer Esad Kahric (FC Memmingen) Einzelbild, Aktion, Action, 17.08.2021, Unterhaching (Deutschland), Fussball, Regiona

Abschied einer Institution: Der FC Memmingen hat sich von Trainer Esad Kahric getrennt.

(Foto: Sven Leifer/imago images/foto2press)

Esad Kahric war insgesamt fast 30 Jahre Teil des FC Memmingen. Nach der 0:6-Pleite gegen den FC Augsburg II muss der erfahrene Übungsleiter gehen - aber eine Rückkehr ist nicht ausgeschlossen.

Von Stefan Galler, Memmingen/München

Wenn man mit Armin Buchmann spricht, hört man in jedem Satz, dass diese Entscheidung wohl die schwerste in seiner fast 14-jährigen Amtszeit als Präsident des FC Memmingen gewesen ist: Nach einer 0:6-Heimniederlage im Schwaben-Derby gegen den FC Augsburg II, zuletzt fünf Regionalligaspielen ohne Sieg und dem Absturz auf einen Relegationsplatz hat sich der Klub aus dem Allgäu von Cheftrainer Esad Kahric getrennt. Der 62 Jahre alte Bosnier war insgesamt fast 30 Jahre Teil des Vereins gewesen, zunächst als Spieler, von Herbst 2001 an als Trainer. Im September 2013 trat Kahric zurück, war danach bei den Lokalrivalen Sonthofen und Kottern tätig, ehe er 2019 wieder beim FCM anheuerte.

"Zwischen uns ist eine Freundschaft entstanden, die weit über das Verhältnis zwischen Präsident und Trainer hinausgeht", sagt Buchmann. Dementsprechend habe es sich bei der Trennung nicht um eine herkömmliche Freistellung gehandelt, weil eben niemand verbrannte Erde hinterlassen wollte: "Esad hat bei uns Legendenstatus, da muss man sehr vorsichtig sein, was der eine zum anderen sagt", so Buchmann.

Und so sei das Gespräch am Mittwoch trotz des unschönen Inhalts eben maximal harmonisch verlaufen, übrigens auch, was das Thema Geld angeht: "Sollte er jetzt erst mal Pause machen, erfüllen wir selbstverständlich bis Saisonende unsere vertraglichen finanziellen Pflichten", erklärt der Präsident, der seine Situation mit der eines Automechatronikers vergleicht: "Wenn ein Wagen nicht anspringt, tausche ich ja auch nicht gleich den Motor, sondern checke, ob womöglich nur der Anlasser kaputt ist."

Neben dem Interimscoach Thomas Reinhardt soll auch der frühere Profi Timo Gebhart mehr Verantwortung übernehmen

Soll heißen, dass man durch einen Wechsel auf der Kommandobrücke einen neuen Impuls setzen will und hofft, die sportliche Krise, die sich längst auf die zweite Mannschaft in der Landesliga ausgeweitet hat, dadurch in den Griff zu bekommen. Vorerst übernimmt der Sportliche Leiter Thomas Reinhardt die Verantwortung, der auch in Besitz der für die Regionalliga erforderlichen A-Lizenz ist. Gemeinsam mit dem bisherigen Stab sollen die Trainingseinheiten geleitet werden. Aber auch Führungsspieler wie die früheren Profis Martin Dausch und Timo Gebhart sollen eingebunden werden. Letzterer hatte nach einem soliden Saisonstart und einer Verletzungspause zuletzt nur noch in der Reserve gespielt, auch wegen Meinungsverschiedenheiten mit Coach Kahric.

Interimstrainer Reinhardt, der zusammen mit Christian Braun schon vor einigen Jahren in der Verantwortung gestanden hatte, hat bereits angekündigt, nicht als Dauerlösung zur Verfügung zu stehen. Einen neuen Coach zu finden, dürfte kein Problem sein, "es hagelt Bewerbungen", sagt Buchmann. Allerdings gehe es darum, jemanden zu finden, der zum Verein passe. "Und deshalb werden wir erst einmal in Ruhe Fuß fassen und wohl bis zur Winterpause keine Lösung verkünden", erklärt der Präsident.

Dass die sportliche Talfahrt ihre Ursache in der Corona-Pandemie hat, ist für Buchmann völlig klar: "Wir haben beim Lockdown als erster bayerischer Verein keine Gehälter mehr bezahlt. Damals wurde ein großer Umbruch eingeläutet, mittlerweile haben uns 25 Spieler der ersten und zweiten Mannschaft verlassen." Dafür sei der Klub nun "kerngesund", habe sogar 2020 einen Gewinn im mittleren fünfstelligen Eurobereich erwirtschaftet, ein positives Ergebnis wird laut dem Präsidenten auch für 2021 herauskommen.

Und dann gibt es da ja noch das Großprojekt, den Bau eines Multifunktionsgebäudes für 3,5 Millionen Euro direkt am Stadion, das dank Sponsorenzusagen schon jetzt bis zum Jahr 2031 durchfinanziert ist - und zwar unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Es bietet etwa Platz für Kabinen, Besprechungs- und Schulungsräume und einen Fitnessbereich. Der Gastro- und VIP-Bereich kann auch abseits vom Fußball vermietet werden. In diesem Gebäude soll dann auch das Zentrum der Jugendarbeit sein, der Job des Chefscouts ist noch zu besetzen. Womöglich ja eine Option, um den geschätzten Esad Kahric wieder beim FCM aufzunehmen? "Die Tür ist immer offen", sagt Armin Buchmann.

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