Fußball-Regionalliga Bayern:Tüfteln für die lange Trainerkarriere

Fußball-Regionalliga Bayern: "Wir müssen einfach Geduld haben": Martin Demichelis setzt beim FC Bayern II auf die Entwicklung seines jungen Kaders.

"Wir müssen einfach Geduld haben": Martin Demichelis setzt beim FC Bayern II auf die Entwicklung seines jungen Kaders.

(Foto: Sven Leifer/Imago)

Martin Demichelis und Sandro Wagner gehen als Coaches mit Unterhaching und Bayern II in eine neue Saison in Liga vier - dabei müssen sie nicht nur Nachwuchsarbeit leisten, sondern sich auch selbst entwickeln.

Von Christoph Leischwitz

Normalerweise müsste die SpVgg Unterhaching der alleinige Favorit auf die Meisterschaft sein, findet Sandro Wagner, er zählt auf: "Die Würzburger Kickers haben vor zwei Jahren noch zweite Liga gespielt. Schweinfurt hätte vorletzte Saison gegen Havelse aufsteigen müssen, ich habe die beiden Spiele gesehen. Bayern II darf gar nicht absteigen, sie waren davor noch Drittliga-Meister."

Dazu kommt das insolvente Türkgücü München, das auch mal in der zweiten Liga spielen wollte. Jetzt starten alle diese Teams zusammen mit der SpVgg Unterhaching in die neue Saison der Fußball-Regionalliga Bayern, Klasse vier. Doch nach Meinung des Münchner Ex-Profis gehören all diese Mannschaften eben eigentlich gar nicht dorthin. Aber es ist auch so: Unterhaching ist diesmal trotzdem der große Favorit.

Fußball-Regionalliga Bayern: Sandro Wagner kennt sich mittlerweile gut aus in der Regionalliga.

Sandro Wagner kennt sich mittlerweile gut aus in der Regionalliga.

(Foto: Germann/Eibner-Pressefoto/Imago)

Die Hachinger, die am Donnerstagabend das Eröffnungsspiel beim TSV Buchbach (19 Uhr) bestreiten, versuchen es auch gar nicht erst mit Tiefstapelei. "Ganz klar besser", sagt Wagner, wenn er auf den Kader im Vergleich zur Vorsaison angesprochen wird, und da wurde die SpVgg nach holprigem Start in der Rückrunde noch Dritter. Spieler wie den 33-jährigen Angreifer Mathias Fetsch (Wagner: "Top-Transfer") oder den 32-jährigen Torwart René Vollath ("elementar!") holt man auch nur zu einem Viertligisten, wenn man es ernst meint. Ebenso wie den Rückkehrer Maximilian Welzmüller, der allerdings noch einige Wochen verletzt fehlen wird. Und dann ist da ja auch noch Wagner selbst: "Ich bin auch besser als vor zwölf Monaten, ich habe sehr viel gelernt", sagt der 34-Jährige, der nur minimal älter ist als Fetsch oder Vollath.

Das alles bedeutet freilich kein Schaulaufen über die Dörfer, eher das Gegenteil, Wagner fordert knallhartes Leistungsprinzip. Gerade in Buchbach sei es schwer zu gewinnen, Hachings aktueller U17-Trainer namens Daniel Bierofka habe ihn darauf hingewiesen, dass er mit 1860 München damals dort verloren hat, trotz einer souveränen Saison. Und in Buchbach wird es zugehen wie Sau, zumindest darf man das nach einem Besuch auf der TSV-Homepage annehmen ("Spieltags-Special: Gegrillte Sau").

"Batista Meier, Vidovic, Motika, Sieb, Scott - da sind ja alleine schon 65 Tore weg", rechnet Demichelis vor

Während sich Wagner offenbar auf die kommenden Aufgaben freut, gehen andere vermeintliche Favoriten die Sache viel demütiger an: "Wir müssen einfach Geduld haben", sagt Martin Demichelis, der andere Ex-Bayern-Profi, der in der Regionalliga weiter die Dörfer abklappern wird. Doch die Vorzeichen könnten kaum unterschiedlicher sein, der U23-Coach der Bayern stapelt nach Platz zwei in der Vorsaison tief, wo es nur geht. Wohl auch, weil sein Kader nicht verstärkt wurde - er wird sogar sehr viel jünger.

Nicolas Feldhahn und der nach Haching gewechselte Maximilian Welzmüller wurden nicht durch Routiniers ersetzt, es gibt auch sonst nur wenige Zugänge. Und wenn, dann sind sie oft gar nicht für die Regionalliga vorgesehen. Wie der 17-jährige Lovro Zvonarek, der in Kroatien schon ein Jahr in der ersten Liga spielte. Er dürfte entweder verliehen werden oder vielleicht sogar schon jetzt den Sprung in Julian Nagelsmanns Profikader schaffen. Auch bei dem Rückkehrer Sarpreet Singh ist es höchst unwahrscheinlich, dass er in der Regionalliga auflaufen wird.

Der junge Bayern-Kader soll die Chance bekommen, sich ohne Titeldruck zu entwickeln. Vor allem in der Offensive ist die Messlatte aber sehr hoch: "Batista Meier, Vidovic, Motika, Sieb, Scott - da sind ja alleine schon 65 Tore weg", rechnet der Argentinier vor. Er selbst müsse sich auch noch weiterentwickeln: "Ich habe 15 Jahre als Profi gespielt. Ich bin als Trainer erst in meinem fünften Jahr. Und ich plane eine lange Karriere."

Er selbst habe seinen großen Sprung ja auch erst mit ungefähr 20 Jahren gemacht, betont der ehemalige Innenverteidiger. Demnach haben aber auch seine Spieler noch Zeit: Stand jetzt haben die jungen Bayern auf Demichelis' früherer Position keinen einzigen Spieler, der älter ist als 19 Jahre; und auch keinen Angreifer. Vorbei also die Zeiten, in denen ein Kwasi Wriedt für einen mittleren sechsstelligen Betrag verpflichtet wurde, um die zweite Mannschaft in die dritte Liga zu schießen. Es ist im Verein gewünscht, dass sich die jungen Spieler selbst freischwimmen, so viele wie möglich.

Rund ein Drittel der sechs Adeyemi-Millionen fließt ins Hachinger Regionalliga-Team, wenn auch über mehrere Jahre verteilt

Viel mehr Routine weist da Unterhaching auf. Natürlich, der eine oder andere junge Spieler wird auch regelmäßig mitwirken, schließlich lebt die SpVgg davon, ihre besten Talente gewinnbringend zu verkaufen. "Das Nachwuchsleistungszentrum ist unser Hauptsponsor", sagt Schwabl gerne. Immerhin hat der Weiter-Transfer von Karim Adeyemi weit mehr als sechs Millionen Euro eingebracht. Rund ein Drittel dieses Erlöses fließt jetzt ins Regionalliga-Team, wenn auch über mehrere Jahre verteilt.

Weil dort der Kader sehr groß ist, haben die Hachinger jetzt sogar die zweite Mannschaft reaktiviert, die 2015 abgeschafft wurde. Weil der Landesligist SC Ichenhausen wegen Personalmangels nicht melden konnte, nutzten sie die Gelegenheit und füllten nun den Terminkalender der Südwest-Staffel auf, natürlich außer Konkurrenz, aber mit regulärem Spielbetrieb.

Wagner betont, dass er mit dieser U23 überhaupt nichts zu tun habe; welche Perspektiven die Spieler vom Verein bekommen, die vor allem für Freundschaftsspiele durch Bayern reisen werden, ist erst einmal fraglich. Diese Entscheidung macht noch deutlicher, dass Wagner keine Ausbildungs-, sondern eine Aufstiegsmannschaft trainieren möchte. Oder zumindest eine Meistermannschaft. Am Ende stehen für den Ersten ja noch zwei Playoff-Spiele gegen den Sieger der Regionalliga Nordost an.

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