RB Leipzig:Jesses Abmarsch

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Galt als Wunschlösung von RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff: Jesse Marsch hat RB Salzburg zu zwei österreichischen Ligatiteln geführt, in Leipzig stellte seine Herangehensweise fußballerisch einen Rückschritt dar. (Foto: Feichter/EXPA/Eibner-Pressefoto/imago images)

RB Leipzig zieht aus dem Abwärtstrend Konsequenzen: Jesse Marsch, Wunschkandidat und Freund von Klub-Boss Oliver Mintzlaff, wurde am Sonntag freigestellt. Vorerst übernimmt Assistent Achim Beierlorzer das Team.

Von Javier Cáceres

Keine 48 Stunden nach der 1:2-Niederlage beim 1. FC Union Berlin hat sich Fußballbundesligist RB Leipzig am Sonntag von Trainer Jesse Marsch getrennt. Wie der Vorjahreszweite mitteilte, habe man den US-Amerikaner "nach einer tiefgehenden Analyse" der Lage und "intensiven Gesprächen" von seinen Aufgaben entbunden. Ein Nachfolger solle "zeitnah" präsentiert werden, hieß es weiter.

"Die Trennung von Jesse Marsch ist uns nicht leichtgefallen, denn ich schätze Jesse als Mensch und Trainer sehr", wurde Geschäftsführer Oliver Mintzlaff in der Mitteilung zitiert. Er bedauerte, "dass es in dieser Konstellation nicht wie erhofft geklappt hat und dieser Schritt nun notwendig wurde, weil leider die gewünschte Entwicklung und somit auch die notwendigen Ergebnisse für unsere Saisonziele ausgeblieben sind", fügte Mintzlaff hinzu.

Ersatzmann Marsch konnte nicht annähernd an Nagelsmanns Erfolge anknüpfen

Marsch hatte seine Arbeit als RB-Trainer zu Beginn der laufenden Saison aufgenommen. Zuvor hatte er RB Salzburg zu zwei österreichischen Ligatiteln geführt. Der 48-Jährige sollte den seinerzeit zum FC Bayern abgewanderten Julian Nagelsmann ersetzen. Marsch galt als Wunschlösung Mintzlaffs, der Nagelsmann bereitwilliger hatte ziehen lassen, als zunächst vermutet worden war.

Nagelsmann erklärte vor wenigen Wochen, überrascht gewesen zu sein, dass ihm Mintzlaff keine Steine in den Weg gelegt hatte, als er ihm vom Werben des FC Bayern berichtete. Mintzlaff strich für Nagelsmann eine Rekordablösesumme für einen Trainer ein. Doch Ersatzmann Marsch, für den Mintzlaff persönlich bürgte, konnte nicht annähernd an Nagelsmanns Erfolge anknüpfen. Fußballerisch stellte die Rückkehr zu den RB-Prinzipien des schnellen Umschaltspiels einen Rückschritt dar.

Unter Marsch hat Leipzig in 21 Pflichtspielen mehr Niederlagen als Siege eingefahren

In der Tabelle sackte RB Leipzig nach dem 1:2 beim 1. FC Union Berlin vom Freitag ins Mittelfeld ab. Leipzig war am Sonntag vom Relegationsplatz so weit entfernt wie von den Champions-League-Plätzen. In der aktuellen Champions League ist Leipzig ausgeschieden; vor dem abschließenden Gruppenspiel am Dienstag gegen Manchester City geht es nur noch darum, den dritten Tabellenplatz und damit den Einzug in die Europa League zu sichern. Unter Marsch hat Leipzig in 21 Pflichtspielen mehr Niederlagen (9) als Siege (8) eingefahren.

Schon am Freitagabend hatte sich angedeutet, dass sich Marschs Zeit als RB-Trainer dem Ende zuneigen würde. Mintzlaff hatte nach der Partie in einem TV-Interview sogar von einem "beschissenen Spiel" der Leipziger gesprochen. Er hatte aber nicht nur die Verantwortung des Trainers, sondern auch die Spieler in die Pflicht genommen. Dies tat er nun auch am Sonntag. Er erwarte " von unserer sportlich durchaus sehr starken Mannschaft, dass sie konstanter als zuletzt ihr Potenzial und ihre Qualität auf dem Platz abruft", erklärte Mintzlaff.

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