Fußball: Eigentore:Wie aus Holz geschnitzt

Der CFR Cluj schießt zweieinhalb Eigentore in München, verpasst damit aber Platz eins in dieser Wertung. Die Fußball-Geschichte ist reich an kuriosen Selbsttoren - eines war tödlich.

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Schweinsteiger of Bayern Munich raises his arms as he celebrates his team's second goal against CFR Cluj during their Champions League soccer match in Munich

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Der CFR Cluj schießt zweieinhalb Eigentore in München, verpasst damit aber Platz eins in dieser Wertung. Die Fußball-Geschichte ist reich an kuriosen Selbsttoren - und einem tödlichen.

Der CFR Cluj schießt hier gerade sein drittes Tor in der Münchner Arena, allerdings das zweite ins falsche Netz. Cristian Panin schubste fast lustlos eine Ecke mit der Hüfte über die Linie zum 2:1 für den FC Bayern. Zuvor hatte schon sein Mitspieler Cadú eine Hereingabe mit dem Knie derart unbeholfen ins eigene Tor verlängert, als wäre er aus Holz geschnitzt. Ohnehin musste der FC Bayern wenig tun beim 3:2-Sieg in der Champions League, beim dritten Treffer schoss Panin Mario Gomez an, von dessen Knie und Schienbein der Ball ins Tor rollte.

Zweieinhalb Eigentore in einem Spiel sind selten - dennoch kein Rekord für die Ewigkeit.

Borussia Mönchengladbach - Hannover 96

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Da war zum Beispiel das unglückseelige Spiel von Hannover 96 am 12. Dezember 2009. In Mönchengladbach schoss zuerst Torwart Florian Fromlowitz (l.) seinen Verteidiger Karim Haggui (r.) an - 0:1. Dann schickte Kollege Constant Djakpa den Ball aus 25 Metern auf eine derart schiefe Bahn, dass Fromlowitz ihn zum 1:3 passieren ließ. Und in der Nachspielzeit spitzelte wieder Haggui den Ball aus 20 Metern Richtung eigenes Tor, Fromlowitz war schon in die andere Ecke unterwegs - Eigentor zum 3:5.

Und das alles einen guten Monat nach dem Suizid des Mannschaftskollegen Robert Enke.

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Dieser Herr mit der Nummer 4 setzte in  München eine Marke im Kampf um den Titel "Spektakulärstes Eigentor".

Anderson Polga, Verteidiger von Sporting Lissabon, setzte im Strafraum zum Scherenschlag an und knallte den Ball ins Netz. Es war das 3:0 für den FC Bayern beim 7:1-Sieg in der Champions-League-Saison2008/09 und sicher eines der schönsten Eigentore im Fußball.

Doch selbst Polga hat harte Konkurrenz:

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Da war zum Beispiel Helmut Winklhofer. Der Verteidiger des FC Bayern München schoss 1985 das Tor zur 0:1-Niederlage in Uerdingen. Er selbst beschrieb es später so: "Ich wollte den Ball eigentlich nur über den Fuß meines Gegenspielers lupfen. Doch aus diesem Lupfer wurde leider ein richtig schöner Weitschuss. Ich dachte nur: 'Mann, der geht aber weit!'"

Der Ball flog aus 35 Metern über Torwart Pfaff hinweg ins Tor. "Wenn ich gewollt hätte, dass der Ball dort einschlägt, wäre mir solch ein Schuss sicher nicht gelungen. Es war ein bisschen so, als ob Trainer Udo Lattek vorher zu mir gesagt hätte: 'Schau mal, dass du den aus 35 Metern reinkriegst, dann hast du morgen frei.'"

Der Schuss wurde in der ARD-Sportschau zum Tor des Monats gekürt.

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Sein Torwart Jean-Marie Pfaff hatte allerdings keinen Grund für Häme. Bei seinem ersten Spiel für den FC Bayern unterlief dem Belgier ebenfalls ein kurioses Eigentor: Pfaff wusste offenbar nicht, dass Bremens Stürmer Uwe Reinders sehr weit werfen konnte. Als dessen Einwurf in den Strafrum segelte, stürzte sich Pfaff nach vorne, aus dem Gewühl ragten seine Handschuhe empor, doch er hatte die Flugbahn unterschätzt. Pfaff berührte den Ball nur leicht, dieser landete im Netz. Ohne Pfaffs Eingreifen hätte das Tor gemäß den Fußballregeln nicht gezählt.

Pfaffs Kommentar später: "Das Tor war positiv für mich. Ich war sofort überall bekannt, vom Fernsehen wurde es zehnmal wiederholt."

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Die Abwürfe der Torhüter führen bisweilen zu kuriosen Wendungen. Zum Beispiel bei Frankfurts Torhüter Jürgen Pahl. Im Dezember 1982 misslang ihm schon nach drei Spielminuten in Bremen der Wurf des Balles, der eigene Schwung riss ihn zur Seite, der Ball entglitt ihm zur falschen Zeit und kullerte ins Tor. 0:1. Später wurde Pahl, der mit Frankfurt immerhin den Uefa-Cup gewonnen hatte, von Trainer Branko Zebec ausgewechselt.

(Bild: Jürgen Pahl nach einem Gegentor im Jahr 1980)

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Das Eigentor des Jahrzehnts in den Neunzigern fiel nach Reporter Fritz von Thurn und Taxis in München. Bremens Torwart Oliver Reck begründete 1991 seinen Ruf als Pannen-Oli.

Bayern-Stürmer Mazinho köpfte, Reck sah fast verträumt der Flugbahn hinterher. Der Ball tropfte an den Pfosten, von dort an Recks Kopf und von dort ins Tor. Danach ging der Torwart zu Boden wie ein Boxer beim K.o.

Immerhin: Bremen gewann trotzdem 4:3.

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Fernseh-Komödiant Stefan Raab hatte jedenfalls seinen Spaß, diese Szene ungefähr 8000 Mal wiederholen zu können und jedes Mal sein Publikum damit zu unterhalten.

Im Jahr 2002 fälschte der Cottbuser Kaluzny einen Schuss des Gladbachers Witeczek ab, der Ball flog in einer hohen Bogenlampe Richtung Tor, senkte sich vor der Torlatte wie ein Meteorit vom Himmel. Cottbus-Torwart Tomislav Piplica sah sich den Meteoriten an wie er auf ihn zuflog, in geduckter Haltung, wie erstarrt. Er schlug dann auf seinem Hinterkopf ein, und sprang von dort ins Tor: 3:3, Endstand.

Kommentar Piplica: "Es ist meine Schuld. Ich habe gedacht, der Ball fällt auf die Latte."

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Eine etwas überraschende Nachricht vielleicht vorweg: Vlado Kasalo hat für den 1. FC Nürnberg sogar ein ganz und gar normales Tor geschossen. Am letzten Spieltag der Saison 1989/1990 war das, da traf der Kroate beim 2:0-Sieg gegen Kaiserslautern zum zwischenzeitlichen 1:0.

Doch dieses Tor ist im kollektiven Fußball-Gedächtnis deutlich weniger verhaftet als die beiden Eigentore ein gutes Jahr später. Da brachte Kasalo das Kunststück fertig, innerhalb von einer Woche gleich zweimal den eigenen Torwart zu überwinden. Der Kroate geriet in den Verdacht, die beiden Eigentore bewusst erzielt zu haben, um so Geld von der Wettmafia zu bekommen und seine Wettschulden begleichen zu können. Der "Club" entließ ihn, die Aura eines der größten Skandale der Bundesliga-Geschichte umgab ihn - und der damalige Zweitligist Mainz verpflichtete ihn trotzdem zur Saison 1992/93. Zwei Spielzeiten war Kasalo dort aktiv, fünf Treffer erzielte er - und kein Eigentor.

Übrigens: Der Tipp für die Verpflichtung von Kasalo soll ausgerechnet von Franz Beckenbauer ("Der Vlado hat zweimal bei mir in der Weltauswahl gespielt, den könnt ihr blind nehmen") gekommen sein, der in Sachen Eigentore ja auch nicht ganz unbewandert ist ...

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So ein Abschiedsspiel ist ja dazu da, dass der Verabschiedete noch einmal schön Fußball spielen darf, zusammen mit Freunden, und irgendwann legt man ihm den Ball hin und er darf noch einmal ein Tor schießen.

Als Franz Beckenbauer sein Abschiedsspiel gab, im Trikot des Hamburger SV gegen die Nationalmannschaft, da schoss er auch bald ein Tor. Allerdings kurioserweise ein Eigentor. Das Stadion johlte. Am Ende allerdings durfte er auch noch einen Treffer ins richtige Netz setzen und die Welt war wieder in Ordnung. Wie immer beim Kaiser.

(Bild: Franz Beckenbauer nach einem Eigentor gegen Hertha BSC Berlin 1975)

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Wofür Vlado Kasalo zwei Spiele brauchte, gelang anderen innerhalb von 90 Minuten. Gleich sechs Spieler (Dieter Bast, Per Rontved, Gerd Zimmermann, Dieter Pulter, Nikolce Noveski und der schon beschriebene Haggui) erzielten in der Bundesliga-Geschichte zwei Eigentore in einem Spiel.

Besonders kurios waren die Selbsttore des Mainzers Nikolce Noveski in der Partie gegen Frankfurt im November 2005. Zum einen traf der Mazedonier nämlich schon in den ersten sechs Minuten zweimal ins eigene Netz, zum anderen beließ er es in dieser Partie nicht bei den beiden Eigentoren, sondern erzielte auch noch den Anschlusstreffer für seine Mannschaft. Das Spiel endete 2:2, und Noveski nahm sein Malheur mit Humor: "Immerhin war es mein erster Hattrick."

In diesem Spiel schrammte Noveski aber nur knapp an dem vorbei, was Chris Nicholl von Aston Villa 1976 gegen Leicester City gelang: Da erzielte Nicholl beim 2:2 alle vier Tore.

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Die Fußball-Statistik kann ziemlich erbarmungslos sein. Da notiert sie zum Beispiel bei Valerien Ismael für die Saison 2003/04 ein Eigentor. Wenn der damalige Bremer Innenverteidiger aber vor Gericht verlangen würde, dass dort nur ein halbes Eigentor vermerkt ist, dürfte er ziemlich gute Chancen haben. Zwar berührte er als letzter Spieler den Ball, doch eines der schönsten Eigentore der Fußball-Geschichte geht zu einem ebenso großen Anteil auf das Konto von Ismaels Mitspieler Frank Baumann.

Das entscheidende Tor beim 1:2 gegen Dortmund fiel so: Frank Baumann wollte einen Abpraller aus der Gefahrenzone köpfen, traf aber nur seinen Kollegen Ismael von dessen Stirn das Leder ins Netz tropfte. In dem Spiel selbst war das ziemlich ärgerlich, am Saisonende vergessen: Denn Bremen wurde in dieser Saison Meister - trotz eines skurrilen Doppelkopfpasseigentores.

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Dieses Eigentor schockierte den Fußball. Anders gesagt: die Folgen dieses Eigentores am 23. Juni 1994 in Pasadena. Der Kolumbianer Andres Escobar grätschte während des WM-Vorrundenspiels gegen die USA in eine Flanke und lenkte den Ball ins eigene Netz. Kolumbien, das als Geheimfavorit zur WM gekommen waren, verlor 1:2 und schied aus.

Andres Escobar wurde danach gewarnt, sofort in die Heimat zurückzukehren, doch er sagte: "Ich finde, wir Spieler müssen uns der Kritik stellen." Am 2. Juli pöbelten ihn in einer Bar in Medellin zwei angetrunkene Männer an, Escobar forderte mehr Respekt, einer der beiden zückte eine Waffe und ermordete ihn mit zwölf Schüssen.

Foto: imago

© sueddeutsche.de
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