Fußball - Oldenburg:Sportsoziologe über Profifußball: "Abgehobene Blase"

Corona
Ein Fußball geht ins Netz. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Oldenburg (dpa) - Der Sportsoziologe Thomas Alkemeyer von der Universität Oldenburg hat Verhalten und Außenwirkung der Fußball-Branche während der Corona-Pandemie deutlich kritisiert. Der Profifußball entlarve sich gerade "als ein Betrieb, der abgehoben ist, der eine abgeschottete Blase bildet, die mit der Alltagsrealität vieler Menschen nichts mehr zu tun hat", sagte der Professor für Soziologie und Sportsoziologie in einem Interview der Oldenburger "Nordwest-Zeitung" (Mittwoch).

Er könne zwar "durchaus verstehen, dass der Profifußball als Wirtschaftsunternehmen alles tut, um in der Corona-Pandemie zu überleben und den Betrieb am Laufen zu halten". Entlarvend sei aber "die Suche nach möglichen Austragungsorten von Champions- oder Europa-League-Spielen mit weniger Coronaregeln etwa in Ungarn oder die vom FC Bayern angestoßene Debatte darum, ob Profifußballer geimpft werden sollen, um als Vorbilder zu dienen", sagte Alkemeyer. Das alles zeige, "dass der große Sport, der Spektakelsport, der in normalen Zeiten die Massen bewegt, mit einer gewissen Selbstverständlichkeit eine Sonderrolle beansprucht".

Der 65-Jährige kritisierte auch eine mögliche Durchführung der Fußball-EM oder der Olympischen Spiele in diesem Sommer unter den Bedingungen einer Pandemie. "Sollte die EM nicht abgesagt oder ein anderer Modus gefunden werden, ist das ein weiterer Beleg dafür, dass da ein Bereich entstanden ist, der sich so weit von der Realität entfernt hat, dass das kaum noch jemand versteht", sagte Alkemeyer. "Das gilt übrigens auch für die Olympischen Spiele, deren Durchführung unter Pandemie-Bedingungen unverantwortlich wäre."

© dpa-infocom, dpa:210217-99-477717/2

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