Nachruf auf Dietmar Constantini:Didi, der Retter

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Ein Mann mit Fachwissen und feinem Witz: Dietmar Constantini. (Foto: Dieter Nagl/AFP)

Leasing-Trainer, Generationenverbinder, Spielerförderer – als bemerkenswerte Figur der österreichischen Fußballgeschichte wird Dietmar „Didi“ Constantini in Erinnerung bleiben.

Nachruf von Felix Haselsteiner

Am Ende stand immer wieder Dietmar „Didi“ Constantini an der Seitenlinie und rettete, rettete, rettete. Feuerwehr, Polizei und Notarzt sind in Österreich per 122, 133 und 144 zu erreichen, bei Constantini brauchte man noch eine Tiroler Vorwahl, um ihn ans Telefon zu kommen – aber bereit zum Einsatz war er immer. Die Vaterfigur aller Interimstrainer nannte man ihn in Österreich, weil er immer dann einsprang, wenn die Situation aussichtslos war. Nach Linz, Mödling, Wien, Klagenfurt, selbstverständlich in seine Tiroler Heimat nach Innsbruck und einmal sogar nach Mainz brachte dieser Ruf den fleißigen Constantini. Er blieb meist nur für kurze Zeit, nannte sich selbst einmal einen „Leasing-Trainer“, aber seine Bilanz an Nichtabstiegen ist phänomenal.

Eine nahbare, freundschaftliche, wenngleich manchmal sture Art brachte er in die Mannschaften (ein Tiroler eben, hieß es bisweilen). In den Teams, die er übernahm, war Constantini meist überaus beliebt, nicht zuletzt wegen seines Humors: Ob die Aussagen in feinem Dialekt Witz oder Ernst waren, wusste man oft nicht so genau, es blieben Sätze in Erinnerung wie folgender: „Als Trainer muss man vorher wissen, was die Journalisten nachher wissen.“

Im österreichischen Fußball nahm Constantini eine zeitgeschichtlich bemerkenswerte Rolle ein, als Verbinder zweier großer Generationen. Nach einer soliden Spielerkarriere als arbeitsamer Innenverteidiger wurde er Co-Trainer des großen Ernst Happel, der das Nationalteam trotz schwerer Krankheit trainierte und zu einem Mentor für den jungen Constantini wurde. Als Happel 1992 starb, übernahm sein Schüler, aber beim ÖFB traute man ihm den Job nur übergangsmäßig zu – vorerst.

Als nämlich 2009 der grimmige Tscheche Karel Brückner nach kurzer Zeit wieder die Lust am Teamchef-Amt verlor, klingelte in Tirol das Telefon, diesmal blieb Constantini immerhin für zwei Jahre im Amt. Die Qualifikation für die EM verpassten die Österreicher zwar, die Weichen für die Zukunft stellte Constantini dennoch: Er setzte auf die jungen Spieler, unter anderem auf David Alaba, der sich am Mittwoch bei seinem ehemaligen Trainer mit schönen Worten bedankte: „Ohne dich wäre ich heute nicht da, wo ich bin.“

Das gilt für viele junge Fußballer, die Constantini immer besonders am Herzen lagen. Nach seinem Abschied vom ÖFB veranstaltete er Trainingscamps für Kinder, dann zog er sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Seine Tochter Johanna machte 2019 seine Demenzerkrankung öffentlich, sie schrieb zwei Bücher über den Weg, den die Familie in den vergangenen Jahren mit dem Vater ging, der zuletzt in einem Innsbrucker Pflegeheim lebte. Am Mittwoch ist Dietmar „Didi“ Constantini im Alter von 69 Jahren gestorben.

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