1. FC Nürnberg:Auf Reserve ins neue Jahr

Enrico Valentini ( 1 FC Nuernberg ) muss verletzt vom Platz gefuehrt werden. 10.12.2021, Fussball, 2. Bundesliga, Schalk

Ausgeknockt: Nürnbergs Kapitän Enrico Valentini muss wegen einer Gehirnerschütterung vorzeitig raus. Der Club war am Freitag auf Schalke wahrlich nicht vom Glück verfolgt.

(Foto: Eibner/imago)

Der Club betrauert nach dem Duell der Altmeister auf Schalke einige unglückliche Szenen und geht personell arg geschwächt in die letzte Trainingswoche des Jahres.

Von Stefan Galler, Gelsenkirchen/München

Würde man zusammenzählen, wie viele Kilometer die Stürmer in den Profifußballligen vergeblich zurücklegen, seit es den Videoassistenten gibt, es käme wohl einiges zusammen. Längst ist gängige Praxis, dass eine Angriffssequenz laufen gelassen wird, um im Zweifelsfall hernach die Schablone anzulegen und zu prüfen, ob eine Abseitsposition vorgelegen hat oder eben nicht. Das nervt bisweilen, nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Zuschauer. Und doch gibt es immer noch Situationen, in denen der Assistent an der Linie besser sein Fähnchen stillgehalten hätte.

So wie am Freitagabend in der mit 15 000 Zuschauern wegen Corona nur spärlich gefüllten Arena auf Schalke, als kurz vor der Halbzeit Club-Spieler Fabian Nürnberger frei vor S04-Torwart Martin Fraisl auftauchte, diesen jedoch nicht überwinden konnte, ehe im Nachschuss Manuel Schäffler aus gut 20 Metern per Flachschuss vollendete. Doch da war bereits eine angebliche Abseitsposition des Nürnbergers angezeigt - zu Unrecht, wie das Fernsehbild zeigte. "Wir hatten gleich das Gefühl, dass das kein Abseits war", sagte Nürnbergs Trainer Robert Klauß nach dem Spiel. "Wir sind davon ausgegangen, dass es wenigstens überprüft wird, aber der Schiri hat gesagt, dass er zu früh abgepfiffen hatte. Das war ärgerlich."

Falsche Abseitsentscheidung, Eigentor, drei Verletzte - für den Club kommt Einiges zusammen

Es war einer der zahlreichen Knackpunkte in dieser Zweitliga-Partie aus Sicht der Franken, die am Ende 1:4 verloren. Es wäre der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich gewesen, nachdem Thomas Ouwejan nach glänzender Vorarbeit des überragenden Darko Churlinov die Schalker Führung erzielt hatte (20.). Doch auch die verletzungsbedingten Auswechslungen von Tom Krauß (Beckenprellung) kurz vor der Pause und Mats Möller Daehli (muskuläre Probleme) in der Halbzeit warfen den Club nicht aus der Bahn. Gleich nach Wiederanpfiff gelang Fabian Nürnberger nach Schäfflers Vorarbeit dann doch der Ausgleich (49.) im Duell der Altmeister - bis 1968 hat der FCN neun Titel eingefahren, Schalke bis 1958 sieben -, eine Wende zum Guten blieb aber aus.

Ganz im Gegenteil, Schäfflers unglückliche Rettungsaktion, als er einen Volleyschuss des Schalkers Blendi Idrizi ins eigene Tor köpfelte (66.), stellte die Weichen für die Klauß-Elf wieder auf Niederlage. "Ich stehe in dem Moment auf einem Bein und denke, dass der Ball gerade auf mich zufliegt. Ich drehe dann den Kopf ein wenig zur Seite, und das hat dann gereicht, um dem Ball eine falsche Richtung zu geben", schilderte Unglücksrabe Schäffler die Szene. Und sein Trainer Klauß ergänzte: "Bis zu dem Zeitpunkt sind wir mitten drin im Spiel. Das ist unglücklich. So richtig sind wir dann nicht mehr vorne rangekommen."

Ganz im Gegenteil, in Kapitän Enrico Valentini musste auch noch ein dritter Clubberer vorzeitig raus, er hatte bei einem Zusammenprall mit dem eigenen Torwart Christian Mathenia eine Gehirnerschütterung erlitten (74.). Und in der Schlussphase kassierte man weitere Gegentore durch Churlinov, der den einzigen Fehler des ansonsten glänzend haltenden Nürnberger Keepers nutzte (85.), sowie Ko Itakura, der eine sehenswerte Kombination der Knappen abschloss (90.+4).

Und so musste Klauß nach der fünften Niederlage in den jüngsten sieben Pflichtspielen ein bitteres Fazit ziehen. "Heute kam viel zusammen, wir mussten viel einstecken", sagte er und nahm trotz der unglücklichen Begleitumstände sein Team in die Pflicht: "Wir hätten viele Dinge besser machen können, gerade in der zweiten Halbzeit." Da habe sich seine Mannschaft zu viele technische Fehler und Ballverluste geleistet, "durch die wir Schalke oft zum Kontern eingeladen haben".

Nun gehe es darum, die müden Recken für das letzte Spiel des Kalenderjahres am Samstag in Aue wieder aufzupäppeln, in der Schlussphase liefen einige Nürnberger sichtlich auf Reserve. Er habe gesehen, "dass einige Jungs ans Limit kommen von der Belastung her". Klauß will daher nun Kräfte sammeln, "um nochmal einen rauszuhauen".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: