Fußball:TV-Milliarden-Poker: Wichtig und unsicher wie noch nie

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Die Deutsche Fußball Liga führt ihre Ausschreibung der Medienrechte wie geplant fort. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Wie groß die Abhängigkeit der Fußball-Bundesliga vom TV-Geld ist, wird in den Zeiten der Corona-Krise besonders deutlich. Ohne die Milliarden-Zahlungen von Sky & Co. ist die Liga nicht überlebensfähig.

Für die Planung der Zukunft ist es daher besonders wichtig, dass möglichst bald klar ist, wie viel Geld es demnächst gibt. Daher hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) trotz des aktuellen Krisen-Managements die Ausschreibung der Medienrechte fortgesetzt.

Einen der wichtigsten Schritte des Prozesses hat die DFL an jenem Tag vollzogen, an dem sie die Aussetzung der Spiele bis zum 2. April ankündigte und DFL-Boss Christian Seifert den Existenzkampf ausrief. Dazu hat die Liga die Unterlagen am 16. MÄrz verschickt, obwohl es noch keine offizielle Einigung mit dem Bundeskartellamt gibt. "Unsere Entscheidung ist noch nicht getroffen", sagte ein Kartellamtssprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Die Bundesliga muss ihre Ausschreibung im Rahmen des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen mit der Behörde abstimmen. Dem Vernehmen nach ist aber nicht mit Problemen bei der finalen Überprüfung zu rechnen. Über die Rechtevergabe für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 sind Liga und Behörde schon länger im Austausch.

Zur Begründung, das Ausschreibungs-Prozedere fortzuführen, hatte Seifert gesagt: "Sehr viele Bewerber haben signalisiert, dass sie gerne an dem Prozess festhalten möchten." Deshalb seien die Unterlagen verschickt worden. Ob alle Unternehmen in der derzeitigen Situation für ein Bieterrennen gewappnet sind, ist aber völlig unklar.

Vor allem die Geschäftsmodelle von Sky, derzeit mit durchschnittlich 876 Millionen Euro pro Jahr der größte Zahlmeister der Liga, und von DAZN leiden unter der Corona-Krise. Die Pay-Anbieter haben ohne Live-Übertragungen derzeit keine Ware und müssen die daraus entstehenden Probleme mit ihren Kunden klären.

Besonders DAZN drohen durch das Kündigungsrecht der Monatsverträge bereits kurzfristig enorme Einnahme-Ausfälle. Aber auch bei Sky stellt sich - trotz der längerfristigen Verträge - die Frage der Kulanz. Zur unsicheren Situation gehört auf der anderen Seite auch, dass unklar ist, ob oder wann die fehlenden Tranchen aus dem noch laufenden TV-Vertrag an die Bundesliga überwiesen werden müssen.

Dass diese Pay-Anbieter angesichts der finanziellen Unsicherheit Milliarden-Verträge mit der Liga abschließen können, erscheint nicht sicher. Profitieren könnten andere Bewerber, deren Finanzkraft nicht unter der Corona-Kreise leidet oder die sogar profitieren.

Das gilt vor allem für Amazon. Der weltgrößte Online-Händler, der zuletzt TV-Rechte von Champions League und Premier League erworben hat, verzeichnet einen starken Anstieg der Bestellungen aufgrund der Ausbreitung des Virus. Amazon gilt ebenso wie die Telekom als Interessent für Rechtepakete mit Livespielen. Die Bundesliga-Einnahmen aus diesem Bereich machen rund 80 Prozent aus.

Allen Medienunternehmen hat die DFL die Unterlagen nun zugeschickt, bis Ende des Monats dürfen dazu Fragen eingereicht werden. Die Auktion, also das Wettbieten der Unternehmen, soll nach den bisherigen Plänen zwischen dem 27. April und dem 8. Mai stattfinden.

Ob der Zeitplan tatsächlich Bestand hat, ist schwer zu prognostizieren. DFL-Geschäftsführer Seifert hatte dazu gesagt: "Gerade jetzt im Moment ist die Frage, ob wir das im Mai abschließen, nicht die drängendste."

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