Fußball-Nationalelf:Beförderung für den Routinier

Dank konstanter Leistungen bei Hertha BSC rückt Arne Friedrich in die Innenverteidigung der DFB-Auswahl.

Philipp Selldorf

Bundestrainer Joachim Löw hat zwar keine Neulinge berufen in sein Aufgebot für die WM-Qualifikationsspiele gegen Liechtenstein und Wales, er plant aber mit der alten Auswahl einige Neuerungen. Die prägendste Veränderung betrifft die Abwehrreihe, in der seit Christoph Metzelders unbestimmt befristeter Ruhepause ein zentraler Posten zur Disposition steht.

Fußball-Nationalelf: Arne Friech spielt auch in der DFB-Elf künftig in der Innenverteidigung.

Arne Friech spielt auch in der DFB-Elf künftig in der Innenverteidigung.

(Foto: Foto: Getty)

Heiko Westermann und Serdar Tasci, die seit der Europameisterschaft auf Metzelders Position gespielt haben, werden vorerst wohl wieder in die zweite Reihe rücken. Löw sieht vor, neben dem unumstrittenen Bremer Per Mertesacker den Routinier Arne Friedrich in der Abwehrzentrale aufzubieten. "Das ist ja eigentlich die Position, die er lieber spielt", sagt der Bundestrainer.

Dass Friedrich, 29, lieber in der Mitte der Verteidigungslinie steht, ist nichts Neues. Bisher hat er allerdings in der Nationalmannschaft mangels überzeugender Alternative meistens als Rechtsverteidiger aushelfen müssen. Die meisten seiner mittlerweile 64 Länderspiele sah er sich deswegen dem Vorwurf ausgesetzt, defensiv brauchbare, zuverlässige Arbeit zu leisten, offensiv aber wenig Produktives zum deutschen Spiel beizutragen. Zumal im Vergleich mit seinem Kollegen auf der linken Seite, Philipp Lahm, fielen seine Defizite gelegentlich schmerzhaft auf.

Friedrich hat auf seine zurückhaltende Art nie verschwiegen, dass er gern die Position tauschen würde, doch es bedurfte weiterer Erkenntnisse aus seinem Heimatverein, bis er mit diesem Wunsch den Bundestrainer erreichte. "Ich weiß von Lucien Favre, dass Arne viele taktische Dinge eingeübt hat, um wieder in der Innenverteidigung zu spielen, und man sieht ja, dass er seine Aufgaben dort mittlerweile hervorragend löst. Deswegen überlegen wir jetzt auch, ihn dauerhaft in die Innenverteidigung zu nehmen", sagt Löw.

Heiko Westermann, 25, der seit dem zweiten Halbjahr 2008 regelmäßig in der deutschen Abwehrzentrale gespielt hat, darf sich durch diesen Grundsatzbeschluss in seinen dunklen Ahnungen bestätigt fühlen. In Schalke hat er zuletzt alle möglichen Rollen erfüllt, nur nicht die, die er am liebsten versehen möchte. Er war Linksverteidiger, Rechtsverteidiger, Abräumer vor der Abwehrreihe, Dampfmacher im offensiven Mittelfeld und obendrein Torjäger, denn gemessen an der Chancenverwertung hat Schalke keinen gefährlicheren Spieler als ihn.

Nur in der Innenverteidigung, seinem bevorzugten Arbeitsplatz, hat er wegen des krausen Sortiments im Kader nicht spielen dürfen. Nun muss er im Nationalteam wohl abermals, einem anderen Spezialisten den Vortritt lassen. Löw möchte ihm dennoch Mut machen. "Heiko ist einer der wenigen Spieler, die man auf vielen Positionen verwenden kann und ein wichtiger Bestandteil in unseren Planungen", sagt er und verweist dabei ausdrücklich auf Westermanns Angriffsqualitäten.

Erhöhter Druck im Torwartwettstreit

Dass Westermann bei den bevorstehenden Punktspielen in Leipzig und in Cardiff mit Friedrich den Platz tauscht, ist möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Löws Favorit für den rechten Flügel in der Viererkette ist der Hoffenheimer Andreas Beck, 22.

"Mit ihm kommt ein Spieler, von dem wir glauben, dass er unserer Spielphilosophie entspricht." Außer Andreas Hinkel drängen sich weitere Kandidaten zur Zeit nicht auf, der seit 2006 regelmäßig als Rechtsverteidiger eingesetzte Bremer Clemens Fritz ist im Herbst vergangenen Jahres stillschweigend aus der Besetzungsliste gefallen.

Fritz' Name fehlt ebenso im 23 Spieler umfassenden Aufgebot wie der von Schalkes Jermaine Jones, der während der kritischen Wochen in seinem Klub zwar beständig starke Leistungen geboten hat, die Ansprüche des Bundestrainers aber offenbar nicht ausreichend bedient. Um den Platz neben Kapitän Michael Ballack im Mittelpunkt des deutschen Spiels bewerben sich weiterhin Torsten Frings, Thomas Hitzlsperger und Simon Rolfes. Außerdem räumt Joachim Löw dem Stuttgarter Sami Khedira gute Aussichten ein.

Auch der Torwartwettstreit wird mit erhöhtem Druck fortgesetzt. Robert Enke, Anfang Februar noch tief gekränkt darüber, dass er nicht zum Testspiel gegen Norwegen berufen wurde, gehört neben René Adler und Tim Wiese wieder zur deutschen Auswahl. Auf eine Rangfolge der Torhüter wollen sich die DFB-Trainer definitiv noch nicht festlegen.

"Im Moment glaube ich, dass der Konkurrenzkampf die vier Kandidaten antreibt, die wir im Blick haben", sagt Löw. Vier Kandidaten? Spätestens nach der U-21-EM in Schweden soll der Schalker Manuel Neuer das Angebot ergänzen. Löw fallen dafür auf Anhieb triftige Gründe ein: "Sehr modernes Spiel, gute Spieleröffnung und Strafraumbeherrschung, sehr gute Technik."

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