MLS-Debüt:Marco Reus macht sich gleich beliebt

Lesezeit: 2 Min.

Marco Reus bejubelt seinen Treffer zum 2:0 für Galaxy. (Foto: Maximilian Haupt/dpa)

Der frühere Dortmunder wird bei seinem ersten Spiel für Los Angeles Galaxy eingewechselt – und schafft ein Tor und eine Vorlage. Das erinnert an große Vorgänger.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Magische Momente zum Einstand werden im Grunde erwartet in der US-Fußballliga MLS. Wie bei den Zaubereien von Zlatan Ibrahimovic im Jahr 2020, als der Schwede den Ball in seinem ersten Spiel für Los Angeles Galaxy aus 40 Metern ins Tor zimmerte und später den 4:3-Siegtreffer gegen den Lokalrivalen LAFC nachlegte. Oder Lionel Messi, der im vergangenen Jahr einen Freistoß für Inter Miami ins Kreuzeck schnibbelte.

Und ja, auch Reus hat am Samstagabend geliefert, und zwar doppelt, mit einer Vorlage und einem Tor beim 2:0-Heimsieg von Galaxy gegen Atlanta United.

Marco Reus bei Los Angeles Galaxy
:Anders als Beckham und Ibrahimovic

Der frühere Dortmunder Fußballer Marco Reus soll bei Los Angeles Galaxy ein Vorbild sein, kein Heilsbringer oder Selbstdarsteller. Die US-Liga MLS hofft, auch durch ihn weiter zum Sprungbrett für heimische Talente zu werden.

Von Jürgen Schmieder

Reus war in der 62. Spielminute eingewechselt worden, was selbst die vielen Hunde hinter dem Nordtor – es gibt dort eine Rasenfläche, zu ausgewählten Spielen dürfen Vierbeiner mitgebracht werden – mit lautem Bellen begleiteten. Galaxy hatte diese Partie bis dahin dominiert, jedoch die Pässe in den Strafraum und Schüsse aufs Tor vergessen. Doch genau dafür hatten sie ja Reus geholt, der in 429 Bundesligaspielen 170 Tore und 131 Vorlagen geschafft hatte. Einer, der den Weg in den Strafraum und aufs Tor also notfalls auch im Tiefschlaf findet. Zwei Tage zuvor hatte Galaxy freudig vermeldet: Das P1-Visum für „Einzelsportler auf internationalem Leistungsniveau“ sei da – sollte Reus gebraucht werden, könne er eingewechselt werden, selbst wenn er erst seit ein paar Tagen mit dem Team trainiert.

Beim Jubeln schickt Reus einen Gruß an die Einwohner der Stadt

Keine Viertelstunde nach der Einwechslung und ein paar schönen Pässen und Kombinationen war es so weit: Reus erhielt den Ball an der rechten Strafraumecke, er wackelte einen Gegner aus und wartete mit Geduld, er wartete und wartete, scheinbar unendlich lang, auf den Spanier Riqui Puig, der sein kongenialer Mittelfeldpartner werden soll. Reus passte im richtigen Moment, Puig beförderte den Ball aus 18 Metern ins rechte obere Eck.

Acht Minuten später stand Reus selbst genau richtig im Strafraum; die Direktabnahme aus elf Metern wehrte Atlantas Torwart Brad Guzan noch ab, den Nachschuss nicht mehr. Beim Jubeln schickte Reus einen Gruß an die Einwohner der Stadt: Er formte seine Finger zum LA-Logo, das so zum Beispiel auf der legendären Mütze des Baseballvereins Dodgers zu sehen ist. So macht man sich prompt beliebt in der Stadt der Engel.

„Toller Einstand“, sagte Reus, der direkt nach Ende der Partie fleißig Autogramme schrieb und bemerkt haben dürfte, wie viele Leute Borussia-Dortmund-Trikots, Marco-Reus-Schals und Schilder mit „Willkommen“ darauf mitgebracht hatten. Reus soll künftig nicht nur derjenige sein, der Spiele entscheidet, er soll eine Galionsfigur werden wie andere europäische Exportspieler bei Galaxy vor ihm: Robbie Keane, David Beckham, Ibrahimovic. Ein schillernder Grund also für die Fans, ins Stadion zu kommen oder zumindest ein Abonnement beim MLS-Streamingdienst abzuschließen. Und ein Vorbild für junge Galaxy-Spieler, die sich fragen sollen: Was macht Reus so besonders, was kann ich von ihm lernen?

Reus, 35, ist sich dieser Aufgaben völlig bewusst. „Wir haben eine junge Truppe, die schnell spielen kann“, sagte er über dieses Team, das am Samstag als erster MLS-Klub der Geschichte seinen 400. Sieg schaffte, derzeit die Western Conference anführt und damit Playoff-Heimrecht bis einschließlich des Halbfinales hätte. Die meisten Punkte hat derzeit aber Messis Inter Miami und wäre damit – Siege in den Playoffs vorausgesetzt – der Gastgeber des Endspiels. Galaxy muss in der Hauptrunde noch sieben Spiele absolvieren, Zeit genug für Reus also, sich mit den neuen Kollegen einzuspielen. So viel hat der frühere Dortmunder freilich schon herausgefunden: „Der letzte Titel ist zehn Jahre her.“

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