Süddeutsche Zeitung

Randale in Mexiko:Gewalt stoppt Mexikos Liga

Angriffe mit Pistolen und Stichwaffen: Die Behörden sprechen von 26 Verletzten beim Ligaspiel Querétaro gegen Atlas. Doch Augenzeugen berichten von mehreren Toten.

Von Javier Cáceres

Mexiko ist alles andere als ein gewaltfreies Land. Doch was sich am Samstag im Estadio La Corregidora im zentralmexikanischen Querétaro an Brutalität über den örtlichen Fußball ergoss, war derart erschütternd, dass der Ligabetrieb vorerst ausgesetzt wurde.

Beim Spiel zwischen Querétaro gegen den FC Atlas aus Guadalajara war es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen auf den Rängen und einer Massenpanik gekommen. Hunderte Zuschauer versuchten sich auf dem Rasen in Sicherheit zu bringen, die Mannschaften flüchteten in die Kabinen. Am Sonntag sprach der Regionalgouverneur von Querétaro, Mauricio Kuri, von lediglich 26 Verletzten. Die Staatsanwaltschaft ermittle wegen versuchten Totschlags. Die Äußerungen riefen Unglauben hervor. In diversen mexikanischen Medien war unter Berufung auf Augenzeugen von bis zu 17 Todesopfern die Rede. Angesichts der Bewegtbilder, die von Stadionbesuchern in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden und auf denen reglose Körper zu sehen waren, klangen diese Nachrichten plausibel. Bis zum Sonntagmittag gab es keine Festnahmen.

"Die Barbarei", wie die vornehme Zeitung Reforma schrieb, begann, als die Partie zwischen Querétaro und Atlas rund eine Stunde alt war. Zwischen den Fanlagern beider Mannschaften gibt es eine seit einigen Jahren währende Feindschaft, die aber bis zum Samstag nie in eine derartige Orgie der Gewalt umgeschlagen war, wie man sie am Samstag beobachten konnte. Der Fußball-Weltverband Fifa sprach ebenfalls von "barbarischen Ausschreitungen" und fordert die lokalen Behörden auf, die Verantwortlichen rasch zur Rechenschaft zu ziehen.

Sicherheitskräfte ließen angeblich mit Messern, Pistolen und einem Eispickel bewaffnete Querétaro-Fans ins Stadion

Was genau die Krawalle am Samstag auslöste, war unklar. Gewiss war nur dies: dass die Lage völlig außer Kontrolle geriet. Sitzschalen wurden aus der Verankerung gerissen und zu Wurfgeschossen umfunktioniert; es wurden Stichwaffen gezückt und Feuerwerkskörper gezündet. Ein Augenzeuge aus dem Atlas-Lager, der selbst am Kopf verletzt wurde, äußerte gegenüber örtlichen TV-Reportern die Vermutung, die Randale seien von langer Hand geplant und mithilfe der örtlichen Sicherheitskräfte umgesetzt worden. Während den Atlas-Fans bei strikten Einlasskontrollen sogar Ringe und Münzen abgenommen worden seien, habe er Querétaro-Fans mit Steinen, Pistolen, Messern und sogar einem Eispickel gesehen. Die Tore zwischen den Fanlagern seien von Ordnern aufgesperrt worden, so dass die Atlas-Fans eingekesselt waren. Eine Videoaufnahme stützte diese Version.

Der Chef der mexikanischen Liga, Mikel Arriola, kündigte an, die Verantwortlichen für "das völlige Fehlen von Sicherheitsmaßnahmen im Stadion bestrafen", sagte Arriola. Zur Debatte steht ein Ausschluss Querétaros aus der Liga.

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