Messi-Wechsel zu PSG:Paris rollt den roten Teppich aus

Die Spekulationen haben ein Ende: Lionel Messi einigt sich mit Paris Saint-Germain auf einen mit mindestens 35 Millionen Euro Gehalt dotierten Vertrag - er unterschreibt einen Zweijahresvertrag.

Von Javier Cáceres

Es hat in der Geschichte eine Reihe größerer und kleinerer argentinischer Künstler gegeben, die sich in Paris niedergelassen haben. Zum Beispiel den Tango-Revolutionär Astor Piazzolla, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Oder den Schriftsteller Julio Cortázar, der in der französischen Hauptstadt sein Meisterwerk "Rayuela" schrieb, in Paris starb und auf dem dortigen Friedhof Montparnasse beigesetzt wurde.

"Nichts ist verloren, wenn man den Mut besitzt, zu proklamieren, dass alles verloren ist und man von neu beginnen muss", schrieb Cortázar einmal - und wer könnte da nicht an Lionel Messi denken, der am Sonntag auf einer Pressekonferenz verzweifelt geschluchzt und bittere Tränen vergossen, seine Heimat Barcelona nach 21 Jahren verloren hatte und nun in der Stadt des Lichts und der Liebe einen Neuanfang starten will. "Ja, mein Sohn unterschreibt heute in Paris", sagte Vater und Manager Jorge Messi am Dienstag. Wenig später brach Lionel Messi mit der Familie im Privatjet "zu einem neuen Abenteuer" auf, wie Ehefrau Antonella in einem sozialen Netzwerk schrieb.

Das neue Abenteuer bei Paris Saint-Germain wird Messi an der Seite von exquisiten Fußballern starten: Sein Freund Neymar Jr. und Kylian Mbappé spielen dort, ebenso der argentinische Nationalmannschaftskollege Ángel Di María, der frühere Schalker und spätere Wolfsburger Julian Draxler sowie DFB-Nationalspieler Thilo Kehrer. In den vergangenen Wochen war PSG auf dem Transfermarkt aktiv gewesen, um dem im Dezember installierten Trainer Mauricio Pochettino eine stärkere Auswahl zur Verfügung zu stellen: der ehemalige Dortmunder Achraf Hakimi kam von Inter Mailand, der einstige Messi-Intimfeind Sergio Ramos von Real Madrid, der italienische Europameister Gianluigi Donnarumma vom AC Mailand, der Niederländer Georginio Wijnaldum aus Liverpool.

PSG hat zwar in der Vergangenheit so namhafte Spieler wie David Beckham, Zlatan Ibrahimovic, Raí, Ronaldinho und Jay Jay Okocha in seinen Reihe versammelt. Eine solch umfassende Kollektion an Begabungen aber - der italienische Europameister Marco Verratti, der brasilianische Nationalverteidiger Marquinhos und Ex-Bayern-Profi Juan Bernat zählen ebenfalls dazu - hatte der Verein noch nie beisammen.

Pochettino, der neue Dirigent, ist nicht nur Argentinier wie Messi, beide teilen auch denselben Jugendverein: Newell's Old Boys, ein traditionsreicher Klub aus Messis Geburtsstadt Rosario. Trainer Pochettino dürfte nun auch eine Schlüsselrolle bei der Verpflichtung gespielt haben. Er griff am Freitag zum Telefon und sprach mit Messi, der 24 Stunden zuvor erfahren hatte, dass er Barcelona verlassen müsse. Er hatte dem Verein seit Jahrtausendbeginn angehört - und 35 Titel mit den Katalanen gewonnen.

In der französischen Hauptstadt erledigte Messi am Dienstag die letzten Formalia, darunter den Medizincheck. Am Abend unterzeichnete er einen Zweijahresvertrag, wie PSG auf seiner Homepage verkündete, mit der Option auf ein drittes Jahr. Dem 34 Jahre alten Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft winkt ein Nettojahresgehalt von angeblich mehr als 35 Millionen Euro.

Im Camp Nou werden überlebensgroße Werbeplakate mit Messis Bildnis abgeschraubt

Zum Zeitpunkt des Umzugs war fast verraucht, was mitten in der Nacht zum Dienstag bei einer Reihe von Menschen in Barcelona und in der argentinischen Heimat Messis für schlaflose Nächte gesorgt hatte: die Nachricht des in Barcelona beheimateten Fernsehsenders Beteve, wonach Barca den Messis ein letztes, verzweifeltes Angebot hinterbracht habe. Das wurde am Dienstagmittag von beiden Parteien bestritten. Unter Berufung auf Quellen Barcas berichteten katalanische Medien, dass die Meldung vom Lager Messis gestreut worden sei, womöglich um das Salär des sechsmaligen Weltfußballers im letzten Moment in die Höhe zu treiben.

Die andere Variante wäre, dass der Klub tatsächlich einen theatralisch anmutenden, allerletzten Versuch unternahm, Messi zum Bleiben zu überreden. Mit frischen Sponsorengeldern? Ursprünglich hatte es geheißen, dass Messis Verbleib ausgeschlossen sei, die Schulden und die Einnahmesituation des Klubs würden das ausschließen. Mit solchen Details wurde Messis Vater aber nicht konfrontiert, als er sich am Flughafen in Barcelona den Weg durch ein Spalier von Reportern bahnte. Ein paar Fragen nur drangen an sein Ohr, zum Beispiel jene nach der Schuld am Weggang seines Sohnes. "Fragt im Klub nach!", sagte er. Ob der Filius traurig sei, wurde er ebenfalls gefragt. "Habt ihr ihn nicht gesehen?", entgegnete Jorge Messi. Das dürfte die wachsende Kritik an Vereinsboss Joan Laporta verstärken.

Messi war seit Ende Juni vertragslos. Er hatte am Sonntag erklärt, Barcelona nach der langen, bewegten Ehe gegen seinen Willen verlassen zu müssen. Drei Tage zuvor hatte der Klub mitgeteilt, dass die Wege Barcelonas und Messis sich trennen würden. Die Folgen waren am Dienstag bestens zu sehen. In Paris zündeten Fans bei Messis Ankunft Böller am Flughafen und feierten ihn mit Sprechchören, als er sich an einem Fenster zeigte; vor dem Zugang zum Prinzenparkstadion wurde ein roter Teppich ausgerollt. Am Camp-Nou-Stadion in Barcelona schraubten sie derweil Werbeplakate ab, auf denen Messi in Überlebensgröße zu sehen ist. Oder besser: zu sehen war. Das kam einer plastischen Inszenierung der französischen Albträume aller Barcelona-Fans gleich. Denn seit Messis "C'est fini" vom Sonntag heißt es in der katalanischen Hauptstadt: "Bonjour tristesse".

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