Fußball:Absagen tun "weh": Draxler riesig enttäuscht - Reus leidet

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Marco Reus (r) verzichtet nach Rücksprache mit Joachim Löw auf die EM. Foto: Federico Gambarini/dpa (Foto: dpa)

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Frankfurt/Main (dpa) - Die Entscheidung gegen Julian Draxler hat selbst den Bundestrainer geschmerzt, den EM-Verzicht von Marco Reus fand Joachim Löw einfach nur "schade".

Auch bei seiner siebten und letzten Kaderauswahl für ein großes Turnier gab es wieder Härtefälle, obwohl der 61-Jährige für seine letzte DFB-Mission drei Spieler mehr als bei seinen bisher insgesamt sechs EM- und WM-Turnieren dabei haben darf. "Julian Draxler ist ein Spieler, mit dem ich auch persönlich ein sehr gutes und enges Verhältnis habe", sagte Löw.

Schon 2014 war Draxler als ganz junger Profi beim WM-Triumph dabei. 2017 führte er als Kapitän eine junge deutsche Nationalmannschaft zum Confed-Cup-Sieg in Russland. "Er hat extrem gute Fähigkeiten", erklärte der DFB-Chefcoach nochmals. Aber: In den vergangenen zwei, drei Jahren habe er sein Potenzial bei Paris Saint-Germain einfach zu wenig gezeigt. Der 27 Jahre alte Draxler hatte zuletzt seinen Vertrag bei PSG bis 2024 verlängert. "Ich würde ihm wünschen, dass er dort auch eine andere Rolle findet, dauerhaft, dass er vielleicht auch in die Nationalmannschaft zurückkehrt", sagte Löw.

Den EM-Verzicht von Reus hält Löw für "grundsätzlich schade", verwies bei seiner Kader-Nominierung aber auf die Probleme des Dortmunder Kapitäns. "Ich kenne Marco nun schon seit vielen Jahren. Er hatte leider in seiner Karriere das große Pech, dass er sich einige Verletzungen zugezogen hat wie vor der WM 2014."

In einem "offenen Gespräch" habe Reus dem Bundestrainer erläutert, dass die jüngsten Wochen und Monate bei Borussia Dortmund für ihn eine Energieleistung gewesen seien. Er sei ein bisschen müde und müsse vorsichtig sein, berichtete Löw von Reus' Anruf. "Er hat offen gesagt, dass für seinen Körper eine Pause jetzt gut wäre. Für uns ist das nicht möglich. Wir brauchen viel Energie und eine hohe Intensität, wir müssen alle hochfahren", ergänzte der Bundestrainer.

Dass der 31 Jahre alte Reus in den 26-köpfigen EM-Kader gekommen wäre, wenn er nicht von sich aus verzichtet hätte, sei zumindest so geplant gewesen, sagte Löw. "Marco ist ein großartiger Fußballer. Wenn er so spielt wie in den letzten Wochen in Dortmund, ist er für jede Mannschaft ein Gewinn." Aber die immer wieder nötigen Kraftanstrengungen in der Rehabilitation nach Verletzungen hätten "schon Spuren hinterlassen", bemerkte der 61-Jährige.

Mit dem 2019 wie Thomas Müller und Mats Hummels ausgemusterten Ex-Weltmeister Jérôme Boateng habe er vor der Nominierung nicht telefoniert, berichtete Löw. Der Münchner kehrt nicht ins DFB-Team zurück. Die Rückkehr von Hummels und Müller haben für andere Kandidaten wie Julian Brandt (Dortmund), Jonathan Tah (Leverkusen) und Amin Younes (Frankfurt) auch die bittere Konsequenz, nun zu Hause bleiben zu müssen. Auch Philipp Max (Eindhoven) und Thilo Kehrer (Paris) sind außen vor.

Die schwierigen Anrufe bei diesen Spielern seien alles andere als einfach. Bei einigen Profis könne man sich vorstellen, dass "eine Welt zusammenfällt", berichtete Löw. Das tue ihm "schon auch immer weh". Manche Profis seien schon länger dabei "und fokussieren alles auf so ein Turnier", sagte der nach der EM scheidende Bundestrainer.

Für junge Spieler wie den Leverkusener Florian Wirtz (18) oder den Wolfsburger Ridle Baku (23) bleibt die Möglichkeit, sich noch für viele Turniere anbieten zu können. Und der Dortmunder Mahmoud Dahoud (25) wurde von Löw als einer der ersten Nachrücker eingestuft, falls er Plan B braucht und noch nachnominieren muss.

© dpa-infocom, dpa:210518-99-650824/6

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