Transfers im Fußball:Wo Messi draufsteht, ist Katar drin

Transfers im Fußball: PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi (hier mit Lionel Messi) war an den Verhandlungen entscheidend beteiligt.

PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi (hier mit Lionel Messi) war an den Verhandlungen entscheidend beteiligt.

(Foto: Stephane de Sakutin/AFP)

Wie finanziert PSG die Verpflichtung von Lionel Messi in Zeiten des Financial Fairplay? Der Klub signalisiert, dass Sponsoren mehr Geld zahlen werden. Das trifft wohl zu, ist im Grunde aber ein Witz.

Kommentar von Thomas Kistner

Paris Saint-Germain also. Aber das ist nur das mondäne Markenlabel, hinter dem sich Lionel Messis neuer Arbeitgeber verbirgt: nicht die Stadt der Mode und des Lichts, sondern das Petrodollar-Emirat Katar, hinter der Straße von Hormus, wo - Covid hin, Finanzkrisen her -immerzu märchenhafter Reichtum aus dem Meeresboden sprudelt.

PSG macht also das Rennen um den besten Spieler der Welt, es wäre ohnehin nur ein Nachbarschaftsduell mit der Herrscherfamilie in Abu Dhabi gewesen - die steckt hinter dem Label Manchester City. Der englische Superklub und Meister erschüttert ohnehin seit einer Weile mit anderweitigen Transfer-Eskapaden die Sportwelt, insofern war es womöglich opportun, den Franzosen jetzt den Vortritt zu lassen. Denn dass die Herrscher von Doha wie von Abu Dhabi jederzeit zehn Messis im Familienpack verpflichten könnten, ist das eine.

Das andere, und das ist das große Problem, sind die Financial-Fairplay-Regeln (FFP) der europäischen Fußball-Union Uefa. Die sind ja eine gute Sache, wenn sie seriös angewendet werden, um die wenigen Superreichen am besinnungslosen Durchstarten in einem Wettbewerb zu hindern, der dann kein Wettbewerb mehr ist: Laut FFP-Reglement dürfen Klubs pro Saison nicht mehr Geld ausgeben als sie einnehmen, und externe Investoren höchstens 30 Millionen Euro Defizite über drei Jahre ausgleichen.

Als der zwielichtige Fifa-Boss Gianni Infantino noch Generalsekretär der Uefa war, hielt er die Hand über mauschelnde Großklubs. Katars Staatsfonds konnte Hunderte Millionen Euro in PSG pumpen, verkauft wurde das als Sponsoring der katarischen Tourismusbehörde. Dabei war es eine klare Querfinanzierung des Investors; also just das Finanzdoping, das FFP bekämpfen will. Ähnlich lief es bei ManCity ab. Doch als die Uefa in der Ära nach Infantino die Finanztricks aufdeckte und den Superklub sperrte, zog City vor den Sportgerichtshof Cas. Und bekam Recht. Die Citizens bestritten einfach, dass die Geldflüsse aus den Investments des Emirs stammten - obwohl das sogar klubinterne E-Mails offenbarten. Und diese Mails verrieten auch, dass die reichen Eigner lieber Millionen in die weltbesten Anwälte als in Bußgelder an die Uefa stecken würden.

Schießt Geld nicht nur Tore, zerschießt es auch Sportregeln?

Womöglich wird diese Aussage noch relevant, eingedenk des bizarren Urteils, das von ebenso schrägen Absprachen um das dreiköpfige Cas-Richterpanel begleitet worden war. Weil diese Vorgänge sogar die britische Strafbehörde SFO aufschreckten, bleibt Hoffnung, dass noch etwas ans Licht gelangen könnte; eine Antwort auf die Frage: Schießt Geld nicht nur Tore - zerschießt es auch Sportregeln?

So macht jetzt Katar, Pardon: Paris den Messi-Deal. Diesmal ist auch kein Show-Prozess vor dem Cas zu befürchten. Denn die Uefa hat 2020, im ersten Covid-Jahr, verfügt, dass sie ausnahmsweise den Durchschnitt der Bilanzen zweier Spielzeiten zur Bemessungsgrundlage für ihre FFP-Überprüfungen nimmt. Auch signalisierte PSG, das neben Messi weiterhin Kaliber wie Neymar und Mbappé bezahlen muss, den Fairplay-Hütern schon vorab, dass alle Sponsoren des Vereins mehr Geld zahlen werden, wenn Messi kommt.

Das trifft wohl zu, ist im Grunde aber ein Witz. Denn natürlich sind ein Großteil dieser Sponsoren Firmen aus (oder mit Anbindung an) Katar. Der Gastgeber der nächsten Fußball-WM 2022, der sich nun mit einer kickenden Avengers-Armada ins globale Schaufenster schiebt. Sehr zur Freude auch von beIN Sports, dem katarischen TV-Sender, den PSG-Chef Nasser al-Khelaifi führt und der die internationalen Rechte an der französischen Ligue 1 bis 2024 vertreibt. Wo immer künftig Messi draufsteht, ist Katar drin.

Das ist die Botschaft dieses Deals: In der Finanzkrise ist die Handvoll Superreiche endgültig entschwebt. Hört also auf, um Messi zu weinen! Schaut lieber drauf, wo die Reise des Fußballs hingeht.

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