Fußball - Leverkusen:Bayer furios: Ex-Unioner Andrich zieht Union den "Stecker"

Fußball - Leverkusen: Kerem Demirbay (l-r), Mitchel Bakker, Amine Adli und Adam Hlozek bedanken sich nach einer Partie bei den Fans. Foto: Marius Becker/dpa
Kerem Demirbay (l-r), Mitchel Bakker, Amine Adli und Adam Hlozek bedanken sich nach einer Partie bei den Fans. Foto: Marius Becker/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Leverkusen (dpa) - Robert Andrich hob fast schon entschuldigend die Arme - von Freude kaum eine Spur. Der frühere Unioner hatte am Sonntag in der 46. Minute mit dem ersten Treffer den Sturz von Tabellenführer Union Berlin in der Fußball-Bundesliga eingeleitet und sein Team Bayer Leverkusen nach dem 5:0 (0:0)-Erfolg vom Relegationsrang um zwei Plätze nach oben geschoben. "Wir sind heute sehr froh, dass es fünf Tore geworden sind. Ich hätte mich auch über ein 1:0 gefreut", sagte der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler nach dem 5:0 (0:0)-Erfolg am Sonntag dem Streamingdienst DAZN.

Andrich (46. Minute), zwei Mal Moussa Diaby (56./58.) sowie Adam Hlozek (68.) und Mitchel Bakker (76.) machten am Sonntag vor 30 210 Zuschauern den geteilt höchsten Sieg eines Bundesligisten gegen einen Tabellenführer in diesem Jahrtausend perfekt. Lediglich der FC Bayern, der durch seinen 3:2-Auswärtserfolg am Samstag bei Unions Lokalrivalen Hertha BSC die Köpenicker als Tabellenführer der letzten sieben Spieltage ablöste, waren im April 2019 fünf Treffer beim 5:0 gegen Spitzenreiter Dortmund gelungen.

Dabei musste Bayer-Trainer Xabi Alonso, der seinen zweiten Sieg in der Bundesliga als Coach feierte, kurzfristig auf Torjäger Patrik Schick, Charles Aranguiz und Paulinho verzichten. Der im bisherigen Saisonverlauf unglückliche Schick fehlte wegen Adduktorenproblemen. Aranguiz hat nach Vereinsangaben Wadenprobleme und Paulinho plagt eine Erkältung. Zudem nahm Abwehrchef Jonathan Tah nimmt zunächst nur auf der Ersatzbank Platz.

Auch Union-Trainer Urs Fischer nahm im Vergleich zum Europa-League-Spiel bei Union St. Gilloise am vergangenen Donnerstag vier Veränderungen in der Startelf vor. Unter anderem rückte die Leverkusener Leihgabe Lennart Grill neu ins Tor, der eine ereignislose erste Halbzeit verlebte. Umso furioser begann Bayer die zweite Hälfte. Nur knapp eine Minute nach Wiederanpfiff führte Andrich die Gastgeber nach einer von Kerem Demirbay getretenen Ecke auf die Siegerstraße. Der Mittelfeldspieler war den Moment schneller mit der Fußspitze am Ball als sein Nachfolger bei Union, Rani Khedira, der die zweite Halbzeit als "Totalausfall" bezeichnete.

Auch beim zweiten Treffer spielte ein Ehemaliger eine Hauptrolle. Nachdem Union zunächst im gegnerischen Strafraum nicht zum Abschluss kam und den Ball wieder zurückspielen musste, vertändelte der von Leverkusen ausgeliehene Torhüter Grill den Ball Mitte der eigenen Hälfte an Jeremie Frimpong, der sofort Diaby bediente. Der wuselige Angreifer sprintete auf das leere Tor und ließ sich von den Berliner Verteidigern nicht aufhalten (56.). "Der Standard hat uns ein bisschen den Stecker gezogen. Das erste Tor war unnötig, das zweite ein Geschenk", sagte Fischer.

Zwei Minuten später befand sich Union wieder im Angriff, wieder konterten die Gastgeber. Diesmal bediente Mitchell Bakker den 23-jährigen Franzosen Diaby mit einem weiten Pass in den freien Raum (58.). Und auch beim ersten Bundesligatreffer von Hlozek, der einen Pass von Nadiem Amiri mit der Hacke verwertete, hatten sich die Berliner nach einem eigenen Angriff noch nicht in der Abwehr formiert. Bakker machte dann den Sack zu.

Union-Kapitän Christopher Trimmel nahm die Packung gelassen hin: "Wir spielen eine grandiose Saison, wir sind im Pokal weiter, wir sind in der Europa League weiter. Das wir mal eine Packung kriegen, war uns klar." Allerdings monierte der österreichische Nationalspieler nicht nur die ersten beiden "blöden Tore". "Die ersten zwei Tore mussten nicht passieren. Wir wollten danach kompakt bleiben, aber da ist eine Wucht auf uns zugekommen. Das passiert mal", sagte Trimmel, "was nach dem zweiten Tor passiert, das darf nicht passieren."

© dpa-infocom, dpa:221106-99-407177/5

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: