Süddeutsche Zeitung

Fußball:"La Decima" für RB Salzburg

Zum zehnten Mal scheitern die Österreicher in der Qualifikation. Allein die Uefa wusste es vorher: Salzburg ist einfach zu schlecht für die Champions League.

Kommentar von Sebastian Fischer

Man sollte jetzt einmal innehalten und ein Lob aussprechen: den Hütern der Integrität des Fußballs beim europäischen Fußballverband Uefa, für ihre Weitsicht und ihren Sachverstand. Natürlich hätten sie RB Leipzig auf Basis von Artikel 5 der Uefa-Bestimmungen zur "Integrität des Wettbewerbs" eigentlich für die Champions League sperren können. Denn natürlich ist Leipzig immer noch mit dem österreichischen Meister Red Bull Salzburg verwoben, was gegen diese Bestimmungen verstößt; die Red Bull GmbH übt nämlich auf beide Vereine direkten Einfluss aus, auch wenn sie in Salzburg offiziell nur noch "Hauptsponsor" ist. Wer daran zweifelte, der musste neulich nur die Sportbild lesen. Da sagte Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz, er empfinde "extreme Freude, aber nicht nur wegen des Erfolgs in Leipzig, sondern auch, weil wir mit RB Salzburg in der Qualifikation zur Champions League stehen". Man beachte die entlarvende Nutzung des Pronomens "wir".

Doch zurück zum Lob. Die Regelhüter der Uefa haben von einer Sperre trotz öffentlich artikulierter Zweifel abgesehen, weil sie ja wussten: Salzburg ist für die Champions League eh zu schlecht.

Was haben sie nicht alles versucht beim österreichischen Meister: Sie haben einen neuen Co-Trainer verpflichtet, den Blogger René Marić, der sich mit sehr schlauen Analysen auf dem Taktik-Portal Spielverlagerung für den Job empfohlen hat. Sie haben eine Million Euro für den Verteidiger Marin Pongracic vom sehr seriösen Regionalligisten TSV 1860 München bezahlt. Sie waren zum Saisonstart so gut in Form, dass sie den sehr starken RZ Pellets Wolfsberger Athletiksport Club (der heißt wirklich so, der Hauptsponsor ist ein Hersteller von Holzpellets) mit 2:0 besiegt haben.

Doch am Mittwoch scheiterten sie dann trotzdem wieder in der 3. Runde zur Qualifikation zur Champions League, ein 0:0 beim kroatischen Meister HNK Rijeka war zu wenig. Am Donnerstag spottete Europa über die armen Bullen. Von "La Décima" war die Rede, schließlich sind die Salzburger nun zum zehnten Mal in Serie beim Versuch gescheitert, die Gruppenphase der Königsklasse zu erreichen. "Von wegen die haben keine Tradition", wurde auf Twitter gekalauert. Sogar die des Spotts sonst unverdächtige Nachrichtenagentur sid schrieb: "Der Sprung ging in die Dose."

In Salzburg finden sie das alles nicht so arg komisch, sie wollen nun immerhin in die Europa League: "Das ist das sportliche Szenario, das wir brauchen, um auch die jungen internationalen Talente nach Salzburg zu bringen", sagte Geschäftsführer Stephan Reiter. Um dann was mit den Talenten zu tun? Nun ja. Der beste Salzburger aus der Vorsaison, der Österreicher Konrad Laimer, 20, wechselte im Sommer zu RB Leipzig. "Der Wechsel war keine leichte Entscheidung für mich", sagte er bei Sky - und lachte sich höflicherweise wohl erst kaputt, als die Kameras aus waren.

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SZ vom 04.08.2017
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