Fußball: Kuriose Wechselgeschichten:Die Dreistigkeit des Seins

Nach seinem Rauswurf auf Schalke will Albert Streit seinen hochdotierten Kontrakt aussitzen. Anlass genug für einen Rückblick auf weitere kuriose Vertragsgeschichten im Fußballgeschäft.

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Der Schalker Albert Streit (re.) war einmal ein hoffnungsvoller Offensivspieler, der es sogar auf ein paar Einsätze im DFB-Abstellgleisteam "A2-Nationalmannschaft" brachte. Der Karrieresprung von Zuffenhausen (seinem Stuttgarter Heimatverein) ins Zukunftsteam des DFB war jedoch der Höhepunkt einer höchst wechselhaften Laufbahn. Mittlerweile hat Streit Streit mit Schalkes Trainer Felix Magath, der ihn aussortierte, weil Magath der Meinung ist, der Spieler lasse sich hängen. Und das, obwohl ihm doch sein hochdotierter Vertrag genügend Motivationsspritze sein sollte. Streits lapidarer Kommentar: "Ich habe hier den besten Vertrag meines Lebens unterschrieben und bekomme noch drei jahre gutes Geld." Mit seiner "Aussitztaktik" ist Streit nicht der einzige ...Foto: AP

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... Kicker, der sein Tribünendasein gerne in Kauf nahm. Ein prominenter Vorgänger des Schalker Quälgeistes war Bayern-Abwehrspieler Thomas Berthold. Zwischen 1991 und 1993 brachte es der Weltmeister von 1990 auf gerade einmal 30 Bundesligaeinsätze im Trikot des FC Bayern. Nach Verletzungen und Meinungsverschiedenheiten mit Trainer Erich Ribbeck wurde er in der Saison 1992/93 vom Training freigestellt und erhielt von Bayern-Schatzmeister Kurt Hegerich die ironische Bezeichnung: "Bestbezahlter deutscher Golfprofi nach Bernhard Langer".Foto: imago

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Gut bezahlt war auch Stuttgarts Zauberbulgare Krassimir Balakow über viele Jahre - und das auch zurecht, denn der technisch perfekte Mittelfeldregisseur erfreute die Bundesliga lange Zeit mit Zuckerpässen und zentimetergenauen Zirkelfreistößen. Ebenso präzise ging Balakow auch in Vertragsverhandlungen zu Werke: Sein letzter Kontrakt mit dem VfB beinhaltete die Klausel, dass sein stattliches Jahresgehalt von drei Millionen Euro garantiert ist, solange er jährlich ein ärztliches Gutachten seines bulgarischen Leibdoktors vorweisen konnte, das ihm die nötige Fitness bescheinigte. Erst im Februar 2003 wurde diese verwunderliche Sonderregelung den sparsamen Schwaben zu bunt: Der damalige Trainer Felix Magath "beförderte" Balakow kurzerhand zu seinem Assistenten - mit entsprechend abgespecktem Co-Trainer-Gehalt.Foto: dpa

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Eine Dreistigkeit der etwas anderen Art machte den Franzosen William Gallas berühmt: Der damalige Abwehrspieler des FC Chelsea forcierte seinen Transfer zum FC Arsenal mit der Drohung, wenn er nicht gehen dürfte, könnte ihm - natürlich völlig ungewollt - ein Eigentor passieren. Dieses Risiko war Trainer Mourinho, der wenig Lust hatte, Gallas abzugeben, zu hoch, und man einigte sich auf einen Wechsel. Der französische Nationalspieler bestritt danach vehement, dass es ihm nur um ein besseres Gehalt gegangen wäre - er ist halt einfach eine ehrliche Haut.Foto: dpa

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Wieder Chelsea, wieder Jose Mourinho - diesmal an der Seite des damaligen 13-Millionen-Neuzugangs vom HSV, Khalid Boulahrouz. Der durfte 2006 für seinen neuen Klub auch in der Champions League auflaufen, weil er zu seinen Noch-Hamburg-Zeiten im Qualifikationsspiel gegen Osasuna unglücklicherweise verletzt war. Was sich finanziell sicher lohnte, brachte dem Nationalspieler sportlich kein Glück: In drei Jahren Chelsea lief er nur in 23 Spielen auf.Foto: AP

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Rafael van der Vaart bescherte dem HSV mit seinen penetranten Wechselabsichten ein gehöriges Dilemma: Einerseits war das Team von seiner großen Klasse auf dem Spielfeld abhängig wie ein Baby von der Mutterliebe, andererseits sorgte der Holländer mit ständigen Abwanderungsgedanken für mächtig Unruhe. Zwar beteuerte van der Vaart immer wieder, wie wohl er sich in Hamburg fühle, doch noch wohler hätte er sich wohl mit ein paar Euros mehr in der spanischen Sonne gefühlt. Sein Spitzname "van der Verrat" entstand, nachdem er sich demonstrativ im Trikot des FC Valencia fotografieren ließ.Foto: imago

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Was waren das damals noch für niedliche Transfersümmchen: 1992 wechselte Thomas Helmer (re.) für die seinerzeitige Bundesliga-Rekordablösesumme von 7,5 Millionen Mark von Borussia Dortmund zum FC Bayern - ein Betrag, der heutzutage gerade einmal für Spieler der Kategorie Albert Streit reicht. Die Dreistigkeit im Fall Helmer lag aber eher auf Vereinsseite: Da Helmer laut Klausel für nur drei Millionen Mark ins Ausland wechseln durfte, planten die Münchner einen perfiden Bauerntrick, indem sie den Abwehrspieler beim befreundeten AJ Auxerre "zwischenparken" wollten, um ihn dann von dort billigst abzuwerben. Die BVB-Bosse Michael Meier und Gerd Niebaum rochen den Braten und erhielten für Helmer schließlich die oben genannte Rekordsumme.Foto: imago

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Auch Andy Möller ("Mailand oder Madrid - Hauptsache Italien") hatte einen merkwürdigen Abgang. Ein Dolchstoß in die BVB-Fanseele wurde sein 1990 ins Dortmunder Stadionmikro gesäuseltes Transferdementi: "Ich werde hier in Dortmund meinen Vertrag erfüllen, ich lasse mich nicht unter Druck setzen - ich setze auf euch." Kurz darauf verbschiedete sich der Nationalspieler zum Titelkonkurrenten Eintracht Frankfurt - und somit weder nach Mailand noch nach Madrid. Im Dezember 1994 musste der gebürtige Frankfurter eine Vertragsstrafe von 2,54 Millionen Mark berappen, weil er vor Ablauf seines Arbeitsvertrags mit der Eintracht zum italienischen Erstligisten Juventus Turin gewechselt war - immerhin war er dann endlich in Italien.Foto: imago

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Bodo Illgner (re., neben seinem Nachfolger Iker Cassillas) wurde 1990 als vielversprechener Jung-Torwart Weltmeister und machte auch sonst vieles in seiner Karriere richtig. So besorgte er sich zum Beispiel eine Ehefrau, die fortan alle seine geschäftlichen Angelegenheiten in die Hand nahm und ihm schließlich 1996 das ermöglichte, wovon Andy Möller immer geträumt hatte: ein Wechsel zu Real Madrid. Für die festgeschriebene Minimal-Ablösesumme von vier Millionen Mark (seine Frau hatte gut verhandelt) wechselte der ewige Kölner zu Real und gewann dort Meisterschaft und Champions League. Er wiederholte beide Triumphe, jedoch nur noch als Nebendarsteller auf der Tribüne, wo er seinen bis 2002 datierten Vetrag mit dem königlichen Auskommen von zehn Millionen Mark pro Jahr "aushalten" musste.Foto: imago

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Zum Schluss noch einmal eine Episode mit dem unermüdlichen Kader-Aussortierer Felix Magath: Im Dezember 2007 tauschte der damalige Wolfsburg-Coach den bisherigen Stammkeeper Simon Jentzsch zur Halbzeit des Spiels gegen Frankfurt (2:2) erbost aus, weil er ihm die Schuld an einem Gegentreffer gab und auch sonst kein besonderer Fan des baumlangen Jentzsch zu sein schien. Der Höchststrafe folgte dann im Trainingslager die endgültige Degradierung: "Ich habe Simon gesagt, dass ich nicht mehr mit ihm plane", sagte Magath und begründete die Maßnahme damit, dass er "kein Vertrauen mehr zu ihm aufbauen" könne. Zugegeben, eine harte Maßnahme. Doch ebenso wild entschlossen zeigte sich der Torhüter im Anschluss bei der Erfüllung seines Vertrages. Jentzsch verbrachte das folgende Jahr als unerwünschtes Anhängsel zum VfL-Kader zwischen Trainingsplatz und Tribüne - und kassierte weiter sein stolzes Gehalt. Zum 31. März 2009 wurde Jentzschs Vertrag mit dem VfL Wolfsburg in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Am 9. Juni 2009 gab Jentzsch bekannt, dass er einen Einjahresvertrag beim Zweitligisten FC Augsburg unterzeichnet hat - nach eineinhalb Jahren Vertrag absitzen.Foto: dpa

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