Fußball:Kruse-Schock bei Union - Hertha mit neuer Lust

Fußball
Max Kruse (M) hat sich im Berlin-Derby schwerer verletzt und fehlt nun Union Berlin mindestens zwei Monate. Foto: Odd Andersen/AFP-Pool/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin (dpa) - Die Derby-Verlierer traf mit der Nachricht über den wochenlangen Ausfall ihres Topspielers Max Kruse der nächste Schock - die Gewinner steuern schon mit neuer Lust auf die kommenden Aufgaben zu.

Ex-Nationalspieler Kruse hat sich beim 1:3 seines Clubs im Derby gegen Hertha BSC eine Muskelverletzung am hinteren rechten Oberschenkel zugezogen, teilte der Berliner Fußball-Bundesligist mit. Die Eisernen müssen "in den kommenden Wochen" auf Kruse verzichten, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Der 32-jährige Angreifer hatte sich die Verletzung in der Nachspielzeit bei einer unglücklichen Aktion zugezogen.

"Es gilt, ihn zu ersetzen, wenn er ausfallen sollte. Was anderes bleibt uns nicht übrig", sagte Trainer Urs Fischer schon mit Blick auf das nächste Heimspiel am kommenden Samstag gegen den FC Bayern München vor der Diagnose. "Man hat gesehen, dass Max für uns wichtig ist. Dieser Verbindungsspieler hat uns gefehlt, der auch für Kreativität und Außergewöhnliches sorgt. Er hat aber auch mitgeholfen, dass wir eine kompakte Organisation auf dem Feld haben", beschrieb Fischer die grundsätzliche Bedeutung des Stürmers, der mit sechs Treffern und fünf Tore-Vorbereitungen Union-Topscorer ist.

Robert Andrich, nach dessen Roter Karte im Geisterderby zeitig das Gleichgewicht kippte, ist gegen die Bayern ohnehin gesperrt. Dennoch betonte der Coach: "Ich wüsste nicht, warum die Stimmung jetzt kippen sollte." Die 16 Punkte sind auch nach Ende der Ungeschlagen-Serie von acht Spielen weiter alle Ehren wert. Nach der Führung durch Taiwo Awoniyi (20.) besiegelten die Herthaner Peter Pekarik (51.) und Doppel-Torschütze Krzysztof Piatek (74., 77.) die Niederlage.

Fischers Hertha-Kollege Bruna Labbadia genoss auch am Samstag noch den mehrfach wertvollen Derby-Erfolg. "Es war einfach an der Zeit, so ein Spiel zu gewinnen, in dem du über die Siegermentalität kommen musst", sagte der 54-Jährige. "Das war nicht einfach, weil Union unheimlich eng am Mann dran war."

Doch Hertha befreite sich in Überzahl von zwischenzeitlicher Ratlosigkeit und wandelte den Rückstand in den ersten Saison-Heimsieg um. Dazu eröffnet sich nun dem lange fremdelnden Mittelstürmer Krzysztof Piatek eine neue Perspektive: Nach dem bislang ziemlich unbefriedigendem Saisonverlauf ein Abend nach Maß für Hertha.

Mit einem Motivationsfilm "mit schönen Bildern und Musik" hatte Labbadia seine Profis an der Ehre gekitzelt, "um die Lust zu wecken, nicht die Last". Das gelang nach personellen und taktischen Umstellungen nach der Pause. Sein Team habe die Partie zwar "nicht so top bestritten", doch gerade deshalb sei es wichtig, "dass man als Sieger vom Platz geht", betonte Labbadia.

Die zwei späten Tore von Piatek, der zunächst keinen Platz hatte in der Startelf, sollen nun auch den 24-Millionen-Einkauf in die Spur bringen. Mit jetzt elf Punkten hinkt Hertha den eigenen Ansprüchen immer noch hinterher. "Ich bin ein Stürmer, da sind Tore immer wichtig", bemerkte der Pole zu seinem ersten Tore-Doppelpack für Hertha. "Ich habe es weniger als Erleichterung, sondern als Freude erlebt", berichtete Labbadia: "In der jetzigen Zeit gar nicht so einfach, weil Emotionen von Zuschauern nicht nochmal rüberschwappen."

Bei Union hielt die Enttäuschung am Samstag an. "Es wäre mehr möglich gewesen. Du musst die Niederlage akzeptieren", sagte Fischer. Der Hauptgrund: Das ungehemmte und unnötige Einsteigen von Andrich gegen Herthas Franzosen Lucas Tousart nach 24 Minuten bedeutete Rot und eine lange personelle Unterzahl. "Natürlich bringt der Platzverweis die Struktur auseinander", urteilte Fischer.

Peter Pekarik glich gleich nach der Pause aus, danach schwanden bei den Gästen die Kräfte. "Ich bin überzeugt, mit Elf gegen Elf wäre es ein anderes Resultat gewesen", sagte Union-Kapitän Christopher Trimmel. Böse aber sei Sünder Andrich keiner, versicherte der Österreicher: "Das passiert im Fußball."

© dpa-infocom, dpa:201204-99-577785/8

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: