Fußball kompakt:Berlin demontiert Freiburg

Hertha besiegt Freiburg 3:0, Fürth gewinnt in Oberhausen, Mourinho verliert die Nerven, neue Vorwürfe im Fall Amerell, Eintracht Trier entlässt Trainer Mario Basler. Fußball kompakt

Schlusslicht Hertha BSC Berlin schöpft neue Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt. Die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel siegte beim direkten Rivalen SC Freiburg 3:0 (2:0) und verkürzte den Rückstand zum Relegationsplatz 16 auf zwei Punkte. Auch die Freiburger, die seit neun Spielen auf einen Sieg warten und den 15. Rang belegen, sind für die Hertha bei vier Punkten Rückstand wieder in Reichweite. Der Kolumbianer Adrian Ramos (28.) und der Brasilianer Cicero mit einem Doppelpack (35. und 57.) führten die Hertha zum dritten Saisonsieg. Den Berlinern genügte bei den völlig verunsicherten Freiburgern eine durchschnittliche Leistung zum verdienten Erfolg. "Das war ein wichtiger Schritt, um an die anderen Mannschaften ranzukommen. Wichtig war, eine vierte Mannschaft mit runterzuziehen und das ist uns gelungen. Wir sind aber noch Letzter und wollen das bis zum 8. Mai ändern", sagte Hertha-Trainer Friedhelm Funkel. Die Berliner legten nach einer Viertelstunde ihre Verunsicherung ab. Nach einem verunglückten Schuss von Florian Kringe reagierte Theofanis Gekas am schnellsten, brachte den Ball aus kurzer Entfernung aber nicht im Tor unter. In der 28. Minute markierte Ramos per Nachschuss sein siebtes Saisontor. Die Freiburger konnten sich kaum Möglichkeiten herausspielen. Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Gastgeber bis auf eine Chance durch Reisinger (48.) harmlos. Cicero machte mit seinem zweiten Saisontor alles klar. Gekas (60.) und Lukasz Piszczek (67.) hätten den Sieg für die Berliner noch höher gestalten können.

Civero, dpa

Cicero bejubelt sein zweites Tor.

(Foto: Foto: dpa)

Die Vorwürfe gegen den ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Manfred Amerell waren beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) möglicherweise schon länger bekannt. Dies legen Aussagen des langjährigen Berliner Erstliga-Referees Peter Gabor nahe. "Ich wundere mich darüber, dass jeder so tut, als wüsste er von nichts", sagte Gabor der dpa. Dem von seinen Ämtern zurückgetretenen Amerell wird vorgeworfen, mindestens einen Schiedsrichter sexuell belästigt zu haben. Amerell hatte am Samstag in der ARD-Sportschau erneut zurückgewiesen, den Bundesliga-Unparteiischen Michael Kempter bedrängt oder belästigt zu haben und nur von einem freundschaftlichen Verhältnis gesprochen. Er kenne nach wie vor keine expliziten Vorwürfe, sagte Amerell, langjähriges Mitglied des DFB-Schiedsrichterausschusses. Der frühere Schiedsrichter-Beobachter Gabor hatte dagegen in der selben Sendung erklärt: "Ich habe Informationen über mehrere Jahre, dass da irgendetwas ist. Und ich kann nur für die Berliner Schiedsrichter-Szene sprechen. Da war Manfred Amerell das ein oder andere Mal unterwegs, auch mit jungen Schiedsrichtern, die in dem Ruf standen, für so etwas empfänglich zu sein. Und ich denke, das ist beim DFB beileibe nicht so unbekannt." Um die Angelegenheit zu klären, soll es eine Verhandlung vor dem Münchner Landgericht geben, die nach Angaben von Amerells Anwalt Jürgen Langer schon im März stattfinden soll. DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach ließ die Zahl der möglicherweise Betroffenen offen, nachdem Zwanziger in der Welt und dem Hamburger Abendblatt erklärt hatte, es seien mehr als vier.

Mario Basler ist nicht mehr Trainer von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier. Der Vorstand stellte den früheren Nationalspieler am Sonntag nach einer Sitzung von seinem Amt frei, wie der Club auf seiner Internetseite mitteilte. Als Nachfolger wurde Reinhold Breu berufen, der bisher die U23 betreute. Basler hatte Trier im September 2008 übernommen und in der laufenden Saison bis ins Achtelfinale im DFB-Pokal geführt. Mittlerweile ist Trier in der Regionalliga West auf den 13. Platz abgerutscht. Am Samstag verlor das Team mit 0:3 gegen Fortuna Düsseldorf II.

Noch vor dem Gipfeltreffen zwischen Kaiserslautern und St. Pauli am Montag haben sich die Verfolger am 23. Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga in Stellung gebracht. Dank eines 1:0-Sieges in Rostock ist der FC Augsburg bereits am Samstag bis auf zwei Zähler an die "Kiezkicker" aus Hamburg herangerückt. Unmittelbar dahinter rangiert Fortuna Düsseldorf, das Schlusslicht Rot-Weiss Ahlen beim 4:0 eine Lehrstunde erteilte. Im Abstiegskampf gelang dem FSV Frankfurt am Sonntag durch das 2:1 über den Karlsruher SC der Sprung auf den Relegationsplatz. Dank des zehnten Saisontreffers von Torjäger Sami Allagui schob sich die SpVgg Greuther Fürth mit dem 1:0 bei Rot-Weiß Oberhausen auf Rang zehn. Energie Cottbus musste durch die 1:2-Heimniederlage gegen den SC Paderborn einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Ein einziger Sieg aus den jüngsten sechs Partien karikiert die Aufstiegs-Ambitionen der Lausitzer, die sie jüngst mehrfach geäußert hatten.

b>Inter Mailands Trainer Jose Mourinho hat wieder einmal die Nerven verloren. Nach Platzverweisen gegen seine Spieler Walter Samuel (30.) und Ivan Cordoba (38.) im Meisterschaftspiel der italienischen Fußball-Serie A gegen Sampdoria Genua (0:0), legte sich der Portugiese erneut mit dem Schiedsrichter an. Mourinho machte deutlich, dass der Referee am besten in Handschellen aus dem Stadion geführt werden müsse. Wegen dieser Geste droht ihm nun eine Sperre, zumal er sich auch noch einige verbale Aussetzer leistete. "Man muss uns auf sechs Fußballer reduzieren, um uns zu besiegen", schrie er wütend nach dem Match durch die Stadion-Katakomben, nachdem ihm Klubpräsident Massimo Moratti zu dem Remis unter äußerst schwierigen Umständen gratuliert hatte. Seit Wochen klagt Mourinho, der nach dem Abpfiff mit den italienischen Journalisten kein Wort wechselte, über Schiedsrichter, die seine Mannschaft bewusst darin hindern würden, die Meisterschaft zu gewinnen. Dicke Luft herrscht auch beim AC Mailand, dessen Klub-Besitzer Silvio Berlusconi seinen Coach Leonardo unter der Woche scharf kritisiert hatte. Der italienische Ministerpräsident war wegen der 2:3-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester United verärgert, zudem ist ihm der dritte Tabellenplatz in der Liga ein Dorn im Auge. "Auch in diesem Jahr hat Milan Spieler, mit denen man gewinnen kann, wenn man sie denn gut spielen lassen würde", hatte Berlusconi gesagt. Leonardo erklärte vor dem Auswärtsspiel am Sonntagabend bei AS Bari: "Wenn der Vereinpräsident der Meinung ist, dass ich gehen soll, muss er nur ein einziges Wort sagen, dann bin ich weg." Der Coach fügte an: "Er müsste kein Geld zahlen. Ich würde von Mailand kein Geld nehmen, wenn ich nicht arbeite."

Rechtzeitig vor dem Champions-League-Spiel gegen den VfB Stuttgart ist der FC Barcelona in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Eine Woche nach seiner ersten Saisonniederlage (1:2 bei Atlético Madrid) besiegte der spanische Fußball-Meister die Elf von Racing Santander am Samstagabend mit 4:0 (3:0). Barça (58 Punkte) baute damit seinen Vorsprung auf den Erzrivalen Real Madrid zumindest vorübergehend wieder auf fünf Zähler aus. Die "Königlichen" müssen am Sonntag im Bernabéu-Stadion gegen den FC Villarreal antreten. "Das Spiel war wie eine Seelenmassage für den FC Barcelona", schrieb die Zeitung El País am Sonntag. Allerdings trat Santander "wie der gute Samaritaner" auf und machte es den Katalanen auch nicht sonderlich schwer. Die Torschützen für Barcas Star-Emsemble, das am Dienstag in der Königsklasse bei den Stuttgartern antritt, waren Andrés Iniesta (7. Minute), Thierry Henry (29.), Rafael Márquez (34.) und Thiago Alcántara (84.). Für Trainer Josep Guardiola war es gegen Santander das 100. Barça-Spiel seit seiner Verpflichtung. Die Bilanz des 39-Jährigen kann sich sehen lassen: 71 Siege, 19 Unentschieden und 10 Niederlagen. Damit erreichte seine Mannschaft bislang sechs nationale und internationale Titel.

Petr Cech parierte alles, Michael Ballack rackerte vorbildlich, und Didier Drogba traf einmal mehr nach Belieben: Nach dem Patzer von Verfolger Manchester United hat der FC Chelsea die Gunst der Stunde genutzt und seinen Vorsprung in Englands Fußball-Meisterschaft auf vier Punkte ausgebaut. "Nach der Niederlage für ManU war das ein großer Sieg für uns", frohlockte Carlo Ancelotti nach dem 2:0 (1:0) bei den Wolverhampton Wanderers. Manchester hatte zuvor beim FC Everton mit 1:3 verloren. Drogba erzielte seine Meisterschaftstreffer 18 und 19 - in allen Wettbewerben hat er gar schon 25 Saisontore auf dem Konto. ManU ist nun unter Zugzwang geraten. "Zu diesem wichtigen Zeitpunkt der Saison können wir uns so schlechte Resultate nicht erlauben", monierte Trainer Alex Ferguson. Zumal der Tabellendritte FC Arsenal ebenfalls vom Rückschlag des Rivalen profitierte und bis auf zwei Punkte an den Champion herankam. Nicklas Bendtner (27.) und Cesc Fabregas (90./Foulelfmeter) trafen gegen den FC Sunderland zum 2:0-Heimsieg der "Gunners", für die Trainer Arsene Wenger den Titel noch nicht abgeschrieben hat: "Wir haben zwei Ziele: Die Teams hinter uns in der Tabelle auf Abstand zu halten und so dicht wie möglich an die Spitze heranzukommen."

Es soll die letzte Saison sein für den ehemaligen Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann. Aber seine gegenwärtigen Leistungen für den VfB Stuttgart werfen bei Beobachtern immer wieder die Frage auf, ob er nicht noch ein Jahr dranhängen will. "Im Moment sieht der Plan so aus, dass ich aufhöre", sagte der 40-Jährige nach dem 5:1 der Schwaben beim 1. FC Köln und einer erneut herausragenden Vorstellung. "Aber man weiß ja nie. Ich will ja nicht als Schlechtester, sondern als Bester aufhören", fügte der Keeper dann an.

Einem Fan des spanischen Fußball-Erstligisten Athletic Bilbao droht nach einer dreisten Pinkel-Attacke der Ausschluss aus dem Klub. Der Mann hatte beim Europa-League-Spiel der Basken am Donnerstag gegen den RSC Anderlecht (1:1) vom Oberrang des Stadions auf die Anhänger des belgischen Rekordmeisters uriniert. TV-Bilder enttarnten den Übeltäter, der sich zwar umgehend für seine Tat entschuldigte, aber sich dennoch vor einer Disziplinar-Komission verantworten muss. Bereits vor dem Spiel hatte es unschöne Szenen gegeben, als Gäste-Fans mit der Polizei aneinandergerieten. Auch im Anschluss der Partie war es zu Tumulten zwischen den Anhängern gekommen.

Die Erfolgsserie von Aufsteiger HSC Montpellier in der französischen Fußball-Meisterschaft ist gerissen. Nach zuletzt fünf Siegen erlitten die Südfranzosen am Samstag mit 0:1 (0:0) beim Abstiegskandidaten AS St. Etienne die erste Niederlage des Jahres und verpassten die Möglichkeit, in der Ligue 1 nach Punkten mit Girondins Bordeaux gleichzuziehen. Damit bleibt Titelverteidiger Bordeaux mit 51 Zählern alleiniger Spitzenreiter vor Montpellier (48), obwohl das für Samstag angesetzte Top-Match zwischen Girondins und AJ Auxerre (42) auf einen noch nicht bestimmten Termin verlegt worden ist. Girondins kann sich damit ungestört auf das Champions-League-Duell am Dienstag bei Olympiakos Piräus vorbereiten.

Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim plant trotz der bisher enttäuschend verlaufenden Saison keine spektakulären Transfers für die nächste Spielzeit. "Die Planungen für die nächste Saison sind zu einem großen Teil abgeschlossen. Wir haben einen Großteil der Verträge mit den Spielern, die für uns wichtig sind und mit denen wir in Zukunft planen, längst verlängert. Unsere Kaderplanung steht zu fast 90 Prozent fest. Das was noch fehlt, werden wir ergänzen", sagte Manager Jan Schindelmeiser in einem Interview mit Radio Regenbogen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: