Fußball-Kommentatoren:Blindmänner, Brüder und Bedrohungen

ZDF-Urgestein Rolf Töpperwien geht nächstes Jahr in Rente. Wer hat jetzt das Zeug zum Kult-Kommentator? Ein Kandidaten-Check in Bildern.

Andreas Thieme

14 Bilder

Töpperwien

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Bauch rein, Brust raus - Karriere aus ... So oder so ähnlich muss sich ZDF-Kult-Kommentator Rolf Töpperwien , 58, gefühlt haben, als er kürzlich via Boulevardmedien seinen Rückzug aus dem Fernsehgeschäft ankündigte. Nur noch bis zum September nächsten Jahres will der akribisch-alleswissende "Töppi" Fußballfans mit seiner markanten Stimme beglücken, die Info über jeden noch so kleinen Heimat-Dorfverein des Schiedsrichters stets inklusive.

Der Liebe wegen macht er Schluss - leider aber mit dem Fußball. Von Herbst 2010 an kommentiert Töpperwien nur noch die Dribbelkünste von Sohnemann Louis, drei Jahre alt.

Insgesamt 36 Jahre lang schickte der Sportreporter seine unverblümten Einschätzungen durch die deutsche Sportlandschaft. ("Wir sollten alle den Calmund mal umarmen - oder es zumindest versuchen") Sein Markenzeichen: Die zwischen Pedanterie und Purismus pendelnden Kommentare, an denen sich Fans und Zuschauer gleichermaßen erfreuen wie reiben. Wäre Töpperwien Spieler geworden, entspräche er wohl dem Typus des Wadenbeißers - und gehört so zu einer eigentlich längst ausgestorbenen Generation, deren sonderbare Eigenschaften dennoch geschätzt werden.

In die Riege der Kult-Kommentatoren wird Töpperwiens Wechsel in den Ruhestand nun ein Loch reißen. Dennoch gibt es genug andere Fußball-Experten, auf die sich Fernsehzuschauer während der Fußballübertragungen freuen dürfen. sueddeutsche.de stellt sie vor.

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Reif

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Marcel Reif: Die graue Eminenz

Da wäre etwa Fußball-Baron Marcel Reif , der schon so lange im Geschäft ist, dass ihm der Spitzname "graue Eminenz" zuteilwurde. Seine Stimme hat sich indes nicht sehr verändert, sie ist höchstens noch schärfer geworden, oft mit den richtigen Nuancen zur passenden Situation. Seine Einschätzungen sind ohnehin seit Jahren das Maß der Dinge. Ein fanspezifisches Problem bleibt jedoch: Wer Reif hören will, muss gewissermaßen Privatpatient sein - ihn wird man im Free-TV nicht so schnell sehen.

Kultstatus erreichte Reif bereits vor mehr als zehn Jahren, als er gemeinsam mit Günther Jauch im Spiel Real Madrid gegen Borussia Dortmund stolze 76 Minuten lang das Publikum bei Laune halten musste, weil das Spiel aufgrund eines Torbruchs nicht angepfiffen werden konnte.

Sein Vorzug ist, dass er seit Jahren auch selbst in der Champions League der Kommentatoren spielt. Das hat Reif, mittlerweile eine Art Adliger der Kommentatoren-Riege, mit der Zeit etwas zu selbstsicher gemacht, was mitunter in mürrischen Auftritten mündet ("Wenn Sie dieses Spiel atemberaubend finden, haben Sie es an den Bronchien"), in denen er seine Techniker oder auch mal Zuschauer, die ihm zufällig vor der Nase herumlaufen, herzlich für ihre Anwesenheit dankt ("Hau ab, du Arsch").

Quasi als Lehrling bei Marcel Reif ...

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Bela

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Béla Réthy: Der Alleswisser

... begann einst Béla Réthy (Foto), als er Reifs Assistent bei zahlreichen Live-Kommentaren Ende der achtziger Jahre wurde. Als Geselle durfte er von 1991 an erste Spiele selbst kommentieren, bis er im Finale der EM 1996 sein Meisterstück ablegte und beim Sieg der Nationalelf gegen Tschechien (2:1 n. V.) das erste Golden Goal der Fußballgeschichte kommentierte, was er inbrünstiger als so mancher Zuschauer bejubelte. ("Bierhoff! ... Kann sich durchsetzeeen ... jaaaaaaa!! ... Deutschland ist Europameister!!!"). Inbrünstig bejubelte so mancher Zuschauer im Anschluss auch seine Kommentare bei der WM 1998 ("Das da vorn, was aussieht wie eine Klobürste, ist Valderrama").

Seither ist Béla Réthy, nunmehr 18 Jahre im Geschäft, eine feste Größe, was er erneut bei den Endspielen der WM 2002 und EM 2004 unter Beweis stellte. Wie hieß die Nichte der Schwester der Haushälterin von Diego Maradonas Großtante, die beinahe einmal Profi-Fußballerin in Argentinien wurde? Béla Réthy weiß sowas. Auch nachts um drei.

Highlight seiner Karriere war wohl das EM-Halbfinale 2008 zwischen Deutschland und der Türkei, als zu Beginn der zweiten Halbzeit erstmals für mehrere Minuten das Bild ausfiel und Réthy so unfreiwillig zum Radioreporter wurde. 30 Millionen Menschen hörten zu. Beim zweiten Ausfall während dieses Spieles kommentierte Réthy das Führungstor von Miroslav Klose per Telefonleitung - das eiligst besorgte Ersatzbild des Schweizer Fernsehens war allerdings drei Sekunden zeitversetzt. Er jubelte "zu früh".

ZDF-Sportchef Gruschwitz sagte hinterher über Réthy: "Das war schon eine reife Leistung!"

Ebenfalls schon lange im Geschäft ...

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Taxi sky

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Fritz von Thurn und Taxis: Die Traditionsfigur

... ist Fritz von Thurn und Taxis (Foto), und wenn es so etwas wie eine Traditionsfigur unter den Fußball-Kommentatoren gibt, dann ist das sicher der markige Österreicher. Allein sein Name klingt schon nach Ruhm, wenn auch nicht nach sportlichem, dafür ist seine Stimme der Motor der Fußball-Übertragungen im deutschen Pay-TV. Keiner fiebert so schön bei Angriffsszenen mit wie Thurn und Taxis: Unbändig und kraftvoll hallt sein leicht bajuwarischer Klang während der Kommentare - immer bereit noch ein wenig aufs Tempo zu drücken, als könnte er den Ball mit seiner Stimme selbst im Tor versenken.

Prägend ist dabei seit jeher die gesangsähnliche Anhebung seiner markanten Stimme ("Klose leitet einen vorzüüüüüüüglichen Angriff ein"), die der Wahl-Bayer stilecht mit wunderbar gerolltem R untermalt ("wieder rrraus zu Ribérrry"). Für manche Zuschauer gehört Thurn und Taxis bereits zum alten Eisen, seine Qualität bleibt aber unbestritten. Ebenso wie sein eigentümlicher Humor. ("Den HSVer Hollerbach plagt ein Darmvirus, und der pendelt zwischen Toilette und Schlafzimmer. Hoffentlich kann er das Spiel im Liegen sehen.")

Über eine ähnliche "Röhre" ...

Foto: sky

Stach privat

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Matthias Stach: Der Sportfreak

... verfügt auch der eher hagere Matthias Stach (Foto), dessen Stimmvolumen dagegen derart voluminös ist, dass er in den Zusammenfassungen der Bundesliga auf sky ("Alle Spiele, alle Tore") öfters auch gleich drei Begegnungen zusammenfassend kommentiert. Interessant an Stach ist, dass er eigentlich über keine typische Kommentatoren-Stimme verfügt, sondern eher über die eines Spielers. Vielleicht ist aber gerade das sein Geheimrezept, wenn er wieder Torszenen mit einer Wucht ansagt, dass man denken könnte, das Mikrofon stünde direkt neben der Bank des Trainers.

Interessant an Stach ist aber auch, dass er neben seiner geballten Emotionalität auch einer der kühnsten Fußball-Analytiker ist - und sich eigentlich noch viel besser im Tennis auskennt. Und da der Mann auch noch verheiratet ist und drei Kinder hat, fragt man sich: Wie macht der das nur? Die Information, dass er (auch noch!) jahrelang in der ersten und zweiten Bundesliga Tennis gespielt hat (ja, Tennis, nicht Fußball), lässt umso mehr aufhorchen.

Daneben ist Stach bekannt für sein Insiderwissen über das Privatleben von Spielern. Gerade bei brasilianischen Kickern kennt Stach nicht nur deren Familie, sondern weiß auch die fußballerischen Stationen von Geschwistern der Spieler auf dem Platz auswendig. Auch Anekdoten von kuriosen Wetten in der Spielerkabine kennt Stach, der als Kumpeltyp für Sportler gilt und sogar deren Spitznamen erklären kann. Es scheint, als symbolisiere Matthias Stach eine fast ausgestorbene Spezies des Kommentators: die des absoluten Sportfreaks.

Als solcher kann auch...

Foto: privat

Wolff Fuß Constantin

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Wolff-Christoph Fuss: Der Allrounder

... Wolff-Christoph Fuss (Foto) gelten, der sich besonders bei Premiere einen Namen als Kommentator der englischen Premier League machte ("Der Patient Arsenal London atmet"). Sein Markenzeichen: Das impulsartige Herausschreien des Spielernamens, der sich in die Torschützenliste eintug. Beim neuen Arbeitgeber Liga total glänzt er nunmehr in Doppelfunktion auch als Moderator - ein Markenzeichen des Könnens moderner Kommentatoren.

Dafür steht Fuß ohnehin symbolisch: Mit Aussagen wie "Fußball ist wie ein Klavier. Man braucht acht, die es reintragen und drei, die es spielen können", zeigt sich bei ihm eine neuartige Form des Kommentars, die fern vom plumpen Sprüchen vor allem von Spielverständnis zeugt und eine feine Note Ironie beisteuert. Gäbe es auch in der Kommentatoren-Riege einen Trainerschein, so wäre Fuß ein Fußball-Lehrer, wogegen so mancher Kollege eher nur den B-Schein besitzt.

In welcher Klasse er sich bewegt, stellte er zudem während zahlreicher Champions TV-Übertragungen unter Beweis. Das machte ihn auch für die Unterhaltungsbranche interessant. Seinen Einsatz beim Spiel der "Sportfreunde Pocher" im Benefizspiel gegen den FC Bayern kann man getrost als Ritterschlag verstehen. Wie groß der Kreis seiner Fans ist, zeigt neben seinen Kommentaren beim Computerspiel Pro Evolution Soccer 2009 auch ein Blick auf die unzähligen Audio-Zusammenschnitte beim Videoportal Youtube.

Als weiterer Top-Kommentator...

Foto: Constantin Sport Medien GmbH

Bartels

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Tom Bartels: Der Eloquente

... gilt auch Tom Bartels (Foto) gesehen, der als kommender Mann in der ARD gehandelt wird. Länderspiele, EM-Finale? Macht Bartels. Und macht er gut. Unaufgeregt, sicher, kompetent - Tom Bartels ist der Mann für die wichtigen Spiele geworden. Sein Alleinstellungsmerkmal ist seine Eloquenz. Im Grunde gleicht er eigentlich eher einem Manager als einem Sportfreak (was ihn dennoch nicht unsympathisch macht), wäre da nicht diese Hörbuch-Stimme, die wohl jedweden Roman vertonen könnte.

Typisch für Bartels ist vielleicht auch, dass er einer der wenigen seiner Zunft ist, über die man in Stilblüten-Sammelsurien einschlägigen Internet-Foren keine Ausrutscher findet. Auch Star-Allüren sind bei ihm wohl so unverstellbar wie eine durchzechte Disco-Nacht von Philipp Lahm während der Bayern-Vorbereitung. Bartels' Stärke besteht nunmehr darin, dass ihn kaum jemand wahrnimmt. Er ist einer, der auch mal das Tempo herausnimmt, sich umsieht und den passenden Ball - pardon: Kommentar - dann im richtigen Moment bringt.

Inzwischen ist Stratege Bartels nun auch zum Fernsehmoderator aufgestiegen. Und auch das machte er nicht schlecht (immerhin sechs Millionen Zuschauer). Bleibt nur zu hoffen, dass er auch Kommentator bleibt.

Ein vermeintlich eher ruhiger Vertreter der Branche ist...

Foto: SWR/WDR/Herby Sachs

Wark getty

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Thomas Wark: Der Konservative

... Thomas Wark (Foto), dessen kürzlich verstorbener Vater Oskar als Sportreporter laut ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender bereits "einer der ganz Großen unserer Zunft" war. Sohn Thomas steht dagegen wie kaum ein anderer für das Konservative des öffentlich-rechtlichen Fußballgeschehen. "Wäre in den 70ern besser aufgehoben" heißt es in einem Forum über ihn. Vor der WM 2006 schrieb Die Welt einmal "Der Mann ist schlicht zu lieb fürs Fußball-Geschäft".

Fragt man ihn selbst nach Anekdoten aus seiner Karriere, wird es aber spannend: Da erinnert er sich lieber an knappe Miniröcke der Gespielinnen von georgischen Abgeordneten (Länderspiel gegen Deutschland). Oder an den Arbeitsplatz am äußersten Tribünenrand in Porto, der ihm im ersten Live-Spiel aufgrund der mickrigen Sicherheitsbarriere nach eigener Aussage "lebensgefährlich war" (Supercup-Finale 1987).

So sind es oft die kleinen und abseitigen Dinge im Leben, an denen sich Kommentatoren wie Fans erfreuen. Besonders Warks verbale Ausrutscher entwickelten dabei eine subtile Art von Humor. Bekannt wurde er durch einen Spruch über Axel Kruse ("Der hat in Rostock mehrere Pferdchen laufen"), und auch bei der WM 1998 in Frankreich sorgte er einst für Furore, als er die Grätsche eine jamaikanischen Spielers wie folgt kommentierte: "Da geht der Bruder aber ganz schön hart rein".

Für glanzvolle Auftritte der anderen Art steht dagegen...

Foto: getty

Beckmann dpa

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Reinhold Beckmann: Der Showmaster

... Reinhold Beckmann (Bildmitte). Beckmann, alter Hase des Fußball-Geschäfts und trotzdem junggbelieben, umgibt sich gerne mit den schönen Dingen des Lebens (siehe Foto). Gemeinsam mit seinem ZDF-Pendant Johannes B. Kerner prägte er seit den frühen Neunzigern eine Fußball-Dynastie. Gemeinsam mit Kerner hatte er aber auch schon immer die Tendenz, den Sport als verkappte Unterhaltung zu präsentieren.

Dennoch: Seine Erfahrung könnten andere gut gebrauchen, seine Kommentare sind durchweg solide und eloquent - Beckmann sieht sich aber mittlerweile anscheinend aber lieber selbst im Fernsehen als Fußballspiele darin zu kommentieren. Womit wir wieder bei der verkappten Unterhaltung wären: Beckmann pendelt wie kein anderer zwischen Sport und Show. Vor lauter TV-Präsenz weiß man eigentlich gar nicht mehr genau, ob er eigentlich doch noch Spiele kommentiert. Die Antwort: Tut er nicht. Das letzte Mal war am 21.November 2007 gegen Wales.

Nicht jedem Kommentator würde aber...

Foto: dpa

Simon ddp

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Steffen Simon: Der Unbeliebte

... wohl nach dessen Karriereende nachgetrauert: Dass es einen Unterschied zwischen berühmt und populär gibt, sieht man am Beispiel von Steffen Simon (Foto). Der ist seit 2003 Chef der Sportschau und seit 2006 auch Sportchef des Westdeutschen Rundfunks. Auch beim Format ran war er in den Neunziger Jahren schon am Start. Zwar geht sein Karriereweg seitdem stetig nach oben - manchmal könnte man trotzdem meinen, er sei die personifizierte Unbeliebtheit. Liegt es daran, dass er so oft das Topspiel in der ARD-Sportschau kommentiert? Oder an seiner selbstauferlegten Unfehlbarkeit? Wie dem auch sei: Vielen gilt Simon als selbstherrlich und - na sagen wir mal - nicht ganz so sympathisch. Ein Blick in die einschlägigen Fußball-Foren genügt.

Prägend für seinen Beliebtheitsstatus sind jene Fußball-Abende, an denen Live-Spiele in der ARD von Simon betreut werden, wohingegen zeitgleich auf sky aber Marcel Reif kommentiert. Von einem Klassenunterschied sprechen Fans in TV-Foren da und kritisieren den ARD-Mann etwa wegen seiner peniblen Aussprache und dessen Geltungsbedürfnis. Allein: Er hat auch viele Lichtblicke, etwa wenn er komplizierte Regelauslegungen aus dem Stegreif maßgeschneidert erläutert. Die werden von den kritischen Zuschauern aber gerne übersehen.

Dass die jüngere Kommentatoren-Garde aber auch sehr populär sein kann, zeigt...

Foto: ddp

Leopold

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Michael Leopold: Mr. Nice Guy

... sich bei Michael Leopold (Foto), der immer mehr zum Gesicht des Pay-TV-Senders sky wird. Zugleich ist er aber auch ein Paradebeispiel dafür, dass das Aussehen von Kommentatoren in den seltensten Fällen auch zur Stimme passt. Trifft man Michael "Michi" Leopold auf der Straße, könnte man vermuten, er sei Schauspieler in einer Daily Soap oder zumindest ein ziemlich gern gemochter Schwiegersohn. Tatsächlich ist er - stimmlich gesehen - eher der Typ bayrische Brechstange: Seine wuchtige, direkte Analyse transportiert sowohl Spannung als auch Emotionsgeladenheit per Steilpass vom Spielgeschehen ins Wohnzimmer.

Dass Karriere und Beliebtheit sich nicht ausschließen müssen, könnte Steffen Simon von Michi Leopold lernen. Letzterer wird mit immer prominenteren Spielen betraut und moderiert mit zunehmender Häufigkeit auch bei Live-Übertragungen - bei Simon fast undenkbar. Im Unterschied zu Simon hat Leopold auch etwas, um das Simon ihn womöglich beneidet: Ähnlich wie Schüsse von Christian Pander ist Leopolds Stimme nämlich eine richtige "Waffe". Neben Härte und Präzision besitzt er vor allem diesen unglaublichen Verve.

Einen Waffenschein für seine Stimme...

Foto: sky

Buschmann ddp

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Frank Buschmann: Der Bodenständige

... benötigt Frank Buschmann (Foto) zwar nicht. Der als "Mister 2. Liga" bekannte Kommentator gilt aber als sogenannte Allzweckwaffe. Er kommentiert Fußball in allen Formen, sogar wenn sich Entertainer Stefan Raab aufs Eis wagt, um zusammen mit C-Prominenten oder vermeintlichen Bundesliga-Altstars Schaumstoffbälle auf Eishockeytore zu kicken ("Da ist viel Foffo drin"). Buschmann ist's egal, er vermittelt - auch beim richtigen Kick - Spaß am Sport und ist nie um eine unorthodoxe Einschätzung verlegen ("Verhüten ist das Leben des Wolfgang Kleff. Früher als Torwart und heute für die AIDS-Hilfe").

Angenehm authentisch wuselt sich Buschmann gewöhnlich durch die Montags-Spiele im DSF und sein großes Plus ist dabei, dass man ihm - ist das Spiel auch noch so langweilig - stets auch über die gewöhnliche Spielzeit hinaus zuhören könnte. Buschmann ist wie Stammtisch ohne Bier - dafür mit Niveau -, auch wenn er es nie über die Zweite Liga der Kommentatoren-Riege hinausgeschafft hat. Im Unterschied zu den Großen der Branche besitzt er jedoch die Fähigkeit, dass seine Sympathie trotz Professionalität in keinem Moment verloren geht.

Sprüche wie "Am Ende kackt die Ente" (=Abgerechnet wird zum Schluss) machten Buschmann vor allem an der Fan-Basis beliebt - seine Anhänger hat er gerade dort, wo es noch auf den Fußball selbst und nicht so sehr auf das Ergebnis ankommt.

Für eine bunte Karriere steht indes...

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Dahlmann getty

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Jörg Dahlmann: Der Herr der Kuriositäten

... Jörg Dahlmann (Foto). Was ihn besonders auszeichnet, ist die Vielzahl an Kuriositäten, die er stimmlich begleitet hat. Tonnentritt von Jürgen Klinsmann, Wechselfehler von Otto Rehhagel, Traumtor von Okocha gegen Oliver Kahn, dessen Rüffler gegen den armen Andi Herzog? Dahlmann war da. Und wenn man mal ehrlich ist: Die genannten Ereignisse hätten wohl nie so einen Kultstatus erreicht, wenn Dahlmann sie nicht mit seiner temperamentvollen Stimme zu dem gemacht hätte, was sie heute sind: Ein Stück Fußballhistorie.

Sein einziger Nachteil: Auf vielen Bilder sieht er aus wie der ältere Bruder von Thomas Doll. Im Gegensatz zu ihm hat Dahlmann den Arbeitgeber aber stets aus Erfolgsgründen heraus gewechselt: Mit den Stationen ZDF, Premiere, Sat.1, tm3, DSF und Liga total ist eher einer der größten Wandervögel der Branche. Aber auch ein Multitalent: Unvergessen bleibt sein Whirlpool-Interview mit Rolf Sutter aus dem Jahr 1985, der als Trainer des SV Weil in der ersten Runde des DFB-Pokals in Bremen ran musste. Darüber spricht der mittlerweile 50-Jährige Dahlmann in seinen Kommentaren nicht, dafür wie gewohnt mit dramatischer Stimme und scharfem Blick.

Dass auch Kommentatoren, die nicht für das Fernsehen arbeiten...

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Rupert BVB

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Boris Rupert: Der "Blindmann"

... es zu Ruhm bringen können, zeigt das Beispiel Boris Rupert. Seit mehr als zehn Jahren kommentiert er die Spiele der Dortmunder Borussia im BVB Netradio und im Web-TV des Clubs. Vereinsinternen Kultstatus erreichte Rupert am 8. Dezember 2001, als er nach einer Abseitsentscheidung des Schiedsrichter-Assistenten (natürlich gegen Dortmund) die Fassung verlor. "Metzelder 17 Meter vor dem Tor, spielt jetzt auf Ewerthon und DER STEHT NICHT IM ABSEITS!!! Du blinder Linienrichter, du BLINDMANN. Verdammt noch mal!", schimpfte Rupert gefühlte zwei Minuten lang und legte, nun völlig außer sich, noch nach.

"Das geht doch auf keine grüne Kuhhaut mehr, was dieser Erpel, Greipel oder wie er auch immer heißen mag, sich da zusammenpfeift." Mit diesen Wortneuschöpfungen meckerte sich Rupert nicht nur in die Herzen der BVB-Fans - sondern katapultierte sich gleichzeitig in die Spitze der O-Ton-Charts des Radiosenders 1 Live. "Die Aussage lag eindeutig im Grenzbereich, zumal der Assistent ja Recht hatte mit seiner Entscheidung", sagte Rupert hinterher ein wenig reumütig ob der Schärfe seines emotionalen Ausbruchs. Gleichzeitig offenbarte er aber auch das Erfolgsrezept seiner Arbeit: Er ist halt immer nur für Dortmund. Und für seine Subjektivität lieben sie ihn dort.

Foto: Borussia Dortmund

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