Corona im Spitzensport:Der Fußball kann es selbst lösen

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Nach der jetzigen gesetzlichen Lage ist es das für viele nicht nachvollziehbare, aber gute Recht von Joshua Kimmich und anderen, sich nicht impfen zu lassen. (Foto: MIS/imago)

Wenn der Fußball wirklich will, dass alle Spieler geimpft sind, bieten sich ihm entsprechende Möglichkeiten - nicht nur Gehaltskürzungen wie bei Joshua Kimmich.

Kommentar von Johannes Aumüller

Natürlich, das einfachste für den deutschen Fußball und speziell den FC Bayern wäre es jetzt, wenn rasch die Politik tätig werden würde. Wenn es morgen zu einem Gesetz kommt, aus dem sich ergibt, dass auch Profisport nur noch mit 2 G möglich ist und alle bisher ungeimpften Kicker zur Corona-Impfung müssen. Zumindest wenn sie weiter Fußball spielen wollen.

Ja, mei, Joshua, ließe sich dann sagen: Wenn die Politik das so beschließt, ist es halt so. Ist die Entscheidung von Scholz und Söder.

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Natürlich kann man sehr gut nachvollziehen, wenn die Beteiligten in München und an anderen Standorten mit ungeimpften Profis von der Situation genervt sind. Da appellieren sie ausdauernd an ihre Spieler, sich impfen zu lassen, und ein Teil folgt dem Rat nicht. Wobei man manchen in der Branche sicher nicht zu nahe tritt mit der Vermutung, dass die Leidenschaft fürs Vakzin nicht nur auf die Bekämpfung der Pandemie und die Vorbildwirkung von Profis abzielt. Durchgeimpfte Mannschaften ermöglichen nun mal einen reibungsloseren Ablauf des Wettbewerbs; es fällt auch seltener jemand aus, weil er in Quarantäne muss. Gänzlich vermeiden lässt sich das - siehe Impfdurchbrüche bei vollständig Geimpften - ja ohnehin nicht.

Es ist nachvollziehbar, wenn Juristen eine Impfpflicht für Fußballprofis als unverhältnismäßig einschätzen

Allerdings sollte der Fußball nicht zu sehr auf die Politik setzen. Es mag Ministerpräsidenten wie Markus Söder in Bayern und Hendrik Wüst in Nordrhein-Westfalen geben, die sich öffentlichkeitswirksam in Szene setzen mit Gedankenspielen über 2G für Profis. Es ist nur kaum vorstellbar, wie das rechtlich funktionieren soll, solange es keine allgemeine Impfpflicht für alle gibt. Sollen tatsächlich neben Pflegekräften ausgerechnet Profisportler eine Berufsgruppe sein, für die es zu einer partiellen Impfpflicht kommt? Also eine vergleichsweise kleine Gruppe junger Menschen, die ohnehin hohe Impfquoten hat, weder gesundheitlich besonders gefährdet ist noch andere besonders gefährdet? Es klingt plausibel, wenn Juristen da eine Impfpflicht als unverhältnismäßig einschätzen.

Nach der jetzigen gesetzlichen Lage ist es das für viele nicht nachvollziehbare, aber gute Recht von Joshua Kimmich und anderen, sich nicht impfen zu lassen. Wenn der Fußball wirklich unbedingt will, dass alle Spieler geimpft sind, bieten sich ihm andere Möglichkeiten als anderen Branchen - nicht nur Gehaltskürzungen und verbaler Druck. Die Verbandsautonomie, die der Sport oft genug missbraucht, erlaubt es ihm, sich für die Organisation des Wettbewerbs die Regeln zu geben, die ihm passen: Ein Spieler, der die Vermarktung seiner Persönlichkeitsrechte nicht abgibt, darf nicht mehr mitspielen. Ein Spieler, der sich Dopingtests und Blutentnahmen verweigert, auch nicht. Und ein Spieler, der sich nicht gegen Corona impft?

Die Liga könnte ja mal eine Umfrage unter ihren 36 Profiklubs starten, die Bayern sich entsprechend positionieren. Nur könnte dann halt niemand aus dem Fußball auf Scholz oder Söder verweisen - sondern müsste dieser klar dazu stehen, was er seinen Spielern abverlangt. Ansonsten muss er damit leben, dass es auch in den nächsten Monaten etwas komplizierter werden kann, wenn sich ein junger Mensch aus welchem Grund auch immer in der Impffrage so verhält, wie er sich verhält. Es gibt Bereiche des Lebens, in denen es noch um ein Vielfaches komplizierter wird.

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