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Fußball - Kaiserslautern:Torwart-Idol Ehrmann wehrt sich gegen Freistellung

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Kaiserslautern (dpa) - Der 1. FC Kaiserslautern kommt nach der Freistellung von Torhüter-Idol Gerry Ehrmann weiterhin nicht zur Ruhe. Während sich viele Fans mit dem Publikumsliebling solidarisieren, erwägt dieser juristische Schritte. "Das lasse ich mir nicht gefallen. Jetzt ist das eine Sache für die Anwälte", sagte der 61-Jährige bei Sport1 und betonte: "Ich habe niemanden beleidigt und auch nicht die Arbeit verweigert. Das ist erfunden und erlogen. Das ist eine absolute Frechheit, was in der Pressemitteilung steht." Er sei "geschockt und traurig, dass das jetzt solche Ausmaße angenommen hat".

Der Fußball-Drittligist hatte die Trennung von Ehrmann unter anderem damit begründet, dass der beliebte Torwartcoach Drohungen gegen das Trainerteam ausgesprochen habe. In den vergangenen drei Tagen sei es "mehrfach durch Gerry Ehrmann zu massiven, substanziellen Beleidigungen, Arbeitsverweigerungen und Drohungen gegenüber dem Trainerteam gekommen", teilte der Traditionsclub mit.

Doch der Konflikt schwelt schon deutlich länger. Trainer Boris Schommers ist nicht der erste Chefcoach auf dem Betzenberg, der nicht mehr mit der Kultfigur Ehrmann arbeiten wollte. Doch Schommers ist der erste, der den Konflikt mit dem Idol nicht scheut und die Vereinsbosse in dieser Frage hinter sich weiß. Nach dpa-Informationen war von Seitens des Clubs das Ende der Zusammenarbeit ohnehin für den Sommer geplant - was bei Ehrmann nicht gut ankam. Der Vertrag lief aus und sollte nicht verlängert werden. Die jüngste Eskalation machte diesen Plan jedoch zunichte.

Ehrmann absolvierte zwischen 1984 und 1998 über 300 Spiele für den FCK, wurde mit den Pfälzern 1990 Pokalsieger und ein Jahr darauf deutscher Meister. Seit 1996 war er als Torwarttrainer auf dem Betzenberg aktiv und verhalf unter anderem Kevin Trapp, Tim Wiese und Roman Weidenfeller zu einer Karriere in der Bundesliga und der Nationalmannschaft.

Die Fans des Traditionsclubs protestieren vehement gegen den Rauswurf Ehrmanns. Man habe Verständnis, dass die Trennung von Ehrmann "für viele Fans und Mitglieder nicht oder nur schwer zu ertragen ist", teilte der FCK mit. Aber die Freistellung sei "unumgänglich" gewesen.

Für den Fußball-Drittligisten kommt das Theater um Ehrmann zur absoluten Unzeit. Nach sechs sieglosen Spielen sind die Roten Teufel bis auf Rang 14 abgestürzt, drei Punkte vor der Abstiegszone. Dazu kommen die wirtschaftlichen Sorgen. Verliert der FCK am Samstag (14.00 Uhr) auch noch das Derby beim Tabellendritten Waldhof Mannheim, ist das Chaos auf dem Betzenberg perfekt.

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