Karriere von José Mourinho:"Nach Gott kam ich"

José Mourinho hat alles gewonnen und sich mit allen angelegt. Jetzt muss er bei Manchester United gehen. Seine Laufbahn in Bildern.

Von Thomas Hürner

12 Bilder

FILE PHOTO: Champions League - Group Stage - Group H - Juventus v Manchester United

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Es war der letzte große Auftritt von José Mourinho als Trainer von Manchester United: Nach einem Sieg im Champions-League-Gruppenspiel im November gegen Juventus stolziert der Trainer mit der Hand am Ohr durch das Turiner Stadion. Die lauten Pfiffe der Fans saugt er genussvoll auf, auch mit einigen Juve-Spielern legt er sich hinterher noch an. Der Portugiese war immer selbstbewusst und provokant. Ein paar Wochen später ist er seinen Job in Manchester los - wegen anhaltender Erfolglosigkeit.

BARCELONA'S VAN GAAL WATCHES MATCH

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Mourinho, einer der erfolgreichsten Trainer seiner Generation, war ein durchschnittlicher Spieler und begann seine Laufbahn als Dolmetscher für Trainer Sir "Bobby" Robson bei Sporting Lissabon. Schon bald erkannte Robson, dass Mourinho ihm taktisch voraus war und beförderte ihn zu seinem Assistenten. Robson nahm Mourinho 1996 mit zum FC Barcelona, der Engländer wurde dort wenig später entlassen. Mourinho blieb. Er wurde Co-Trainer des Holländers Louis Van Gaal (links im Bild). Der Lehrmeister und sein Assistent - sie sollten sich im Laufe der Jahre noch häufiger begegnen.

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Für den egozentrischen Portugiesen war klar: Die nächsten Karriereschritte muss er alleine machen. Im Jahr 2000 ging er als Chefcoach zu Benfica Lissabon, er überwarf sich in der portugiesischen Hauptstadt aber mit dem Präsidenten und trat zurück. Über den Provinzklub União Leiria ging es 2002 schließlich zum FC Porto. Dort blieb er bis 2005, und als er weiterzog, stand für ihn fest: "In Porto gab es Gott, und nach Gott kam ich." Er hatte auch allen Grund, selbstbewusst zu sein: Mit dem FC Porto gewann er Meisterschaft, Uefa-Pokal und 2004 sogar die Champions League.

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Wenig später posierte Mourinho unter dem grauen Himmel Londons. Er war 2004 der Wunschtrainer des russischen Ölmagnaten Roman Abramowitsch, beim FC Chelsea wurde Mourinho zum bestbezahlten Trainer der Welt. Und wieder hatte er eine Beschreibung der eigenen Großartigkeit auf Lager: "Chelsea hat ein Topteam, und entschuldigen Sie, wenn das arrogant klingt: Chelsea hat jetzt vor allem einen Toptrainer. Ich bin nicht arrogant, sondern ein Toptrainer. Ein ganz besonderer." Es war der Moment, in dem sich Mourinho selbst zu "The Special One" kürte.

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Auch auf der Insel machte sich Mourinho einen Namen. Er pflegte intensive Fehden mit Schiedsrichtern, für Arsenal-Trainer Arsène Wenger und Manchester Uniteds Coach Alex Ferguson hatte er oft nur abschätzige Worte und Gesten übrig. Den Erfolg hatte Mourinho auf seiner Seite: Gleich in seiner ersten Saison holte er die englische Meisterschaft, es war die erste seit 50 Jahren für den FC Chelsea. Im Jahr darauf gewann Mourinho erneut den Titel, am Ende seiner Chelsea-Karriere 2008 war er der erfolgreichste Trainer der Klubgeschichte.

Inter Mailand - Catania Calcio 2:1

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Auch mit Chelsea-Boss Abramowitsch überwarf sich Mourinho irgendwann. Massimo Moratti, damals Präsident von Inter Mailand, witterte seine Chance: Der italienische Traditionsklub dominierte in jenen Jahren die heimische Liga, scheiterte in der Champions League aber immer wieder. Ein Trainer, der das Wort "scheitern" bis dahin noch nicht kannte, sollte das ändern: José Mourinho.

Inter Mailand -  Jose Mourinho

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Auch in Mailand war Mourinho selten ums Provozieren verlegen. Schon damals giftete der Portugiese gegen Juventus Turin, das einige Jahre zuvor wegen Schiedsrichtermanipulationen hatte zwangsabsteigen müssen. Auf dem Bild legte er sich symbolische Handschellen an - eine Botschaft an die Turiner, auf die der italienische Fußballverband mit drei Spielen Sperre und einer Geldstrafe in Höhe von 40 000 Euro reagierte. Sonderlich einsichtig zeigte sich Mourinho hinterher nicht.

98424871

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Mourinho erfüllte den Mailand den großen Traum von Klubchef Moratti: Im Jahr 2010 gewann er das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions Leage. Bis heute ist Inter der einzige italienische Klub, dem dieses Kunststück gelang. Im Finale der Königsklasse traf Inter auf den FC Bayern München, trainiert von Louis Van Gaal. Der Schüler forderte seinen einstigen Lehrmeister heraus und gewann mit 2:0. Nach dem Schlusspfiff schlenderte Mourinho minutenlang mit Tränen im Gesicht durch das Estadio Santiago Bernabéu von Madrid. Dieser Ort war für ihn der Abschluss von etwas Großem und gleichzeitig ein Neuanfang.

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Mourinho unterschrieb schon am nächsten Tag bei Real Madrid, er sollte die Königlichen nach Jahren der Demütigungen durch den Erzrivalen FC Barcelona wieder an die Spitze führen. Das gelang ihm nur bedingt. Der mal wieder bestbezahlte Trainer der Welt gewann zwar 2012 die spanische Meisterschaft, in der Champions League kam er aber nie über das Halbfinale hinaus. Und da gab es noch ein weiteres Problem: Sein destruktiver Defensivfußball passte nicht zum königlichen Selbstverständnis des schönen Spiels.

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Und natürlich hatte er wieder schnell einen speziellen Freund gefunden: Barcelona-Trainer Pep Guardiola musste allerlei Provokationen des Portugiesen ertragen und wurde Opfer der Mourinho-typischen Psychospielchen. Die Abneigung zwischen den beiden war irgendwann nur schwer zu übersehen, wie hier bei ihrer Begrüßung vor dem Champions-League-Halbfinale zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid im April 2011.

Chelsea v Arsenal - Premier League

Quelle: Shaun Botterill/Getty Images

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Nachdem Mourinho seinen Vertrag bei Real Madrid in beidseitigem Einvernehmen aufgelöst hatte, ging er 2014 zurück zum FC Chelsea. Mit den Londonern gewann er wieder auf Anhieb die englische Meisterschaft, wurde in seiner zweiten Spielzeit aber nach schwachen Ergebnissen entlassen. Ihm blieb genug Zeit, um seine Beziehung zu Arsenal-Coach Arsène Wenger weiter zu intensiveren. Wenn sie sich nicht gerade am Spiefeldrand zofften, nannte Mourinho seinen französischen Kollegen auch einmal "Voyeur".

FILE PHOTO: Champions League -Manchester United Training

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Mit großen Ambitionen trat Mourinho 2016 seinen Job als Trainer von Manchester United an, als Nachfolger von Louis van Gaal. Mourinho, der sich sonst immer schützend vor seine Spieler stellte, fing plötzlich an, diese öffentlich zu kritisieren. Erstmals wurde er innerhalb des eigenen Biotops von vielen als Fiesling wahrgenommen, mit der Vereinsführung knallte es immer wieder, sein berüchtigter Defensivfußball wirkte aus der Zeit gefallen. Sogar sein einziger internationaler Titel als United-Trainer ließe sich als Abstieg lesen: Die Europa League, das sagte Mourinho immer wieder, sei eigentlich so gar nicht sein Anspruch.

Gut zwei Jahre nach seinem Amtsantritt verlässt Mourinho Manchester United nun wieder.

© SZ.de/ebc/fued
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