Fußball: Jobs der Ex-Profis:Nicht ohne meinen Ball

Sportpsychologe, Soccerhallenbauer, Ernährungsberater: Viele ehemalige Profis bleiben nach dem Karriere-Ende im Fußballgeschäft - in mitunter kuriosen Jobs. Ein Überblick.

Andreas Thieme

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Dickel getty

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Der Fußball war alles, was sie hatten. Und der Fußball war alles, was sie wollten. Doch was machen Profi-Fußballer eigentlich nach ihrer Karriere? Nicht alle werden Trainer, Manager oder Spielerberater. "Dem Rest fehlt es oft an Qualifikationen, um sofort im Berufsleben Fuß zu fassen", sagt Ulf Baranowsky, Präsident der Spielergewerkschaft VdV. Einige machen deshalb Fortbildungen oder studieren - und manchmal kommen sie dorthin zurück, wo alles begann: Zum Fußball, der sie ein Leben lang ernährt.

Norbert "Nobby" Dickel: Der Stadionsprecher (123 Bundesligaspiele und 45 Tore für den 1. FC Köln und Borussia Dortmund)

Norbert Dickel ist ein Mensch, den man sich ohne Fußball eigentlich gar nicht vorstellen kann. Das konnte er selbst wohl auch nicht und war dann auch froh, als die Verantwortlichen von Borussia Dortmund dem "Helden von Berlin", der trotz Knieverletzung im DFB-Pokalfinale 1988/89 zwei Tore schoss und zum Invaliden wurde, Aufgaben im Eventmanagement übertrugen. Mittlerweile ist Dickel längst wieder im Stadion aktiv, wenn auch nicht auf dem Platz selbst. Als Stadionsprecher und "Stimme des Volkes" heizt er die Südtribüne vor jedem Spiel ein. Die Arena ist sein Arbeitsplatz - zunächst als Spieler und später als Stadionsprecher

Texte: Andreas Thieme

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Rummenigge dpa

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Michael Rummenigge: Der Soccerhallenbauer (309 Bundesligaspiele und 80 Tore für Bayern München und Borussia Dortmund)

Früher, da spielten die Kinder nachmittags nach der Schule auf Bolzplätzen Fußball. Heute, im digitalen Zeitalter, tun sie das eher auf der Playstation. Einer, der dieser Entwicklung entgegenwirken möchte, ist Michael Rummenigge. Er baut Soccerhallen und Käfige, in denen man auf weichem Kunstrasen kicken kann. Auch mobile Minispielfelder mit Bande und Fangnetz gehören zum Repertoire seiner Firma - "um Fußball überall und an jedem Ort spielen zu können", sagt er. Eben gerade da, wo man normalerweise nicht spielen kann; "in Fußgängerzonen oder Parkanlanlagen zum Beispiel". Streetsoccercourts nennt man diese Form der Bolzplätze heutzutage.

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Alfred Nijhuis: Der Importeur (182 Bundesligaspiele und 17 Tore für den MSV Duisburg und Borussia Dortmund)

Es kommt ja durchaus vor, dass Bundesligaprofis gegen Ende ihrer Karriere eine Reise der fußballerischen Art in entlegene Orte der Welt wagen. Etwa nach Oman, Bangladesch, auf die Fidschi-Inseln - oder nach Japan. Es ist dabei aber äußerst selten, dass ein ehemaliger Fußballer von dort zurückkommt und etwas mitbringt, das die Sportwelt revolutioniert. Während seiner Zeit in der J-League lernte der ehemalige Dortmunder Abwehrrecke Alfred Nijhuis die sogenannten Kinesio-Tapes (heilungsbeschleunigende Klebebänder) kennen - und war von ihrer Heilwirkung gleich so überzeugt, dass er sie gemeinsam mit seinem Bruder als erster Geschäftsmann nach Europa importiert hat. Nun vertreibt er die Spezial-Klebebänder, die auch etliche Bundesligavereine verwenden, mit einer eigenen Firma - und ist natürlich weiterhin davon überzeugt, dass die Tapebänder schmerzende Muskeln, Gelenke und Nerven entlasten, Blockaden lösen und die betroffenen Stellen dabei beweglich bleiben.

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Pflügler

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Hansi Pflügler: Der Fanshop-Leiter (277 Bundesligaspiele und 36 Tore für den FC Bayern München)

Beim großen FC Bayern ist es Tradition, dass ehemalige Spieler, wenn auch nicht gleich als Profitrainer, so doch zumindest mit kleineren Tätigkeiten in den Verein eingebunden werden. Man könnte fast sagen: je nach Charakter. Und so wurde Franz Beckenbauer Präsident, Uli Hoeneß Manager und Jürgen Klinsmann für kurze Zeit Cheftrainer, während Hansi Pflügler, Typ bodenständiger Bayer, sich mit der Leitung des Bayern-Fanshops begnügt. "Merchandising" nennt man das ja jetzt. Pflügler, und da ist er ganz der Alte, legt darauf aber nicht so großen Wert. "Ich verhalte mich in meinem jetzigen Job genauso wie damals auf dem grünen Rasen. Ich arbeite loyal und zuverlässig." Für große Töne ist er eben nicht zu haben.

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Philipp Laux: Der Sportpsychologe (insgesamt je 42 Bundesliga- und Zweitligaspiele für SSV Ulm, Borussia Dortmund und Eintracht Braunschweig)

Auch beim FC Bayern angestellt ist Philipp Laux, der als Torhüter des SSV Ulm einmal neun (!) Gegentore in einem Bundesligaspiel gegen Leverkusen hinnehmen musste. Es ist nicht überliefert, was dieses Erlebnis in Laux auslöste, jedenfalls ist er nach seiner Profilaufbahn Sportpsychologe geworden. Er sagt nun Sätze wie "Der Kopf kickt mit" oder "Sportpsychologie ist ein Mosaikstein zur Leistungsoptimierung". Bei den Bayern hat ihn der Motivationsschub unter Jürgen Klinsmann quasi ins Team gespült. Laux, immerhin studierter Psychologe, hatte in puncto Motivation aber den längeren Atem - er arbeitet nun schon mit dem dritten Bayern-Trainer zusammen und vermittelt der Mannschaft sowohl Sieger-Gen als auch Bayern-Dusel. Meister wurden sie in dieser Zeit noch nicht, aber das kann ja noch werden. Der Kopf kickt eben mit.

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Markus Osthoff: Der Ernährungsberater (130 Bundesligaspiele und 13 Tore für den MSV Duisburg)

Auf die Ernährung achten, das spielt bei Fußballprofis eine große Rolle. Meist obliegt das aber der Spielerfrau oder dem Koch im Restaurant. Ab sofort gibt es Konkurrenz für die Spielerfrauen dieser Welt, denn Markus Osthoff, studierter Ökotrophologe, arbeitet als freiberuflicher Ernährungsberater - unter anderem in der Sportbranche. Was künftig auf den Teller kommt, weiß Osthoff ganz genau, zahlreiche Zertifizierungen hat sich der frühere Flügelflitzer mittlerweile erworben. Ob er mittlerweile selbst zu Hause am Herd steht, ist allerdings nicht bekannt. Vielleicht macht das ja immer noch der Koch im (mittlerweile fachmännisch ausgesuchten) Restaurant oder aber Osthoffs Frau - inzwischen aber mit sehr kompetenter Anweisung ihres Gatten.

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Berthold dpa

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Thomas Berthold: Der Reiseveranstalter (62 Länderspiele, Weltmeister 1990)

Wenn man ein Musical in einer Großstadt besuchen will, kann man neben der Anreise oft noch eine Stadtführung, das Hotel und ein Gourmet-Essen dazubuchen. Ein "Rundum-Sorglos-Paket" quasi. Das gleiche macht Thomas Berthold - nur mit Fußball. Er bietet Fußballreisen des höheren Standards für Events der höheren Klasse. Zu diesem Zweck hat er eine Firma gegründet, die für die WM 2010 in Südafrika in Kombination mit dem exklusiven Stadionbesuch auch Luxus-Unterkünfte, den Besuch von Weinregionen und Wüsten-Safaris anbietet. Der Slogan "make the most of your stay" gilt dabei aber eher in Kombination mit viel Geld: Die VIP-Pakete mit viertägigem Aufenthalt gibt es nicht unter 20.000 US Dollar.

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Lothar Sippel: Der Beziehungsmanager (108 Bundesligaspiele und 23 Tore für Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund)

Wenn Fußballer nach der Karriere ihre alten Kollegen anrufen und sie für eine Firmenveranstaltung gewinnen wollen, verstehen Fachleute das unter dem Begriff Beziehungsmanagement. Und wenn diese alten Kollegen auch noch richtig gute Kicker waren, dann wird daraus schnell ein Event mit prominenter Besetzung. Seit seiner Frankfurter Zeit Anfang der neunziger Jahre habe er systemtisch ein Netzwerk an Kontakten aus Sport und Wirtschaft aufgebaut, sagt Lothar Sippel (Bildmitte, neben Uli Stein). Das zahlt sich nun aus: Mit seiner Agentur vermittelt er Prominente aus allen Bereichen von Show, Sport, Wirtschaft und Medienwelt. "Außergewöhnliche Kontakte in die Welt des Sports" seien dabei die besondere Referenz, welche der Beziehungsmanager in die Gestaltung von buchbaren Events einbringt.

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Rolli dpa

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Jürgen Rollmann: Der Journalist (42 Bundesligaspiele für den MSV Duisburg und Werder Bremen)

Berufe, die sich aus einer Fußballkarriere heraus entwickeln können, sind ja sehr vielfältig. Im täglichen Kickerleben ist der Fußballer von allen möglichen Leuten umgeben, die etwas von ihm wollen: Trainer, Manager, Berater, Masseure und, ja, den oft nervigen Journalisten. Dass man selbst einer werden möchte, obwohl man ja eher ein zweitklassiger Spieler und eher selten im Rampenlicht war, darauf muss man erst einmal kommen. Jürgen Rollmann wurde es sogar mit Diplom und absolvierter Journalistenschule und schrieb zudem ein Buch über den Beruf des Fußballprofis zwischen Schein und Sein. Genug Zeit darüber nachzudenken hatte er während seiner Karriere schließlich auch deswegen, weil er meistens nur auf der Bank saß. Der Vorteil daran: Schon damals konnte er sich kritisch mit dem Spiel auseinandersetzen.

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Stefan Schnoor: Der Eventmanager (277 Bundesligaspiele und 15 Tore für den Hamburger SV und den VfL Wolfsburg)

Wenn vor einer Fußballsaison Real Madrid mit seinen Stars in Bochum oder Bielefeld antritt, fragt man sich dann oft: Wie haben die das nur organisieren können? In Wahrheit machen das die Vereine oft gar nicht selbst, sondern legen die Planung von Freundschaftsspielen in die Hände von Spezialisten. Etwa in die von Stefan Schnoor, der zwar als Spieler kein Stratege war, aber nun mit seiner Sportmarketing-Agentur die Konzeption, Organisation und Abwicklung von derartigen Sportevents übernimmt. Dazu gehört auch: Ticketing, Hospitality, Sponsoring, TV-Rechte sowie Hotel- und Stadionbuchung. Ganz schön viel zu tun also, wenn ein Freundschaftsspiel ansteht. Zeit zum selber Schauen bleibt da wohl kaum.

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Ingo Anderbrügge: Leiter einer Fußballschule (292 Bundesligaspiele und 53 Tore für Borussia Dortmund und Schalke 04)

Ehemalige Fußballprofis, die eine Fußballschule besitzen, Feriencamps, Fußballreisen und sogar Trainingslager anbieten, gibt es zahlreiche. Das ist verständlich, zumal der Fußball ja das ist, was sie am besten konnten - und manchmal eben nichts anderes gelernt haben. Unter all diesen Fußballschulen gibt es aber eine besondere, nämlich die von Ingo Anderbrügge (re., neben Stefan Raab), da in dieser Fußballschule regelmäßig Turniere stattfinden, in denen arbeitslose Kicker vor den Augen von Spielervermittlern ihr Können beweisen dürfen. Anderbrügge - ja, das ist der mit dem eisenharten Schuss - zeigt damit sein großes Herz und gibt all jenen die Chance darauf, sich irgendwann noch mal einen Namen im Fußball zu machen. Und vielleicht auch darauf, im Anschluss eine Fußballschule zu eröffnen.

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