Fußball:Ivica Olic - die Sache mit dem Sympathieträger hat sich erledigt

TSV 1860 München - Hannover 96 0:2

Stürmer des TSV 1860 mit fataler Spielleidenschaft: Ivica Olic.

(Foto: dpa)

Der kroatische Stürmer des TSV 1860 muss die Konsequenzen seiner fatalen Spielleidenschaft tragen. Dabei war der ehemalige Bayern-Spieler mit großen Hoffnungen nach München zurückgekehrt.

Von Markus Schäflein

Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte Ivica Olic beim FC Bayern München am 27. April 2010, mit 30 Jahren. Beim 3:0 im Champions-League-Halbfinale in Lyon erzielte der kroatische Stürmer alle drei Treffer für eine Mannschaft, in der es berühmtere und teuerere Fußballer gab als ihn. Seine drei Kinder seien länger wach geblieben, um das Spiel zu sehen, erzählte Olic glückselig lächelnd, also habe er für sie Tore geschossen, eins für Luka, eins für Antonio, eins für Lara.

Von den Anhängern wurde er als sympathischer Typ wahrgenommen, von seinen Kollegen ehrfürchtig als "extremer Arbeiter" (Philipp Lahm), "das Tier" (Holger Badstuber) und "ein Verrückter" (Mario Gomez) bezeichnet. In jener Spielzeit wurde der FC Bayern deutscher Meister, Pokalsieger und Champions-League-Zweiter, Olic steuerte insgesamt 19 Tore bei.

Den ersten Tiefpunkt seiner Karriere erlebte er wenige Monate später. Im November 2010 wurde Olic wegen einer schweren Außenmeniskusverletzung und eines Knorpelschadens im linken Knie operiert. Er spielte dennoch weiter, nach einer langen Pause für die Bayern, dann für den VfL Wolfsburg und den Hamburger SV. Und bis vor einem Jahr auch für die kroatische Nationalmannschaft. Das sogenannte Bayern-Knie begleitete ihn, nach den Spielen hatte er zunehmend Schmerzen, die zunächst schnell wieder vergingen. Er machte sich nicht viel daraus, er redete kaum darüber. Weil er das Tier war, weil er ein Verrückter war. Wahrscheinlich auch, weil er ja noch Verträge als Berufsfußballer bekommen wollte.

Und er bekam im vergangenen Sommer noch einen. Sie hatten sich das beim Zweitligisten TSV 1860 schön ausgedacht: Olic durfte nach München zurück und noch mal ein Honorar in einer von ihm gewohnten Größenordnung beziehen. Dafür sollte er Tore schießen und als Sympathieträger dafür sorgen, dass der Klub wieder positiver wahrgenommen wird. Er erschien, was bei Sechzig gut ankommt, als ein Profi zum Anfassen. Wenn er den Anhängern am Trainingsplatz zurief: "Wasser im Knie!", oder: "Alter Mann!", lachten sie oder klatschten ermunternd.

Dann kam der zweite Tiefpunkt, am 12. Oktober 2016, mit 37 Jahren. Nach acht Einsätzen für den Zweitligisten mit null Toren befand Olic sich zur Behandlung seines Knies in Belgrad, als bekannt wurde, dass er vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen verbotener Sportwetten für zwei Spiele gesperrt wurde und 20 000 Euro Strafe zahlen muss.

Immerhin waren bei den Kombiwetten, die mit Olics Kreditkarte bezahlt wurden, keine Spiele des TSV 1860 dabei, eine Wettmanipulation schloss der DFB aus. Entsprechend mild fiel das Urteil aus, und der Klub wird Olic nicht fristlos kündigen, sondern ihm nur eine weitere Geldstrafe verpassen. Vielleicht schießt er, wenn das Knie hält, doch noch ein paar Tore. Das mit dem Sympathieträger hat sich aber erledigt.

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