Fußball in Österreich:Red Bull Salzburg trennt sich von Lothar Matthäus

Der deutsche Rekordnationalspieler wird nicht weiter als Co-Trainer beim österreichischen Meister arbeiten. Grund für die Trennung sind "unterschiedliche Auffassungen".

Die Trainer-Karriere von Deutschlands Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus steht weiter unter keinem besonders glücklichen Stern. Österreichs Meister RB Salzburg hat den Weltmeister-Kapitän von 1990 am Dienstag ein Jahr vor Vertragsende aus dem von Starcoach Giovanni Trapattoni angeführten Trainer-Stab entlassen und begründete die einstimmige Vorstandsentscheidung mit "unterschiedlichen Auffassungen".

Lothar Matthäus

Lothar Matthäus darf Giovanni Trapattoni nicht länger assistieren.

(Foto: Foto: AP)

Für den 46-jährigen Matthäus bedeutete das vorzeitige Ende seiner fünften Aufgabe als Coach die zweite gescheiterte Mission in der Alpenrepublik nach seinem erfolglosen Debüt als Coach in der Saison 2001/02 bei Rekordchampion Rapid Wien.

Doppelspitze mit hohem Unruhe-Faktor

Der deutsche Rekordnationalspieler hatte den Verein zusammen mit dem italienischen Chefcoach Giovanni Trapattoni im Mai 2006 als Nachfolger von Kurt Jara übernommen und in dieser Saison gleich zum Meistertitel geführt. Der Verein will den Posten von Matthäus nach eigenen Angaben vorerst nicht neu besetzen.

"Wir haben diese Entscheidung getroffen, um wenige Wochen vor Beginn der wohl wichtigsten Saison des Vereins entsprechende Ruhe und Geschlossenheit in die Vorbereitungen zu bringen", erläuterte Salzburgs deutscher Manager Oliver Kreuzer die Entlassung seines früheren Teamkollegen beim deutschen Rekordmeister Bayern München mit Blick auf die Champions-League-Ambitionen der Mozartstädter und fügte vielsagend hinzu: "Diese Ruhe und Geschlossenheit habe ich auch schon Ende der letzten Saison vermisst!"

Tatsächlich war die im Mai 2006 offiziell als gleichberechtigt begonnene Zusammenarbeit von Matthäus und Trapattoni auf Salzburgs Bank, die Deutschlands Fußball-Ikone Franz Beckenbauer als Berater von Klubbesitzer Dietrich Mateschitz maßgeblich eingefädelt hatte, stets von Skepsis begleitet worden. Aufgrund der starken Persönlichkeiten beider Coaches galt die "Doppelspitze" als wenig aussichtsreich. Salzburgs vierter Titelgewinn Ende April schien zunächst alle Kritiker Lügen gestraft zu haben. Anscheinend jedoch kittete der Erfolg offenkundige Risse im Verhältnis von Matthäus zu Trapattoni und auch zur Vereinsführung nur noch kurzfristig.

Freigeist und Spektakel gefordert

Zu unterschiedlich waren die sportlichen Vorstellungen von "Trap" und seinem einstigen "Ziehsohn" Matthäus: Während der italienische "Maestro" seiner jahrzehntelangen Erfolgstaktik mit einer starken Defensive und lediglich kontrollierter Offensive auch in Österreich treu blieb, brüskierte Matthäus seinen Partner und früheren Trainer bei Inter Mailand und Bayern München zuletzt immer häufiger mit der Forderung nach mehr "Freigeist und Spektakel" im Spiel der Salzburger.

Ungeachtet aller Differenzen hatte Matthäus, für den kein Nachfolger verpflichtet werden soll, jedoch nach seinem zweiten Meister-Titel als Trainer nach dem Erfolg 2003 in Serbien mit Partizan Belgrad seine kurzfristige Zukunft weiter in Salzburg gesehen. "Ich werde nächste Saison sicher hier arbeiten, auch weil ich mir vom alten Trainerfuchs Giovanni Trapattoni noch sehr viel abschauen kann", meinte der Franke im Anschluss an den entscheidenden Punktgewinn für die Meisterschaft.

Doch zugleich ließ der 150-malige Nationalspieler sehr wohl durchblicken, dass sein Ehrgeiz über die Aufgaben des prominenten Assistenten eines Stars der Trainer-Gilde vom Range Trapattonis, der mit Salzburg seine 22. Meisterschaft als Trainer feierte, hinaus geht: "Es gibt Rollen, die mir sicher besser liegen. Auf Dauer werde ich mir mit Sicherheit was anderes suchen. Ich bin jemand, der gerne mehr Verantwortung trägt."

Seit 2001 ist Matthäus Trainer. Seine erste Station war Rapid Wien. Beim Traditionsverein wurde der Deutsche nach nur einer Saison entlassen, an deren Ende mit dem achten Rang in der Liga die schlechteste Platzierung der Vereinsgeschichte stand. Es folgten ein einjähriges Engagement bei Partizan Belgrad und zwei Jahre als Nationaltrainer Ungarns. Die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gelang Matthäus mit den Ungarn nicht.

Nur rund einen Monat blieb Matthäus in Brasilien, wo er die Profis von Atletico Paranaense betreute und schließlich aus familiären Gründen kündigte. Seit Mai 2006 war Matthäus in Salzburg beschäftigt.

Mit dem Trainergespann Trapattoni/Matthäus und vielen ehemaligen Bundesligaprofis sicherte sich Red Bull Salzburg in der vergangenen Saison souverän mit 19 Punkten Vorsprung auf den SV Josko Fenster Ried die Meisterschaft. In Salzburgs Mannschaft standen auch die ehemaligen Bayern-Spieler Niko Kovac, Thomas Linke und Alexander Zickler.

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