Fußball in Italien:Saison notfalls bis Oktober

FILE PHOTO: Italian Football Federation (FIGC) Chairman Gabriele Gravina speaks to the media

Gabriele Gravina, Präsident des Fußballverbandes FIGC.

(Foto: Remo Casilli/Reuters)

Verbandschef Gravina sorgt sich vor einer Klagewelle, wenn diese Spielzeit nicht ordentlich zu Ende gebracht wird. Zu allem Übel bahnt sich auch noch ein Arbeitskonflikt in der Serie A an.

Der Profifußball in Italien erwägt wegen der schweren Corona-Krise im Land eine Verlängerung der aktuellen Saison bis in den Herbst. Der Präsident des Fußballverbandes FIGC, Gabriele Gravina, schloss in einem Interview des Senders Rai sogar einen Spielbetrieb bis September oder Oktober nicht aus.

Das sei eine der "Hypothesen", die in der Diskussion seien: "Nur auf diese Weise könnten wir vermeiden, nicht nur die Saison 2019/20, sondern auch die Saison 2020/21 in Mitleidenschaft zu ziehen", erläuterte Gravina. Denn ohne einen geregelten Abschluss der aktuellen Spielzeit könnte auch die kommende Saison durch eine "Lawine von Rechtsstreitigkeiten" belastet werden. Das Datum 17. Mai für einen Wiederbeginn der Serie A bleibt demnach zunächst ebenfalls eine Option. Gravina betonte jedoch, es handele sich um rein theoretische Erwägungen. Nachdem Italiens Regierung in der vergangenen Woche die Anti-Corona-Maßnahmen wie strenge Ausgangsverbote bis zum 13. April verlängert hatte, wiederholte der Fußballverband zunächst seine Hoffnung, Ende Mai wieder zu starten.

Die Serie A war am 9. März mit zwölf verbleibenden Spieltagen unterbrochen worden. Nun droht allerdings eine kontroverse Debatte. Der Präsident des italienischen Erstligisten Brescia Calcio, Massimo Cellino, hat sich gegen eine zeitnahe Wiederaufnahme der Spiele ausgesprochen. Er nannte solche Pläne in der Zeitung Gazzetta dello Sport "unverantwortlich". Die Lombardei und dort vor allem die Provinzen Brescia und Bergamo sind besonders schlimm vom Coronavirus betroffen.

Zudem bahnt sich in Italien ein Arbeitskonflikt an. Die Vollversammlung der Serie A votierte am Montag einstimmig dafür, die Saläre der Fußballprofis zu kürzen. Für den Fall, dass die Saison wieder aufgenommen wird, sollen Spieler, Trainer und Betreuer auf ein Sechstel ihres jährlichen Bruttogehalts verzichten. Sollte die Saison abgebrochen werden, sollen die Angestellten Einbußen von einem Drittel ihrer Einkünfte hinnehmen. Der Beschluss der Liga sei "unannehmbar und schändlich", teilte die Spielergewerkschaft AIC in einer ersten scharfen Reaktion mit: Die Klub versuchten, "die Spieler allein die Schäden der Coronavirus-Krise zahlen zu lassen".

Sollten die Spieler den Anträgen nicht zustimmen, drohen angeblich vier Klubs mit Kurzarbeit. Juventus Turin ist von dem Beschluss ausgenommen; die Spieler des Meisters hatten dem Klub durch Gehaltsverzicht zu Einsparungen von 90 Millionen Euro verholfen.

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