Fußball in Italien:Berlusconi träumt von Milan-Team ohne Ausländer

Silvio Berlusconi

Verstört mit seinen Interviews: Silvio Berlusconi.

(Foto: dpa)
  • Der ehemlige italienische Ministerpräsident und Eigner des Fußballklubs AC Mailand, Silvio Berlusconi, befeuert die Ausländerdiskussion im italienischen Fußball.
  • Er träume von einer Milan-Mannschaft ohne Ausländer, sagt Berlusconi in einem Interview.
  • Indes wurde Verbandspräsident Carlo Tavecchio wegen Rassismus-Vorwürfen von der Fifa sanktioniert.

Traum von AC Mailand ohne Ausländer

Der ehemalige italienische Ministerpräsident und Eigner des Traditionsklubs AC Mailand, Silvio Berlusconi, hat mit sonderbaren Aussagen die Ausländerdiskussion im italienischen Fußball befeuert. Er träume von einer Milan-Mannschaft ohne ausländische Kicker, sagte der 78-Jährige.

"Ich gestehe, dass ich perplex bin, wenn ich all diese Ausländer in italienischen Klubs spielen sehen. Es schmerzt, so viele italienische Mannschaften mit elf Ausländern im Kader zu sehen. Für Milan hätte ich in Zukunft gern einen Kader mit ausschließlich jungen italienischen Spielern", äußerte Berlusconi im Interview mit der Tageszeitung Quotidiano Nazionale am Donnerstag.

Der Medien-Zar gab zu, dass sich die Zeiten im Profi-Fußball in den letzten Jahren deutlich verändert haben. "Araber, Russen, Indonesier sind gekommen, Personen mit außerordentlichen finanziellen Mitteln, die den Markt auf den Kopf gestellt haben", sinnierte Berlusconi, der seit 1986 Milans Eigentümer ist.

Zweite Äußerung zum Thema Ausländer

Es ist die zweite Äußerung in dieser Hinischt. Im Oktober hatte Berlusconi gesagt, dass er den Klub auf keinen Fall an ausländische Investoren abgeben will. Er kritisierte den Ölmagnaten Massimo Moratti, der im vergangenen Jahr die Mehrheit an Inter Mailand dem indonesischen Magnat Erick Thohir verkauft hatte. "Ich bedauere, dass ein echter Mailänder wie Moratti sich aus dem Fußballgeschäft zurückgezogen hat. Ich wäre nicht in der Lage, unser AC Milan einem Ausländer anzuvertrauen", sagte Berlusconi der Gazzetta dello Sport.

Italienischer Verbandspräsident Tavecchio gesperrt

Auch der italienische Fußball-Verbandspräsident Carlo Tavecchio darf nach den Rassismus-Vorwürfen gegen ihn sechs Monate lang nicht für Fifa-Ämter kandidieren. Der Fußball-Weltverband (Fifa) weitete die Sanktionen der Uefa gegen den 71-Jährigen aus, wie er am Mittwoch mitteilte. Die Entscheidung der Fifa-Disziplinarkommission sei Tavecchio mitgeteilt worden. Er war von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) Anfang Oktober wegen mutmaßlich rassistischer Aussagen für sechs Monate von Uefa-Ämtern ausgeschlossen worden.

Aussage über Bananen essende ausländische Profis

Tavecchio hatte vor seiner Wahl zum Präsidenten des italienischen Fußball-Verbands (FIGC) vor einigen Monaten mit einer Aussage über Bananen essende ausländische Profis in der Serie A für einen Eklat gesorgt. Trotz einer Entschuldigung hielt die Empörung darüber an, zum FIGC-Präsidenten wurde Tavecchio wenig später dennoch gewählt. Die Uefa hatte Ende September ein Disziplinarverfahren eingeleitet, die Fifa von Italien zuvor eine Untersuchung des Falls gefordert. Der Weltverband erklärte nun, Tavecchio dürfe wegen seine Aussagen für sechs Monate kein Amt als Fifa-Offizieller übernehmen. Die Fifa verurteile jede Form von Diskriminierung, ihre Resolution sehe zudem strenge Sanktionen vor, heißt es in der Mitteilung.

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