Am Wochenende stand hinter David Moyes ein als Tod verkleideter Fan mit einer Sense auf der Tribüne - und zeigte immer wieder drohend auf den Trainer von Manchester United. Zwei Tage später trennte sich der englische Fußball-Rekordmeister von seinem seit Monaten umstrittenen Teammanager.
Eine knappe Mitteilung auf der Homepage um halb neun Uhr Ortszeit war zunächst alles, was der Tabellen-Siebte der Premier League verlautbarte. "David Moyes verlässt United", war diese überschrieben. In den drei Zeilen Text hieß es dann, der Klub wolle sich für die "harte Arbeit, Ehrlichkeit und Integrität", mit der Moyes seinen Job erfüllt habe, bedanken. Das war's - über fünf Jahre vor dem eigentlichen Vertragsende.
United liegt drei Spieltage vor Saisonende 23 Punkte hinter Spitzenreiter FC Liverpool, die Champions League wird damit erstmals seit 19 Jahren verpasst. In der laufenden Saison der Königsklasse war United im Viertelfinale am Titelverteidiger Bayern München gescheitert, und auch in den beiden nationalen Pokal-Wettbewerben war vorzeitig Endstation. Am Sonntag unterlag Manchester 0:2 in Everton. "Ich weiß, dass es besser laufen müsste. Aber jeder weiß, dass wir hier Veränderungen herbeiführen, etwas anderes versuchen, einen Neuaufbau", sagte Moyes danach. Für diesen Neuaufbau bekommt er jetzt keine Zeit mehr.
Routinier Ryan Giggs springt vorerst als Spielertrainer ein. Als möglicher Moyes-Nachfolger wird in britischen Zeitungen der frühere Bayern-Coach Louis van Gaal genannt, aber auch Auch Diego Simeone, Trainer des Champions-League-Halbfinalisten Atlético Madrid, soll ein heißer Kandidat sein. Dortmunds Jürgen Klopp wird in den englischen Medien gehandelt. Der hatte jedoch gesagt, er wolle in naher Zukunft den Verein nicht verlassen. Auch dem Guardian bestätigte Klopp nun noch einmal: "Ich will den Job nicht."
Die Entlassung des erst neunten Teammanagers bei United seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist gleichzeitig auch ein Fehler-Eingeständnis der Vereins-Verantwortlichen. Der Plan, das Erbe des großen, ja übermächtigen Sir Alex Ferguson mit einem eher kleinen Namen fortführen zu wollen, ist gescheitert.
Der Schotte Moyes hatte den Verein erst zu Saisonbeginn übernommen und einen Kontrakt über sechs Jahre erhalten. Innerhalb des Teams hatte es bereits im Winter erste deutliche Gegenstimmen gegeben - nicht nur wegen der sportlichen Talfahrt des englischen Titelverteidigers.
Auch bei vielen Fans herrschte seit Monaten eine extrem negative Stimmung. Vor den wichtigen Duellen mit dem Triple-Gewinner aus München war beim Heimspiel gegen Aston Villa ein Flugzeug mit einem Banner "Der Falsche - Moyes raus" ("Wrong One - Moyes out") über dem Stadion Old Trafford gekreist.