Süddeutsche Zeitung

Fußball in den USA:Schweinsteiger siegt in womöglich letztem Karrierespiel

Er wisse noch nicht, wie es weitergeht, sagt der Mann von Chicago Fire zum Saisonende. Javi Martinez ist sichtlich enttäuscht, weil er nicht spielt. Joachim Löw nominiert den Schalker Suat Serdar.

Meldungen im Überblick

Bastian Schweinsteiger, Karriere: Der Rio-Weltmeister hat in seinem womöglich letzten Spiel als Fußballprofi einen Erfolg gefeiert. Im letzten Spiel der regulären Saison in der nordamerikanischen Profiliga MLS siegte der 35-Jährige mit Chicago Fire 5:2 (1:1) bei Orlando City und kam dabei über 90 Minuten in der Innenverteidigung zum Einsatz. Schweinsteigers Vertrag läuft am Saisonende aus, die Fortsetzung seiner Karriere ließ er bislang offen. "Ich weiß es noch nicht. Man wird sehen. Ich werde in den nächsten Wochen entscheiden", sagte der frühere Münchner in der Vorwoche zu seiner Zukunft. Schweinsteiger hatte mit Fire wie im Vorjahr die Play-off-Teilnahme verpasst und schließt die Saison als Achter der Eastern Conference ab. Nur in der Premierenspielzeit seines dreijährigen US-Engagements erreichte der 121-malige Nationalspieler mit Chicago die Play-offs, scheiterte aber dort in der ersten Runde.

FC Bayern, Javi Martínez: Bayerns Mittelfeldspieler wirkte gegen Hoffenheim tief gefrustet. Trotz der verletzungsbedingten Ausfälle von Lucas Hernández und David Alaba hatte es wieder nicht für einen Startelfeinsatz gereicht. Sichtlich enttäuscht saß der Spanier auf der Ersatzbank des Meisters, Co-Trainer Hansi Flick platzierte sich neben dem Defensivspieler und redete mit ihm. Martínez äußerte sich nach dem Spiel nicht. Der Grund für seine traurige Miene sollen sportliche Gründe sein.

"Ich denke schon. Es ist nicht so, dass ich irgendwas anderes wüsste", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Natürlich ist es ärgerlich auch für Javi, dass er nicht gespielt hat. Wir haben sicher viele Spiele, wo der Javi auch seine Chance bekommen wird." Martínez, 2012 mit 40 Millionen Euro Ablöse Münchner Rekordeinkauf, kam in dieser Saison dreimal in der Bundesliga und zweimal in der Champions League zum Einsatz. In der Startelf stand er noch nicht, beim 1:2 gegen Hoffenheim blieb er komplett draußen.

DFB, Verletzte: Jetzt musste auch noch Toni Kroos absagen, Jonas Hector fällt ebenso verletzungsbedingt aus. Die Personalmisere vor den anstehenden Länderspielen gegen Argentinien und in Estland wird für Joachim Löw immer mehr zum Störfaktor. "Leider fehlen uns ja fünf, sechs Spieler, die normalerweise bei uns zum Stamm gehören. Das ist natürlich ein bisschen ärgerlich", sagte der Bundestrainer angesichts der hohen Ausfallquote im DFB-Team. Insgesamt muss er verletzungsbedingt auf neun Spieler verzichten.

Der 29 Jahre Kroos sagte am Sonntag seine Teilnahme wegen einer "Adduktorenverletzung am linken Oberschenkel" ab, teilte der DFB mit. Zuvor musste schon der Kölner Hector (29) aufgrund neuromuskulärer Probleme passen. Der Bundestrainer nominierte das Schalker Talent Suat Serdar erstmals in seinen nun 20-köpfigen Kader. Der 22-jährige Mittelfeldspieler war im Sommer mit der deutschen U21-Auswahl Vizeeuropameister geworden.

KFC Uerdingen, Stefan Effenberg: Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg wird Manager Sport beim Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen. Wie der Klub am Samstag mitteilte, werde der 51-Jährige "in den sportlichen Entscheidungsprozessen" dem Investor Michail Ponomarew, Geschäftsführer Nikolas Weinhart sowie dem Trainerteam zur Seite stehen.

"Stefan Effenberg hat in seiner Karriere so ziemlich alles erlebt und erreicht", sagte Ponomarew: "Wir erhoffen uns, dass er mit all seiner Erfahrung und seinem Fachwissen dabei helfen kann, die nächsten Schritte auf dem Weg nach vorne zu machen." Uerdingen steht nach elf Spielen mit 13 Punkten derzeit auf Tabellenplatz 14.

Der ehemalige Bayern-Profi Effenberg war zuletzt beim SC Paderborn (2015/16) als Trainer tätig, dort musste er allerdings schon nach 15 Spielen seinen Platz räumen. "Der KFC Uerdingen ist ein Traditionsverein und hat ein großes Potenzial", sagte der 51-Jährige: "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam erfolgreich sein werden."

Mönchengladbach, Europa League: "Polizeidiktatur", "Totentanz" und "groteske Szenen": Max Eberl schäumte und war gar nicht mehr aufzuhalten. Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor ärgerte sich nach dem glücklichen 1:1 (0:0) bei Istanbul Basaksehir in der Europa League gewaltig über den Umgang der türkischen Polizei mit den deutschen Fans. "Das macht mich extrem traurig, dass wir im Jahr 2019 in Europa solche Zustände haben", sagte Eberl, nachdem einigen der 1400 mitgereisten Borussia-Fans der Zutritt ins Stadion verwehrt wurde: "Wenn in unserem Stadtwappen christliche Zeichen sind und wir deshalb nicht rein dürfen, wo leben wir denn? Das ist Polizeidiktatur."

Die türkischen Behörden hätten die Gladbacher "von Anfang an drangsaliert". Da auf einigen Zaunfahnen ein Kreuz zu sehen war, eskalierte die Situation. Einige Fans wurden angeblich angeschrien und an Wände gedrückt. "Das sind für mich bizarre und groteske Szenen. Dass die Polizei diktieren kann, welche Fahnen reinkommen und welche nicht. Diese Regel gibt es nicht", sagte Eberl und kündigte eine Beschwerde bei der Europäischen Fußball-Union (Uefa) an: "Das werden wir anmerken, das hat nichts mit Fußball zu tun. Wir sind keine politische Veranstaltung." Die Stimmung im Fatih-Terim-Stadion war miserabel, nur knapp 6000 Zuschauer waren gekommen. Der erst 2014 gegründete Lieblingsklub von Präsident Recep Tayyip Erdogan kämpft seit jeher mit einer fehlenden Fanbasis, den rasanten Aufstieg verdankt der türkische Vizemeister vor allem großzügigen Investitionen regierungsnaher Unternehmen.

"Unsere Fans bereichern diesen Totentanz hier, damit ein bisschen Europapokal-Stimmung aufkommt", schimpfte Eberl. Der 46-Jährige war überrascht, da er die Türkei so überhaupt nicht kannte. "Ich kenne die Menschen in der Türkei anders, das sind nette und höfliche Menschen."

FC Bayern, Hernández: Vor den anstehenden Länderspielen drohen Unstimmigkeiten zwischen dem FC Bayern München und dem französischen Fußballverband wegen eines möglichen Einsatzes von Nationalspieler Lucas Hernández. Bayern-Trainer Niko Kovac hatte beim 7:2-Sieg in der Champions League bei Tottenham Hotspur auf den französischen Verteidiger verzichtet und nimmt den 23-Jährigen auch nicht mit zum Bundesliga-Auswärtsspiel bei 1899 Hoffenheim.

Hernández hat weiterhin Probleme an seinem operierten rechten Knie. Er gehe davon aus, dass Hernández nicht zur Nationalmannschaft reisen werde, hatte Kovac zuletzt gesagt. Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps nominierte den 23-Jährigen jedoch für die Partien am 11. Oktober in Island und drei Tage später gegen die Türkei. Er habe sich natürlich mit Hernández ausgetauscht, sagte Deschamps. "Er will gerne kommen, und ich werde kein Risiko eingehen", kündigte der frühere Profi an. Er wolle mit seiner Entscheidung weder Kovac noch die Bayern verärgern, versicherte der 50-Jährige.

Arsenal, Özil: Mesut Özil gerät beim FC Arsenal immer mehr außer Tritt. "Wenn ich entschieden habe, dass er nicht im Kader steht, dann weil ich denke, dass andere Spieler es mehr verdient haben", sagte Teammanager Unai Emery über die Nicht-Berücksichtigung des Rio-Weltmeisters für das Europa-League-Spiel gegen Standard Lüttich (4:0). Emery hatte seine Mannschaft nach dem 1:1 am Montag gegen Manchester United auf zehn (!) Positionen verändert und stark verjüngt - für Özil war aber wie zu Wochenbeginn kein Platz im Aufgebot. "Ich biete immer die Spieler auf, von denen ich denke, dass sie die besten für das jeweilige Spiel sind", sagte der Spanier Emery. Özil müsse "weiter arbeiten" und sich im Training empfehlen.

Der 30-Jährige ist der am besten bezahlte Profi in der Klubgeschichte der Gunners, seine Beziehung zu Emery aber galt immer schon als schwierig. In dieser Saison bestritt er nur zwei von zehn Pflichtspielen, sechs Mal stand er gar nicht erst im Kader. Ein einziges Mal fehlte er erkrankt, ansonsten aus Leistungsgründen. "Wir müssen den jungen Spielern die Chance geben - und sie nutzen sie ja auch", sagte Emery. Gegen Lüttich erzielte das 18 Jahre alte Talent Gabriel Martinelli zwei Tore (13., 16.). Die weiteren Treffer besorgten in Joe Willock (20/22.) und Dani Ceballos (23/57.) ebenfalls junge Spieler. Auch der frühere Hoffenheimer Reiss Nelson (19) stand neben dem Ex-Nationalspieler Shkodran Mustafi in der Anfangsformation und bereitete das 2:0 vor.

Handball, Pokal: Dicke Überraschung im DHB-Pokal: Die Handballer der TSV Hannover-Burgdorf haben ihren Höhenflug fortgesetzt und der SG Flensburg-Handewitt den nächsten herben Dämpfer verpasst. Die Niedersachsen gewannen beim deutschen Meister im Pokal-Achtelfinale nach einer imponierenden Vorstellung mit 26:20 (15:9) und feierten damit den zweiten Sieg gegen Flensburg binnen einer Woche. Im Viertelfinale (3./4. Dezember) muss die TSV zu den Rhein-Neckar Löwen, Titelverteidiger THW Kiel tritt beim TVB Stuttgart an. Das ergab die Auslosung im Anschluss an die Partie. Die weiteren Begegnungen lauten MT Melsungen gegen Füchse Berlin und Eulen Ludwigshafen gegen TBV Lemgo Lippe.

Überragender Akteur bei Hannover, das Flensburg zuletzt auch in der Liga besiegt hatte (23:22), war Torhüter Urban Lesjak mit zahlreichen Paraden. Zu den besten TSV-Torschützen avancierten Rechtsaußen Timo Kastenig und Spielmacher Morten Olsen mit je fünf Treffern. "Die Abwehr war wieder überragend, ich habe sie in Hannover noch nie so gut gesehen. Nun wollen wir wieder ins Final Four", sagte Olsen bei Sky. In den vergangenen beiden Jahren schaffte es die TSV jeweils zum Finalturnier nach Hamburg, dort war allerdings beide Male im Halbfinale Endstation. Aufseiten der SG, die in der heimischen Flens-Arena die erste Niederlage auf nationaler Ebene seit dem 17. Oktober 2018 kassierte, traf Jim Gottfridsson am häufigsten (6 Tore).

Den Grundstein für seinen nächsten Coup legte das deutsche Handball-Team der Stunde, das die Bundesliga mit sieben Siegen aus sieben Spielen sensationell anführt, mit einer bärenstarken ersten Halbzeit. "Die erste Halbzeit war eine Katastrophe", urteilte Flensburgs Gottfridsson. In der Abwehr agierte Hannover extrem flexibel und hatte in Keeper Lesjak einen überragenden Rückhalt. Vorne sorgte Olsen mit spektakulären Anspielen und tollen Toren für zahlreiche Glanzpunkte. Schon zur Pause hatte der dänische Olympiasieger und Weltmeister fünf Tore auf dem Konto. Lesjak kam nach 30 Minuten auf eine Quote von 47 Prozent gehaltener Bälle.

Die übrigen Favoriten hatten zwar Mühe, erreichten das Viertelfinale am Ende aber doch. Titelverteidiger Kiel gewann am Mittwoch bei der HSG Wetzlar 26:25 (12:14), die Rhein-Neckar Löwen bezwangen Frisch Auf Göppingen nach Verlängerung 36:34 (29:29, 14:16). Bereits am Dienstag hatten die Füchse Berlin mit einem 31:30 (15:16) gegen Vorjahresfinalist SC Magdeburg die nächste Runde erreicht.

Formel 2, Correa: Der Ende August schwer verunglückte Rennfahrer Juan Manuel Correa muss noch weitere sechs Wochen im Krankenhaus bleiben. Nach einer 17-stündigen Operation am vergangenen Sonntag sei ein weiterer Eingriff in zwei Wochen geplant, hieß es auf der Internetseite des 20 Jahre alten Formel-2-Piloten. Correa war am 31. August in Spa-Francorchamps in einen schlimmen Unfall verwickelt gewesen. Bei dem Horrorcrash in Belgien war der Franzose Antoine Hubert ums Leben gekommen.

Correa hatte sich unter anderem schwere Beinverletzungen zugezogen. Bei der jüngsten Operation mussten die Ärzte der Mitteilung vom späten Donnerstagabend zufolge mehr Knochenmaterial entfernen als erwartet. "Die Zukunft hinsichtlich der Wiederherstellung meiner Beine, vor allem meines rechten Beins, ist immer noch ziemlich unsicher", wurde der Rennfahrer mit amerikanischem und ecuadorianischem Pass zitiert. Weitere Operationen seien in der Hoffnung notwendig, dass er seinen rechten Fuß und Knöchel wieder vollständig benutzen kann. "Die letzten Wochen waren sehr hart, härter als alles, das ich je erlebt habe, sowohl körperlich wie mental", sagte Correa. Er stelle sich auf eine lange Reha-Zeit ein. "Ich verarbeite immer noch alles, was passiert ist und noch passiert", sagte Correa.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4630057
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/sid/jbe
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.