Hyballa bei Türkgücü München:Ein kleiner Vorgeschmack

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Unter Peter Hyballa (hier bei seiner letzten Station in Dänemark) dürfte die Komfortzone beim Drittligisten Türkgücü München schrumpfen. (Foto: Claus Fisker /Imago)

Peter Hyballa wird beim Drittligisten Türkgücü München als Trainer offiziell vorgestellt - und gibt gleich einen Eindruck, was die Spieler zu erwarten haben.

Von Christoph Leischwitz

Zu seiner ersten Pressekonferenz erscheint Peter Hyballa recht heiser, aber gewiss nicht, "weil ich Whisky getrunken" hätte, wie er sogleich erläutert, sondern weil er in den ersten Tagen als Trainer von Türkgücü München sehr viele Einzelgespräche geführt habe. "Ich werde ja immer so auf Emotionalität runtergebrochen, aber wir haben auch schon viel über Inhalte gesprochen", sagt der 45-Jährige, der am vergangenen Montag der Mannschaft als Nachfolger für den freigestellten Petr Ruman vorgestellt wurde. "Die Mannschaft muss brennen, das muss alles wieder ein bisschen galliger werden. Die Spieler verdienen ja auch ein bisschen was hier", sagt er einerseits. Er sagt aber auch Dinge wie: "Ich gehe sehr viel vom Gegenpressing aus. Da musst du auch Balldruck halten. Und wenn du oben angreifst, müssen Innenverteidiger mit nach vorne kommen, alles viel kompakter!" Man könnte die Vorstellung jenes Mannes, der während der EM als ZDF-Experte gearbeitet und fast parallel im Mittelpunkt eines Skandals in der zweiten dänischen Liga stand, so zusammenfassen: Wenn die Mannschaft so direkt und schnörkellos spielt, wie ihr neuer Trainer spricht, dann ist der so arg ersehnte Aufstieg nah.

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Der per se schon immer sehr deutliche Hyballa wird noch deutlicher, wenn es um die Aufarbeitung seiner bislang letzten Station geht - das ist ihm offenkundig wichtig. Und wenn seine Ausführungen stimmen, dann war es eben auch seine direkte Art, warum es nach nur vier Partien mit Esbjerg fB gleich wieder zum Bruch kam, nachdem fast alle Spieler gegen ihn aufbegehrt hatten: "Das war für mich eine sehr heftige Geschichte. Ich habe ein, zwei Sprüche gemacht, die fallen auf jedem Fußballplatz. Ich bin ein Face-to-face-Trainer, und ich war sehr enttäuscht, dass die Spieler nicht zu mir gekommen sind. Die Boulevardmedien in Dänemark haben mich dann filetiert."

"Bei uns ist alles nicht so aalglatt", sagt Geschäftsführer Max Kothny

Zum Drittligisten Türkgücü, da ist man überzeugt, passt Hyballa sehr gut. "Bei uns ist alles nicht so aalglatt", sagt Geschäftsführer Max Kothny. Dafür aber eben alles sehr direkt und ehrlich: Wenn ein Trainer nicht erfolgreich ist - zumal man von der Qualität des Kaders überzeugt ist - werde er bei Türkgücü nicht lange Trainer sein. Es gehe um den Erfolg, darum, um den Aufstieg mitzuspielen, so ehrlich müsse man schon sein. Hyballa weiß das natürlich. Und freut sich trotzdem erst einmal auf die Aufgabe mit der "erfahrenen Mannschaft", in der wirklich viel Qualität stecke, das habe man im Training auch gleich gemerkt. Und weil Hyballa so geradeheraus ist, erzählt er dann auch gleich noch einen Grund, warum er so heiser ist: Im Training hätten die "ballfernen Spieler" öfters mal etwas mehr Anleitung benötigt.

Er habe schmunzeln müssen, sagt Hyballa, als er las, wen er im ersten Spiel am Sonntag im Olympiastadion (13 Uhr) empfängt: Borussia Dortmund II. Dort hat Hyballa von 2007 bis 2010 gearbeitet und Spieler wie Mario Götze aufs Profigleis gesetzt, aber klar, solche Dinge gingen nach den Vorfällen in Dänemark natürlich erst einmal unter. Wichtig für seine allererste Partie dürfte allerdings sein, dass Hyballa Stärken und Schwächen junger Mannschaften gut kennt; der Ausbildung von Talenten hatte er sich mehr als 15 Jahre verschrieben. Jetzt aber dürfte es für ihn vor allem um die Chance gehen, im deutschen Profifußball Fuß zu fassen.

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