Fußball:Ibisevic beschleunigt Kölns Niedergang

1. FC Köln - Hertha BSC

Es klappt nichts zurzeit: Kölns Sehrou Guirassy.

(Foto: dpa)

Mit dem letzten Aufgebot stürzt der 1. FC Köln weiterhin ungebremst dem sechsten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entgegen. Drei Tage nach dem Sieg in der Europa League gegen den FC Arsenal (1:0) verloren die personell arg geplagten und extrem verunsicherten Kölner im eigenen Stadion 0:2 (0:1) gegen Hertha BSC. Zwei Punkte und vier Tore nach 13 Spielen bedeuten Negativ-Rekorde in der 54-Jährigen Bundesliga-Geschichte. Der Rückstand auf den rettenden 15. Platz beträgt schon elf Punkte, der Relegationsplatz ist neun Zähler entfernt.

Man werde bis zum Winter versuchen, "den Rückstand so gering wie möglich zu halten", sagte Kölns Trainer Peter Stöger. In der Winterpause hofft er auf die Rückkehr verletzter Spieler und mögliche Neuverpflichtungen. Über sein Team sagte der Österreicher: "Das ist ein toller Haufen." Mit der Mannschaft werde er so lange wie möglich versuchen, die Tabellensituation "zu korrigieren". An einen Rücktritt denke er nicht.

Angesichts von elf Ausfällen bot Stöger in dem 16 Jahre alten Yann Aurel Bisseck sogar den zweitjüngsten Spieler der Bundesliga-Historie auf, er machte seine Sache ordentlich. Die Hertha, die im Gegensatz zu Köln vor dem letzten Europa-League-Spieltag keine Chance mehr aufs Weiterkommen hat und im Pokal gegen den FC ausschied, hat sich als Elfter dagegen Abstand nach unten verschafft. Kapitän und Torjäger Vedad Ibisevic erzielte beide Tore (16./64., Foulelfmeter).

Der Druck auf den FC war schon vor dem Spiel durch die Siege von Freiburg gegen Mainz (2:1) und Hamburg gegen Hoffenheim (3:0) noch einmal enorm angewachsen. Die große Personalnot, vor allem in der Abwehr, hatte beim FC für das überraschende Debüt Bissecks gesorgt. Jünger als das Kölner Eigengewächs, das am Mittwoch seinen 17. Geburtstag feiert, war beim Debüt nur der Dortmunder Nuri Sahin (16 Jahre und 335 Tage).

Als Kölner Rekordspieler löste Bisseck kurioserweise Hertha-Profi Mitchell Weiser ab. "Ich habe ihm erst kurz vor 16 Uhr Bescheid gegeben, damit er nicht zu viel darüber nachdenken muss", sagte FC-Trainer Stöger vor dem Anpfiff bei "Sky". In Nikolas Nartey feierte zudem ein 17-Jähriger sein Bundesliga-Debüt bei den Rheinländern. Trotz der erdrückenden Ausgangsposition und der personellen Lage nahmen die Kölner vor 47 800 Zuschauern im diesmal nicht ausverkauften Arena ihr Herz in die Hand und spielten zunächst couragiert nach vorne.

Hertha kommt aus dem Nichts zur Führung

Die Hertha brauchte lange, um ins Spiel zu finden. Trainer Pal Dardai sprang schon in der Anfangsphase mehrmals wutentbrannt auf und versuchte, korrigierend einzugreifen. Wie aus dem Nichts kamen die Gäste dann zur Führung: Torhüter Timo Horn, bisher beständigster Kölner in dieser Saison, ließ einen harmlosen Kopfball von Davie Selke aus den Fingern rutschen, Ibisevic nahm das Geschenk eiskalt an. Auf den Rängen herrschte für einige Minuten regelrechte Schockstarre. Und auch bei den Kölner Spielern hinterließ der erneute Nackenschlag Spuren. Die Köpfe sanken, die Verunsicherung war bis auf die Tribüne zu spüren, vom Elan der Anfangs-Viertelstunde war nichts mehr zu sehen.

Die Hertha überzeugte weiter nicht, gewann aber nun an Sicherheit und hatte das sehr mäßige Spiel weitgehend im Griff. Ein Elfmeter hätte dem FC aus der Lethargie helfen können, als Hertha-Verteidiger Karim Rekik der Ball bei einem Schuss von Sehrou Guirassy an die Hand prallte (49.). Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus befragte in ihrem dritten Bundesliga-Spiel Video-Assistent Guido Winkmann, sah sich die Szene selbst noch einmal in der Review Area an und gab den Strafstoß nicht. Keine Zweifel gab es nach dem Foul von Kölns Kapitän Matthias Lehmann an Selke, Ibisevic ließ Horn beim Elfmeter keine Chance. Für Lehmann gab es bei seiner Auswechslung Pfiffe.

Kostic überlistet Hoffenheim kurios aus der Ferne

Drei Tage nach dem Aus in der Europa League hat die TSG Hoffenheim beim Hamburger SV den nächsten herben Rückschlag einstecken müssen. Mit dem 0:3 (0:1) am Sonntag und weiterhin 20 Punkten verpasste es das Team von Julian Nagelsmann, den direkten Anschluss an die Top-Vier der Fußball-Bundesliga zu halten. Mit einem Eigentor von Kevin Akpoguma (6. Minute) leiteten die Gäste die Niederlage ein. Es war der 1000. Treffer ins eigene Netz in der Bundesliga-Historie. Filip Kostic (76.) und Gideon Jung (88.) machten den Endstand perfekt.

Der abstiegsgefährdete HSV behauptete mit dem dritten Saison-Heimsieg und nun 13 Zählern zumindest Tabellenplatz 15. Trainer Markus Gisdol bleibt mit dem HSV unbesiegt gegen seinen Ex-Klub. Der 48-Jährige hatte seine Schützlinge trotz personeller Sorgen bestens eingestellt. Schon in der Vorsaison holten die Hanseaten vier Punkte gegen die Kraichgauer. Die Hälfte der Hoffenheimer Spieler kennt Gisdol noch aus seiner Zeit bei 1899. So pressten die Hamburger, bei denen Bobby Wood den Japaner Tatsuya Ito auf der rechten Außenbahn verdrängte und neben Jann-Fiete Arp auflief, von Beginn an.

Die Reisestrapazen aus Portugal, wo die TSG am Donnerstag mit 1:3 bei Sporting Braga verloren hatte, waren den Gästen zunächst nicht anzumerken. Nagelsmann wirbelte seine Elf durcheinander, brachte den nach Magen-Darm-Infekt genesenen Sandro Wagner, Akpoguma, Serge Gnabry und Mark Uth in der Startelf. Bereits nach drei Minuten hatte Gnabry nach Zuspiel von Steven Zuber die Führung auf dem Fuß - er verfehlte knapp.

Der vor 46 470 Zuschauern im Volksparkstadion engagiert auftretende HSV bedrängte die TSG-Abwehr nach gutem Zuspiel von Douglas Santos, so dass Akpoguma den Ball unglücklich am eigenen Torhüter Oliver Baumann vorbeischob. Neben ihm stand auch Arp bereit, der zuvor über das Spielgerät getreten hatte. Im Gegenzug war die HSV-Abwehr zur Stelle: Erst rettete Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos, dann Keeper Christian Mathenia jeweils nach Pass des schnellen Nico Schulz. Die TSG drehte zwar über Konter auf, blieb aber ohne Torerfolg.

Der HSV hat die besseren Chancen

Der HSV kam munter aus der Halbzeitpause und hätte durch Wood (49.) erhöhen können, doch der Amerikaner traf nur den linken Pfosten. Der 17-jährige Arp (53.) scheiterte nach einem Alleingang mit einem Distanzschuss an Baumann. Der Jung-Profi eroberte danach den Ball und setzte Filip Kostic (61.) bestens über den Flügel ein - der verfehlte ebenso wie Wood (62.) freistehend aus etwa zehn Metern.

Die Offensivleute der Norddeutschen wirbelten die Gäste-Verteidigung durcheinander, im Abschluss fehlte zunächst die Präzision. Dann traf Kostic mit einem Freistoß aus knapp 30 Metern, bei den Baumann schlecht aussah. Der Flatterball kam direkt auf ihn zu. Den vom ehemaligen HSV-Profi Kerem Demirbay angetriebenen Kraichgauern fehlten mehr und mehr die Ideen. Den Schlusspunkt setzte Jung kurz vor Ende der Partie mit dem dritten Hamburger Tor. Die TSG holte damit nur einen Sieg aus sieben Liga-Partien.

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