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Fußball:HSV-Coach Thioune nach Nordduell: Kein Deal über Platz drei

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Hamburg (dpa) - Nicht Fisch, nicht Fleisch - was war das eigentlich, was der Hamburger SV im spannenden Aufstiegsrennen der 2. Fußball-Bundesliga gegen einen Mitkonkurrenten eingefahren hat?

Nach dem 1:1 am Montagabend gegen den Nordrivalen Holstein Kiel schwankt der vor Saisonbeginn als Favorit gestartete Ex-Bundesligist zwischen Erleichterung und Schwermut. Gutes Spiel, Engagement, Feuer, ein Punkt - das belegt nach zwei zuvor erlittenen Niederlagen einen Aufwärtstrend. 17:3 Torchancen, aber nur ein Treffer, fünf Spiele in Serie ohne Sieg - das wiederum lässt zweifeln am großen Vorhaben.

Trainer Daniel Thioune wird das mitnehmen, was ihm am meisten nützt. "Wir waren alle einverstanden mit der Energie, die wir auf den Platz gebracht haben", sagt der Coach. "Der Vortrag meiner Mannschaft hat mir schon gefallen. Ergebnisse werden sich einstellen." Deshalb will der 46 Jahre alte Fußballlehrer nicht über die Serie schlechter Spiele referieren, auch nicht über die sechste sieglose Partie gegen Kiel. "Es geht ausschließlich darum, dass wir auf unserem Weg bleiben. Wir sind in der Lage, von unserer Qualität her zu klettern", sagt Thioune. "Wir müssen uns vor niemandem verstecken."

Die Lage des HSV in der Liga ist nicht optimal, jedoch hoffnungsvoll. Zehn Spieltage stehen aus. Da kann die Tabelle am Ende so aussehen, wie man sich das derzeit nicht vorstellen kann. Wer lange an der Spitze thronte und mühelos herabblicken konnte, dem fällt es jetzt schwer, nach oben schauen zu müssen. Vor dem HSV stehen Kiel mit drei und der VfL Bochum mit fünf Zählern Vorsprung. Schon am Freitag steht das nächste Topduell an, dann beim Spitzenreiter. Sollte der HSV verlieren, wären die Bochumer schon acht Punkte weg.

Die Unruhe, die den Hamburger Volkspark nach zwei gescheiterten Aufstiegsversuchen wieder erfasst hat, ist vermutlich so stark wie bei keinem anderen Verein. In Kiel sieht man den möglichen erstmaligen Aufstieg einer schleswig-holsteinischen Mannschaft in die Bundesliga als Geschenk. In Hamburg als Pflicht. "Ich gehe keinen Deal ein, was den dritten Platz betrifft", sagt Thioune, der die ungewisse Aufstiegsrelegation vermeiden will. "Den zweiten Platz wollte ich jetzt auch nicht unbedingt", bekennt der Coach und meldet damit an: Wir wollen alles.

Anders als der HSV sitzt Holstein Kiel nicht auf dem Präsentierteller, kann in Ruhe auf dem heimischen Trainingsgelände in Projensdorf üben, hat als kleinerer Verein ohne Eskapaden einen Sympathiebonus. Passend dazu hält sich Trainer Ole Werner zurück. Er will erst im Mai auf die Tabelle gucken. "Davon sind wir noch entfernt", sagt er mit Blick auf das Restprogramm.

Allerdings muss seine Mannschaft derzeit mehr leisten als der HSV. Die Doppelbelastung in Meisterschaft und Pokal setzt dem Bayern-Bezwinger zu. "Man hat uns die Woche angemerkt. Die Frische hat gefehlt", gesteht Werner. Auch die KSV muss am Freitag wieder ran und zum 1. FC Heidenheim nach Baden-Württemberg reisen. Auch wenn der Trainer es nicht zugibt: Am Saisonende würde der 32 Jahre alte Coach gern vor dem HSV stehen - und in die Bundesliga einziehen.

© dpa-infocom, dpa:210308-99-742421/5

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