Fußball-Historie:Mit Titan, Leitwolf und Rinderzüchter

2001 gewannen die Bayern zum bisher letzten Mal die Champions League - gegen Valencia im Elfmeterschießen. Die Sieger von damals - und was sie heute machen.

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Oliver Kahn

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Oliver Kahn

Der Torwart-Titan. Kassierte schon in der dritten Minute des Endspiels gegen Valencia das 0:1 per Handelfmeter. Rächte sich im späteren Elfmeterschießen, als er gegen Zlatko Zahovic, Amedeo Carboni und Mauricio Pellegrino parierte und zum Helden des Finales wurde. Spielte noch bis Mai 2008 für die Bayern und sammelte eifrig Titel. Beendete seine Karriere als achtmaliger deutscher Meister und sechsmaliger Pokalsieger. War anschließend kurz als Manager beim FC Schalke 04 im Gespräch, widmete sich dann aber lieber anderen Dingen: Ist heute als Buchautor (Ich. Erfolg kommt von innen), Juror einer chinesischen Castingshow für Torhüter und TV-Experte des ZDF dick im Geschäft. Ein Business-Titan.

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Samuel Osei Kuffour

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Samuel Osei Kuffour

Der Spaßvogel. Hatte im Finale zunächst Probleme mit Valencias Stürmer John Carew, steigerte sich und feierte so ausgelassen, wie man das von der ghanaischen Stimmungskanone gewöhnt war. Spielte noch bis 2005 für die Bayern. Wechselte anschließend zum AS Rom, der ihn zunächst nach Livorno und dann nach Amsterdam verlieh. Wurde erst in seiner Heimat glücklich, hielt bei Asante Kokoto die Abwehr zusammen. Handelt heute nach eigenen Angaben in Ghanas Hauptstadt Accra mit Immobilien - und spielt noch immer Fußball: mit dem früheren Bundesliga-Torschützenkönig Tony Yeboah am Strand.

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Patrik Andersson

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Patrik Andersson

Der eisenharte Schwede. Beim FC Bayern unsterblich wegen seines Freistoßtreffers zum 1:1 gegen Hamburg am letzten Spieltag der Saison 2000/01, der für München die Meisterschaft bedeutete - und Schalkes verfrühte Feier in ein Meer der Tränen verwandelte. Zeigte im Finale der Champions League Nerven: Canizares hielt seinen Elfmeter. Wechselte anschließend zum FC Barcelona, beendete seine Karriere bei Malmö FF in der schwedischen Liga. Betreibt südlich von Malmö eine Fußballschule, organisiert Fußballreisen und hält Vorträge - über die Sieger-Mentalität und seinen Freistoßtreffer in Hamburg.

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Thomas Linke

Der solide Manndecker. Verwandelte im Finale den Elfmeter zum 6:5. Den anschließenden Schuss von Pellegrino hielt Kahn - somit hatte Linke Valencia den finalen Stoß versetzt. Spielte bis 2005 bei den Bayern, zuletzt in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Wurde in München fünfmal deutscher Meister und dreimal Pokalsieger. Wechselte zu Red Bull Salzburg, wo er 2007 österreichischer Meister wurde. Arbeitet heute bei den "Bullen" im Management - als Assistent des Sportlichen Leiters Dietmar Beiersdorfer.

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Willy Sagnol

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Willy Sagnol

Der Kauz. Brachte seine Qualitäten auf der rechten Außenbahn im Finale kaum zur Geltung, wurde in der Halbzeit durch Carsten Jancker ersetzt. Ließ es bei der anschließenden Feier umso mehr krachen. Blieb dem FC Bayern bis 2009 erhalten, wurde Kapitän und Publikumsliebling dank kauziger Auftritte. Die langgezogenen "Willieeee"-Rufe der Südkurve sind ebenso unvergessen wie Sagnols Zuspiele aus dem Halbfeld in die Mitte, die als "Sagnol-Gedächtnisflanken" Einzug in das bayerische Vokabelheft gefunden haben. Eine hartnäckige Verletzung an der Achillesferse beendete seine Karriere. Wird derzeit heftig vom französischen Erstligisten AS Saint-Etienne umworben, soll dort Sportdirektor werden. Will seinen Wohnsitz aber nicht aufgeben - der befindet sich weiterhin in München. Beim FC Bayern hilft er als ungefragter Berater in Transferangelegenheiten aus - zuletzt empfahl er seinen Landsmann und Torhüter Hugo Lloris.

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Stefan Effenberg

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Stefan Effenberg

Der Leitwolf. Wird beim FC Bayern bis heute dafür verehrt, dass er im Viertelfinale 2001 gegen Manchester United David Beckham an der Mittellinie umtrat. Ein Chef müsse so etwas können, heißt es jedes Mal, wenn im Klub die Führungsspieler-Debatte entbrennt. Verwandelte im Finale gegen Valencia zwei Elfmeter: den Handelfmeter zum 1:1-Ausgleich und später im Elfmeterschießen zum 4:3. Sagte nach dem Spiel: "Wer zweifelt, verliert." Blieb noch eine weitere Saison in München, wechselte dann als Leitwolf nach Wolfsburg, später nach Katar. Schrieb das Buch Ich hab's allen gezeigt, erntete vernichtende Kritiken. Tritt heute als meinungsfreudiger TV-Experte auf und beschäftigt die Klatschblätter mit Szenen seiner Ehe. Wirkt oft wie ein einsamer Wolf.

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Owen Hargreaves

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Owen Hargreaves

Das Eigengewächs. War zum Zeitpunkt des Finales 20 Jahre alt, spielte seine erste Saison bei den Senioren - und im Finale gegen Valencia von Beginn an. Spielte Valencia schwindelig, agierte aber teilweise überhastet. War beim Elfmeterschießen nur Zuschauer, Hitzfeld vertraute den Routiniers. Wechselte 2007 als vierfacher deutscher Meister zu Manchester United - für die damalige Bundesliga-Rekord-Ablösesumme von 25 Millionen Euro. Gewann 2008 mit ManU erneut die Champions League, bekam anschließend Knieprobleme, die mehrere Operationen nötig machten. Gab Anfang Mai 2010 sein Comeback nach 21 Monaten Verletzungspause.

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Bixente Lizarazu

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Bixente Lizarazu

Der Baske. Einer der besten Bayern im Finale gegen Valencia. Traf zum 5:4 im Elfmeterschießen. Spielte insgesamt neun Jahre für die Bayern, mit halbjähriger Unterbrechung. War 2004 eigentlich nach Marseille abgewandert und kam sofort zurück, als ihn der FC Bayern wegen Philipp Lahms Verletzung brauchte. Lebt heute in einer Villa am Meer, surft und äußert seine Meinung - als Kommentator im französischen Fernsehen. Kaufte sich 2008 gemeinsam mit Zinédine Zidane beim Fußballklub Évian Thonon Gaillard ein, der 2010 Meister in der dritten französischen Liga wurde.

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Hasan Salihamidzic

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Hasan Salihamidzic

Brazzo, das Bürschchen. Bei Feierlichkeiten immer vorne dabei. Verfechter der gründlichen Bierdusche. Hielt als zweiter Schütze im Elfmeterschießen gegen Valencia dem Druck stand - zuvor hatte Paulo Sérgio für die Bayern verschossen. Spielte neun Jahre in München, wurde dort sechsmal deutscher Meister und viermal Pokalsieger. Wenn es nach Uli Hoeneß gegangen wäre, hätte er noch ein paar Jahre drangehängt. Entschied sich dagegen und wechselte 2007 zu Juventus Turin, wo er keinen Stammplatz hat, aber einen Spitznamen: Brazzo, wie damals bei Bayern.

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Mehmet Scholl

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Mehmet Scholl

Der Freigeist. Vergab in der siebten Minute des Finales die Chance, per Foulelfmeter zum 1:1 auszugleichen. Wurde in der Verlängerung ausgewechselt - offenbar wollte ihn Hitzfeld nicht noch einen Elfmeter schießen lassen. Für ihn kam Paulo Sérgio - und verschoss seinen Elfmeter. Scholl beendete 2007 nach 15 Jahren beim FC Bayern seine Karriere. Ist mit acht deutschen Meistertiteln Bundesliga-Rekordhalter - gemeinsam mit Oliver Kahn. Stieg in die Kegelmannschaft des FC Bayern ein, versuchte sich später als Trainer im Jugendbereich und schließlich bei der Regionalligamannschaft. Bat im April 2010 um die Auflösung seines Vertrages, weil er sich seiner TV-Karriere widmen will. Gibt jetzt den freigeistigen Experten am ARD-Mikrofon.

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Giovane Elber

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Giovane Élber

Der Unternehmer. Zu aktiven Zeiten Betreiber einer Torfabrik im Auftrag des FC Bayern: 92 Treffer in sieben Jahren. Im Finale gegen Valencia mit zwei dicken Chancen, aber ohne Fortune. Wurde in der 100. Minute für Alexander Zickler ausgewechselt. Wechselte 2003 zu Olympique Lyon und später zu Borussia Mönchengladbach, wurde in beiden Klubs nicht glücklich. Sagt immer noch "mein Verein", wenn er den FC Bayern meint. Arbeitet heute als Talentscout in Südamerika für die Münchner, besitzt außerdem "6000 Rinder auf einer Fläche von 2800 Fußballfeldern", wie er sagt.

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Carsten Jancker

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Carsten Jancker

Die Brechstange. Kam in der Halbzeit für Sagnol und beschäftigte mit körperlicher Wucht Valencias Abwehr, wenn auch ohne durchschlagenden Erfolg. Hatte den Zenit seiner Karriere beim Champions-League-Sieg schon überschritten. Wechselte ein Jahr später zu Udinese Calcio nach Italien, später zum 1. FC Kaiserlautern, dann nach Shanghai Shenhua in die chinesische Liga. Wurde erst 2007 beim SV Mattersburg in Österreich wieder glücklich - bis der Klub ihm 2009 mitteilte, man plane nicht mehr mit ihm. Arbeitet seit 2010 als Nachwuchstrainer bei Rapid Wien.

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Alexander Zickler

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Alexander Zickler

Das ewige Talent. Kam gegen Valencia in der Verlängerung für Giovane Élber und traf im Elfmeterschießen zum 3:3. Wartete beim FC Bayern zwölf Jahre auf den Durchbruch, traf in 234 Spielen aber nur 54 Mal. Feierte dennoch sieben Meistertitel und vier DFB-Pokalsiege. Hatte viel Verletzungspech und wechselte 2005 zu Red Bull Salzburg. Blühte dort auf, wurde zwei Mal Torschützenkönig und dreimal Meister, zuletzt 2010. War zuletzt allerdings wieder nur Reservist und will deshalb wechseln - zum Ligarivalen Linzer ASK.

Foto: dpa; während eines Testspiels im Jahr 2001.

Paulo Sergio

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Paulo Sérgio

Der Gläubige. Wurde im Finale erst in der 108. Minute eingewechselt und eröffnete das Elfmeterschießen. Wollte eigentlich in die linke Ecke schießen, sah dann aber beim Anlauf, dass Torwart Canizares sich nach links bewegte. Entschied sich um - und schoss den Ball übers Tor. Flehte in seiner Verzweiflung zu Gott: "Herr, was passiert da? Warum das?" War unheimlich erleichtert, nachdem Kahn den entscheidenden Elfmeter pariert hatte. Verließ den FC Bayern 2002, ließ seine Karriere in Abu Dhabi und Brasilien ausklingen. Spielt seitdem nach eigener Aussage für "die Mannschaft von Jesus Christus", die immer gewinne, und predigt als Wanderpastor in Brasilien. War 2008 für kurze Zeit Trainer bei Red Bull Brasilia.

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Ottmar Hitzfeld

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Ottmar Hitzfeld

Der General. Steht seit dem Triumph von 2001 auf einer Stufe mit Legende Ernst Happel: Sie sind die einzigen Trainer, die mit zwei unterschiedlichen Klubs den höchsten Titel im europäischen Vereinsfußball gewonnen haben; Happel mit Rotterdam (1970) und Hamburg (1983), Hitzfeld mit Dortmund (1997) und München. Hörte nach einer titellosen Saison 2004 als Bayern-Trainer auf. Lehnte daraufhin ein Angebot des DFB ab und wurde nicht deutscher Nationaltrainer, sondern TV-Experte. Kehrte 2007 als Nachfolger seines Nachfolgers Felix Magath zu Bayern zurück und holte im Jahr darauf das Double. Ist seit 2008 Nationaltrainer der Schweiz und will bei der WM in Südafrika mindestens ins Achtelfinale.

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© sueddeutsche.de
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