2. Bundesliga:Aufsichtsrats-Wahl vertagt: Unruhe beim HSV geht weiter

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Marcell Jansen, Präsident Hamburger Sportverein e.V. und Aufsichtsrat der HSV Fußball AG, schaut in die Runde. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Vor dem Rostock-Spiel muss der HSV-Coach auch zur Dopingverhandlung gegen Mario Vuskovic und zur Hauptversammlung der Fußball-AG Stellung beziehen. Die Interessen des 47-Jährigen dabei sind gespalten.

Von Stefan Flomm, dpa

Hamburg/Rostock (dpa/lno) - Der Tabellenplatz? Mit Rang zwei absolut im Soll! Der Kader? Keine Sorgen! Sportlich gab es für HSV-Trainer Tim Walter vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) bei Hansa Rostock kaum Neuigkeiten zu berichten. Und so musste sich der 47-Jährige bei der Spieltags-Pressekonferenz am Donnerstag mit Fragen zu zwei anderen Themenkomplexen beschäftigen, die nicht zu seinem eigentlichen Kernaufgabenbereich gehören: Der parallel stattfindenden Sitzung der Anteilseigner der Fußball AG und der für Freitag angesetzten mündlichen Verhandlung gegen den unter Dopingverdacht stehenden HSV-Profi Mario Vuskovic.

„Wir werden alles morgen sehen, aber dem kann ich nicht vorgreifen“, sagte der HSV-Coach vor dem ersten von zwei angesetzten Verhandlungsterminen vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt/Main. Dennoch ist er in Gedanken bei seinem derzeit gesperrten Spieler: „Ich hoffe auf was Gutes für uns und vor allem für den Jungen.“

Walter hatte nach eigenen Angaben telefonischen und persönlichen Kontakt zu dem 21-jährigen Kroaten, bei dem in einer A- und B-Probe körperfremdes Erythropoetin (EPO) nachgewiesen worden war. „Was in ihm abgeht, das weiß keiner von uns und das wird auch keiner herausfinden“, sagte Walter. „Er muss die Geschichte am meisten mit sich ausmachen. Ich kann nur sagen, dass wir für ihn da sind. Und genauso meine Mannschaft.“

Vuskovic, der seit einer einstweiligen Verfügung vom 15. November gesperrt ist und der sich alleine fit halten muss, droht im schlimmsten Fall eine vierjährige Sperre. Der zweite Verhandlungstag ist für den 9. Februar angesetzt. Walter betonte: „Er ist ein Teil von uns.“

Die parallel zur Pressekonferenz laufende Versammlung der AG-Anteilseigner spielte für den Trainer eine eher untergeordnete Rolle. Auf die Journalistenfrage, ob es ihn interessiere oder er am Ende nur die Ergebnisse zur Kenntnis nehmen würde, antwortete Walter: „Genauso ist es. Letztendlich ist es für mich nicht interessant.“

Das Problem für den HSV ist nur: Die Personaldebatten jenseits des Spielfeldes werden erst einmal weitergehen. Denn wie der Club am späten Nachmittag mitteilte, wurde die Wahl des neuen Aufsichtsrates bei der mit Spannung erwarteten Versammlung vertagt. Damit bleibt das Kontrollgremium unter der Führung des e.V.-Präsidenten Marcell Jansen bis zur nächsten zeitnah geplanten Hauptversammlung im Amt.

Nach der Clubmitteilung besteht der Aufsichtsrat aber nur noch aus sechs Personen. Nicht mehr dabei ist Detlef Dinsel, dessen Abberufung nach Medienberichten die Anteilseigner und der Supporters Club als mit Abstand größte Abteilung des Muttervereins gefordert hatten. Sie werfen dem Unternehmer zu wenig Bezug zu Hamburg und zum HSV sowie zu wenig Sachkompetenz vor. Dinsel war für den mittlerweile zurückgetretenen Finanzvorstand Thomas Wüstefeld in den Aufsichtsrat gekommen. Sein Mandat ist aber abgelaufen.

Dazu sollten Stephan von Bülow und Henrik Köncke am Donnerstag in das Kontrollgremium rücken, um Andreas Peters und die derzeit einzige Frau, Lena Schrum, zu ersetzen.

Bis zur nächsten Hauptversammlung werde die Kandidatenauswahl für das Kontrollgremium noch einmal intensiv besprochen und intern abgestimmt, hieß es in der Mitteilung. „Ich werte diese Entscheidung als guten Kompromiss, weil wir aufeinander zugehen“, sagte Jansen.

„Wir hatten viele kontroverse Diskussionen, die am Ende zu einem positiven Ergebnis für den HSV führen sollen“, sagte Jansen. Am Ende gab es aber nur zwei konkrete Ergebnisse: Der AG-Vorstand wurde für das Geschäftsjahr 2021/22 entlastet und das Thema Nachhaltigkeit soll in der AG-Satzung verankert werden.

Walter wiederum war erst dann wieder in seinem Element, als die Sprache auf das Nordduell am Sonntag bei Hansa Rostock kam. Bei den Mecklenburgern erwartet Walter eine „hitzige Atmosphäre“. Das sei schön, weil „wir solche Stimmung mögen“, sagte der Coach, der mit Blick auf die Zuschauer allerdings anfügte: „Wenn alles im Rahmen bleibt.“

Dass es beim 4:2 zum Rückrundenauftakt über Eintracht Braunschweig Licht und Schatten gab, war für den Coach normal: „Nach elf Wochen Pause ist nicht alles selbstverständlich.“ Seiner Mannschaft bescheinigte er, auf einem „sehr, sehr guten Weg“ zu sein. Sollte das auch für den nicht immer einigen Club und seine Organe gelten, würde es den 47-Jährigen bestimmt auch freuen.

© dpa-infocom, dpa:230202-99-454735/4

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