Süddeutsche Zeitung

Fußball:Getrübte Freude

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Bobadillas Ausfall ist bitter für den Augsburger Abstiegskampf - es fragt sich nun, wer für den FCA die Tore schießen soll.

Von Kathrin Steinbichler

Markus Weinzierl kennt die Torregel, die den europäischen Wettbewerb so besonders macht. Ein Auswärtstor zählt bei Gleichstand doppelt, so besagen es die Statuten der Champions League wie der Europa League. "Ein 1:1 würde uns also reichen", sagte der Trainer des FC Augsburg im Hinblick auf das Rückspiel nächste Woche beim FC Liverpool, nachdem sich die Schwaben diesen Donnerstag ein 0:0 erkämpft hatten. Ein 1:1 also nächsten Donnerstag in der Stadt der Beatles, und der FCA würde weiter europäische Geschichte schreiben. Allein: Wer soll dieses Tor schießen?

Im Jahr 2016 ist der FC Augsburg bislang nicht gerade spendabel aufgetreten, wenn es um den Ertrag seiner Offensive ging. In bislang fünf Pflichtspielen gelangen dem FCA zwei Tore, eines davon beim 1:2 in Ingolstadt (durch Außenverteidiger Konstantinos Stafylidis), eines beim 1:3 gegen den FC Bayern (durch Raúl Bobadilla). Vor allem in der Europa League war der bullige Bobadilla Augsburgs einziger Torgarant, ganze sechs Treffer hat der gebürtige Argentinier schon vorzuweisen, nur Bilbaos Stürmer Aritz Aduriz ist mit jetzt sieben Treffern noch gefährlicher als der Augsburger. Doch auf Bobadilla kann Weinzierl vorerst nicht mehr setzen. Der 28-Jährige musste gegen Liverpool schon nach 23 Minuten den Rasen verlassen - eine Muskelverletzung am Oberschenkel nahm ihn aus dem Spiel.

"Das ist natürlich sehr bitter", sagte Weinzierl. Auch am Freitagvormittag, als eine genaue Diagnose und damit die Schwere der Verletzung noch ausstand, wusste der Trainer: "Das ist normalerweise nichts, was in drei Tagen ausheilt." Muskelfasern brauchen Zeit, um wieder belastbar zu sein, ein zu früher Einsatz verschlimmert die Angelegenheit nur und zieht einen weit längeren Ausfall nach sich. Bobadillas Einsatz ist damit nicht nur für das Europa-League-Rückspiel beim FC Liverpool fraglich. Viel bitterer und vielleicht auch folgenschwerer ist, dass der FC Augsburg auch am Sonntag (17.30 Uhr) im wichtigen Abstiegsduell bei Hannover 96 ohne seinen besten Stürmer auskommen muss. Auch wenn Weinzierl die Hoffnung noch nicht aufgeben wollte: "Bei Boba wird es sicher eng, da müssen wir den Befund abwarten. Aber Wunder soll es ja immer wieder geben", sagte der Trainer am Freitag.

Auch in der Defensive hat der FCA Verletzungssorgen

Immerhin ist in der Bundesliga - anders als in der Europa League - Winterzugang Alfred Finnbogason spielberechtigt. Gut möglich, dass der Isländer wie schon im Ingolstadt-Spiel zum Einsatz kommt. Doch nicht nur in vorderster Reihe, auch in der Defensive hat der FCA Sorgen. Mittelfeld-Staubsauger Daniel Baier fällt nach seinem Haarriss im Mittelfuß weiter aus, ob Innenverteidiger Jeong-Ho Hong nach seiner Muskelverletzung aus dem Derby in Ingolstadt auflaufen kann, entscheidet sich erst kurzfristig. Mittelfeldspieler Jan Moravek, der sich in Ingolstadt eine Gehirnerschütterung zugezogen hat, ist noch nicht wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Immerhin aber hat Flügelspieler Tobias Werner gegen Liverpool eindrucksvoll bewiesen, dass er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist.

Um beim Tabellenletzten aus Hannover die dringend benötigten Punkte einzufahren, brauche die Mannschaft jetzt vor allem Erholung. Die Herausforderung sei, "körperlich wieder voll da zu sein und viel zu laufen", sagte Weinzierl. Der Kopf dagegen "ist kein Problem", die Mannschaft könne aus dem Liverpool-Spiel "viel Selbstvertrauen und Mut mitnehmen". Vielleicht langt das ja für ein Tor.

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Quelle:
SZ vom 20.02.2016
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