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Fußball - Gelsenkirchen:Aus für Peters auf Schalke: Nachfolger gehandelt

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Gelsenkirchen (dpa) - Beim FC Schalke 04 endet seine Ära überraschend nach 27 Jahren, doch im deutschen Profifußball behält Multifunktionär Peter Peters eine Hauptrolle. Der 57-Jährige bleibt trotz seines Ausscheidens als Finanzvorstand des Revierclubs im Präsidium der Deutschen Fußball Liga erster Stellvertreter von DFL-Chef Christian Seifert. Zudem ist der Diplomkaufmann und Ex-Sportjournalist bis August 2022 als DFL-Aufsichtsratschef gewählt und vertritt die Liga in der Clublizenzierungskommission des Europäischen Verbands UEFA.

Nach Schalker Clubangaben hatte Peters selbst darum gebeten, den Vertrag zum 30. Juni zu lösen. Doch daran glauben die wenigsten Branchenkenner. Schalkes Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies äußerte sich in der "Bild am Sonntag" zurückhaltend. "Peter Peters war über eine sehr lange Zeit ein wesentlicher Teil des FC Schalke. Ich habe Verständnis dafür, dass er sich nach über 27 Jahren anderen Herausforderungen stellen will. Peter ist in den Verbänden hoch anerkannt, und ich drücke ihm für die Zukunft beide Daumen", sagte der 64-Jährige, der zuvor bereits festgestellt hatte: "Ohne ihn wäre der FC Schalke nicht der Verein, der er heute ist."

Sportvorstand Jochen Schneider wies vor der Partie bei Union Berlin am Sonntag Spekulationen über interne Machtkämpfe zurück. "Nein, definitiv nicht", antworte Schneider bei Sky auf die Frage, ob es Dissonanzen zwischen Peters und Tönnies gegeben habe. "Man sollte respektieren, dass jemand wie Peter eine solche Entscheidung trifft, er hat dazu jedes Recht."

Club-Insider berichten, dass es die Schalker Verantwortlichen zunehmend kritisch sahen, dass Peters wegen seiner vielen Ämter bei DFL und DFB viel Zeit in den Verbandszentralen in Frankfurt/Main verbrachte. Dabei wird schnell vergessen, dass er dort natürlich auch stets Einfluss im Sinne der Königsblauen nehmen konnte.

Zur Last gelegt wird Peters aber der jüngste Fauxpas im Umgang mit den Dauerkartenbesitzern beim Thema Ticketrückerstattung. Schalke hatte in einem Schreiben an Karteninhaber im Rahmen einer Härtefall-Regelung eine Begründung verlangt, warum sie einer Gutscheinlösung nicht zustimmen und stattdessen ihr Geld zurückhaben wollen. Dies liege im Kompetenzbereich von Peters, und laut Schneider sei es ein "kapitales Eigentor", ein "unglaublicher Fehler" gewesen. Das dürfe kein Verein der Bundesliga machen "und schon gar nicht Schalke 04", wo die Fans und Dauerkartenbesitzer dem Verein "so viel Liebe" entgegenbringen, betonte der 49-Jährige. "Sie können davon ausgehen, dass wir dieses Thema intern geklärt haben. Es darf nicht mehr passieren und es wird nicht mehr passieren."

Der frühere Sportvorstand Christian Heidel kann den Abschied von Peters nachvollziehen. "Der Posten Finanzvorstand bei Schalke ist nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig. Peter hat das jetzt über viele, viele Jahre auf Schalke gemacht. Vielleicht ist irgendwann auch der Punkt gekommen, zu sagen, es reicht", sagte Heidel am Samstag in der Sendung "Wontorra - der Fußball-Talk" bei Sky.

Ein weiterer Trennungsgrund sind unterschiedliche Auffassungen über die strategische Neu-Ausrichtung des Traditionsclubs. Zuletzt rückten Pläne für eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung wieder in den Fokus. Jobst ist ein klarer Befürworter, Peters eher Traditionalist, der stets die womöglich nicht mehr zeitgemäße Rechtsform des e.V. befürwortete.

Peters, der von 1993 an gemeinsam mit Manager Rudi Assauer und dem damaligen Finanzchef und späteren Vorsitzenden Josef Schnusenberg Schalke aus einer tiefen Krise in die europäische Beletage führte, gilt seit Jahren als jemand, der es gut versteht, auch hinter den Kulissen geschickt die Fäden zu ziehen. Doch auf Schalke haben sich die Machtverhältnisse zuletzt verschoben. Erst vor wenigen Wochen verlor auch der langjährige Medienchef Thomas Spiegel seinen Job.

Vorerst führen die beiden verbliebenen Vorstände Alexander Jobst (Marketing und Kommunikation) und Jochen Schneider (Sport) die Geschäfte. Laut Satzung muss der Vorstand aus zwei bis vier Mitgliedern bestehen. Die Handlungsfähigkeit ist auch vom 1. Juli an gewährleistet.

Gleichwohl sind schon Nachfolger für Peters im Gespräch. Laut Medienberichten vom Sonntag soll Alexander Wehrle zu den Kandidaten gehören. Der 45-Jährige ist seit Januar 2013 Finanz-Geschäftsführer beim 1. FC Köln und hat einen Vertrag bis 2023.

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