Supercup für die FCB-Frauen :Signalfarbe Rot

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Erster Titel der Saison: Die FCB-Frauen hätten nichts dagegen, an die Hegemonie der Männer-Abteilung anzuknüpfen. (Foto: Matthias Kern/Getty)

Das Meisterteam des FC Bayern präsentiert sich beim Supercup in blendender Frühform – auch die unterlegenen Wolfsburgerinnen erkennen die Übermacht an. Die Liga allerdings benötigt erhebliche Investitionen, um weltweit mitzuhalten.

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Es ist aus Gründen der Nachhaltigkeit durchaus zu begrüßen, dass eine fast schon vergessene Trophäe aus der verstaubten Vitrine wieder Verwendung findet. Tatsächlich ist es das zuletzt vor 27 Jahren vergebene Original gewesen, das Glódis Viggósdottir, die Kapitänin des FC Bayern, am Sonntagabend nach dem 1:0 gewonnenen Finale des Supercups gegen den VfL Wolfsburg in den Abendhimmel über dem Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden gehoben hat. Vermutlich ist es der Isländerin auch gar nicht aufgefallen, dass die Silber-Spezialisten die einstige Aufschrift „Damen“ hatten entfernen lassen.

„Damen“ – so hieß das ja noch, als die Fußballerinnen von Grün-Weiß Brauweiler sich das letzte Mal auf dem Cup verewigten. Damals, 1997, waren nur 800 Besucher auf einem Dorfsportplatz von Eintracht Rheine zugegen, nun haben 16 690 Zuschauer in der Heimstätte des Traditionsvereins Dynamo Dresden zugesehen, wie massenhaft Konfetti auf die Protagonistinnen in den feuerroten Trikots herabregnete, die zu den Klängen des „Stern des Südens“ feierten. Der neuerdings die Pressekonferenzen nicht mehr in Englisch abhaltende Bayern-Trainer Alexander Straus suchte später nach dem passenden Wort, um die Atmosphäre vor dem Publikum in Sachsens Landeshauptstadt zusammenfassen. „Wie sagt man in Deutsch? Geil!“, sprach der 48 Jahre alte Norweger, er freute sich über „ein perfektes Stadion für dieses Spiel“. Im dritten Jahr mit Trainer Straus haben die Münchnerinnen nunmehr ihren dritten Titel eingesackt.

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Niemand neigt dazu, den Supercup überzubewerten, aber das vom Meister FC Bayern ausgesandte Signal ist vor dem Bundesliga-Eröffnungsspiel bei Aufsteiger und Altmeister Turbine Potsdam am Freitag (17 Uhr) nicht zu unterschätzen. In der Abteilung FCB-Frauen könnte eine Vorherrschaft folgen, die an die frühere Hegemonie der FCB-Männer erinnert. „Für mich ist der FC Bayern der Favorit auf die Meisterschaft“, erklärte jedenfalls Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot. Denn auch wenn die abgewanderte Weltklassespielerin Lena Oberdorf wegen ihrer schweren Knieverletzung dem Konkurrenten wohl erst im nächsten Jahr helfen kann, „so ist sie nicht mehr bei uns“, hob Stroot hervor. Die drei Schlüsselspielerinnen Oberhof, Dominique Janssen (zu Manchester United gewechselt) und Ewa Pajor (zum FC Barcelona) hat der VfL verloren, führte Stroot aus, und er warb in der erfolgsverwöhnten Autostadt um Geduld. Eines machte Stroot, der den VfL am Saisonende verlässt, allerdings klar: „Wenn die Bayern was liegenlassen, wollen wir da sein.“

Danach sieht es momentan nicht aus. Klara Bühl, eine von zehn eingesetzten, mit Olympiabronze dekorierten DFB-Nationalspielerinnen, erzielte früh, in der neunten Minute das 1:0. Sie hob grinsend hervor, man habe „ein klein bisschen Revanche“ genommen für das verlorene Pokalfinale vor drei Monaten: „Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Es war ein cooles Spiel.“

Die Torwartdiskussion in der Nationalelf erhält ein paar neue Argumente

Die über 70 Minuten zu diesem Saisonzeitpunkt erstaunlich reife Vorstellung voller Dominanz und Souveränität des FC Bayern kam auch für Trainer Straus überraschend, wie er sagte. Der unterlegende Kollege Stroot leitete aus dem späten Aufbäumen des VfL immerhin einen Entwicklungsprozess ab, der symbolisch für den weiteren Saisonverlauf stehen soll. Doch Wolfsburg, DFB-Sieger und Meisterschaftszweiter, muss sich erst noch für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren, was Nerven und Kräfte kosten kann. Bei den Münchnerinnen wirkt der Kader breiter und besser aufgestellt. „Wir haben ein Zeichen gesetzt, dass wir in großen Duellen stabil sind. Ein Sieg gegen Wolfsburg ist immer etwas Besonderes“, sagte Torfrau Maria Luisa Grohs. Sie spielte vor den von Bundestrainer Christian Wück erneut so stark, dass die Torwartfrage in der Nationalmannschaft eigentlich nicht nur auf Ann-Katrin Berger (NJ/NY Gotham FC) – als Deutschlands Fußballerin des Jahres – und die langjährige Stammtorhüterin Merle Frohms (VfL Wolfsburg) beschränkt werden müsste.

Auf der Tribüne zeigte sich die DFB-Führungsspitze zufrieden, dass die Wiedereinführung des oft als Kunstprodukt bekrittelten Supercups glückte. Es wäre allerdings angemessen gewesen, hätte es eine Schweigeminute für die Opfer des islamistischen Attentats von Solingen gegeben. Präsident Bernd Neuendorf sprach dennoch von einem „wunderbaren Rahmen“. Man wolle den Vergleich zwischen Meister und Pokalsieger künftig stets an einen Spielort vergeben, wo kein Erstligafußball angeboten werde. Gleichwohl bestehe weiterer Professionalisierungsbedarf, „um international nicht ins Hintertreffen zu geraten“, wie er sagte.

In den USA sind die TV-Erlöse um ein Vielfaches höher

Beispielsweise deuten jene 50 Millionen Dollar, die neuerdings die US-Profiliga NWSL aus Fernsehverträgen erlöst, auf eine neue Dimension – denn in Deutschland fließt auch in den nächsten Jahren nur ein Zehntel dieser Summe. In einer Talkrunde mahnte DFB-Geschäftsführer Holger Blask weitere Maßnahmen als nur die Aufstockung auf 14 Klubs zur Saison 2025/2026 an, „um aus dem Frauenfußball eine selbst tragendes System zu machen“.

Derzeit sei das für Vereine und Verband noch ein „Investitionsprojekt“. Jeder Lizenzverein schießt im Schnitt knapp zwei Millionen Euro zu. Blask befindet sich zur Umsetzung eines Wachstumsplans in Gesprächen mit den Ligavertretern, um Sichtbarkeit und Vermarktung allmählich zu erhöhen – und um irgendwann auch Mindestgrundgehälter von rund 3000 Euro brutto monatlich für jede Bundesligaspielerin zu garantieren. Der gesamte Investitionsbedarf wird inklusive der Verbesserung der Stadioninfrastuktur auf fast 100 Millionen Euro in den kommenden zehn Jahren geschätzt.

Dass sich der gesamte Frauenfußball unter dem Dach des DFB befinde, ist aus Blasks Sicht ein Vorteil. Wie viel Ausdauer jedoch noch erforderlich sein wird, erläuterte Katharina Kiel, die Technische Direktorin des Tabellendritten Eintracht Frankfurt, anschaulich: „Wir sind bei einem Triathlon und kommen gerade aus dem Wasser.“

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