Fußball:Brasilien zahlt Marta jetzt genauso viel wie Neymar

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Hand aufs Herz für Brasilien: Für ihre Dienste bei der Nationalmannschaft wird Marta nun genauso bezahlt wie die männlichen Kollegen. (Foto: imago images / foto2press)

Die brasilianischen und englischen Fußballerinnen bekommen von ihren Verbänden künftig so viel Geld wie die Männer. Sie gehören zu sieben einsamen Vorreitern.

Von Anna Dreher

Pia Sundhage hatte sich eine blaue Maske über Mund und Nase gezogen, selbstverständlich achtet auch die Nationaltrainerin von Brasiliens Fußballerinnen auf die Hygienevorgaben angesichts des Coronavirus. Was allerdings den Nachteil hatte, dass ihre Emotionen schwieriger an ihrer Mimik abzulesen waren. Sundhage gab also bei der Pressekonferenz vorsichtshalber einen Hinweis. "Ich hoffe, dass Sie alle das Lächeln in meinen Augen sehen können", sagte die Schwedin und zeigte auf ihr Gesicht: "Das ist historisch. Ein Teil davon zu sein, ist etwas ganz Besonderes."

Sundhage, 60, ist eine Ikone des Frauenfußballs, sie hat als Spielerin und als Trainerin sehr viel erlebt in diesem Sport und einige Titel gewonnen. Aber nun ist etwas passiert, das selbst für sie außergewöhnlich gewesen ist. Weil es der nächste Schritt nach vorne ist in einem schon lange geführten Kampf, der nicht allein den Sport betrifft, sondern die Gesellschaft generell: ein Schritt hin zur Gleichberechtigung und Gleichbehandlung.

In der vergangenen Woche gab der brasilianische Fußballverband CBF bekannt, dass er den Frauen künftig genauso viel Geld bezahlen wird wie den Männern. Spielerinnen wie der sechsmaligen Weltfußballerin Marta und der Rekordnationalspielerin Formiga, die sich seit Jahren für Gleichberechtigung einsetzen, wird also nun in Form von Prämien und Spesen die gleiche Wertschätzung zuteil wie Neymar, Dani Alves und Roberto Firmino. Die Confederação, sagte Präsident Rogerio Caboclo am vorigen Mittwoch, "hat das Preisgeld und die Zulagen zwischen Männer- und Frauenfußball ausgeglichen. Was bedeutet, dass die Spielerinnen das Gleiche verdienen wie die Männer".

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Sieben von 159 Verbänden machen keinen Unterschied mehr bei der Bezahlung

Schon im März sei Sundhage und ihrem Team diese Entscheidung mitgeteilt worden. Die neue Regelung soll für jene Teams gelten, die Brasilien bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften vertreten. Wobei die CBF dabei von einer "proportionalen Anpassung" sprach - die Preisgelder, die der Weltverband Fifa ausschüttet, unterscheiden sich stark: Bei der Männer-WM 2018 waren es insgesamt 400 Millionen US-Dollar, bei der Frauen-WM 2019 nur 30 Millionen.

Und als hätte sie vergessen, dass sie diesen Schritt selbst ja schon längst gemacht hat, meldete sich einen Tag später die englische Football Association zu Wort. "Die FA bezahlt ihren Spielerinnen genauso viel wie ihren männlichen Kollegen für die Repräsentation Englands, sowohl bei der Vergütung als auch in Bezug auf Spielboni", hieß es. Und: "Die Parität besteht seit Januar 2020." Erstmals angewandt wurde sie wohl im März beim SheBelieves Cup in den USA.

Es ist interessant, dass CBF und FA nicht schon vor Monaten darauf aufmerksam gemacht haben, gehören sie doch zu den wenigen Vorreitern unter 159 Verbänden mit Frauenteams bei der Fifa. Damit machen nun Norwegen, Neuseeland, Australien, Finnland, Fiji, Brasilien und England keinen Unterschied mehr bei der Bezahlung. Große Aufmerksamkeit für das Thema hatten zuletzt vor allem die Fußballerinnen der USA vor der WM 2019 erzielt, mit einer Klage gegen ihren Verband wegen ungleicher Bezahlung. Ein Richter lehnte die Klage ab, ebenso erging es der direkten Berufung der Weltmeisterinnen. Der Prozess um die verbleibende Klage zu den Arbeitsbedingungen ist für 15. September angesetzt.

© SZ vom 08.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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